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10:55 Uhr, 10.04.2024

Stahlverband: EU und vor allem Deutschland fallen weiter zurück

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Der Weltstahlverband Worldsteel erwartet für die Jahre 2024 und 2025 wieder ein leichtes Wachstum der globalen Stahlnachfrage, nachdem die Marktversorgung mit Walzstahl in den vergangenen beiden Jahren rückläufig war. Jedoch fielen die Europäische Union (EU) und allen voran Deutschland "immer weiter zurück", warnte die Wirtschaftsvereinigung Stahl. Die Prognose basiere auf einer stabilen Entwicklung in China, einer deutlichen Belebung der Stahlkonjunktur in den Schwellenländern, insbesondere in Indien, sowie einer robusten Entwicklung der Stahlnachfrage in den fortgeschrittenen Ländern.

Dazu zählten auch die USA, wo der Stahlmarkt zunehmend Impulse aus Infrastrukturprogrammen und dem Inflation Reduction Act erhalte. "Weltweit liegen die größten Herausforderungen in der Stahlkonjunktur derzeit in der Europäischen Union und insbesondere in Deutschland", erklärt Martin Theuringer, Chairman des Worldsteel-Wirtschaftsausschusses und Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Zwar erhole sich die Stahlnachfrage auch in der EU, allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau.

Für Deutschland sehe Worldsteel in diesem Jahr nur eine technische Erholung, die vor allem lagerzyklisch bedingt sei und erst ab 2025 an Fahrt gewinnen werde. Aber auch dann dürfte die Stahlnachfrage in Deutschland das niedrige Niveau des Corona-Krisenjahres 2020 nicht wesentlich überschreiten. "Die schwache Erholung in der EU und insbesondere in Deutschland steht im Gegensatz zu den USA, wo die Stahlnachfrage zwischen 2020 und 2025 um insgesamt 20 Prozent zulegen dürfte. Und das trotz eines auch dort schwachen Wohnungsbaus, aber dank hoher Investitionen in den Aufbau von Fertigungskapazitäten", so Theuringer.

Die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Kerstin Maria Rippel, forderte Maßnahmen für den Industriestandort Deutschland. "Trotz globaler Konjunkturerholung kommen wir hierzulande nicht voran. Das ist eine schlechte Nachricht, die weit über unseren Sektor hinausreicht, denn die Stahlnachfrage ist ein Indikator für die allgemeine Verfassung des Industriestandorts Deutschland", sagte sie. Wolle man die Klimaziele erreichen und zugleich die wirtschaftliche Stärke und Widerstandsfähigkeit erhalten, brauche man eine starke Industrie. "Um den Industriestandort Deutschland wieder nach vorne zu bringen, müssen jetzt die notwendigen Schritte eingeleitet werden". Sie forderte, "dass wir sowohl in Deutschland als auch in der EU eine Antwort auf die strategischen Standortpolitiken finden, die andere Regionen der Welt derzeit stark machen und voranbringen".

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/hab

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