Kommentar
09:48 Uhr, 09.04.2008

Stabilität bis Entspannung am Devisenmarkt – Globale Finanzkrise zieht Kreise

Der Euro eröffnet heute bei 1.5700, nachdem sowohl im US-Handel als auch im asiatischen Handel das Niveau von 1.5730 nicht nachhaltig überschritten wurde. Der USD notiert aktuell gegenüber dem JPY bei 102.40. „Carry-Trades“ zeigen sich weiter in freundlicher Verfassung. EUR-CHF steht bei 1.5925, während EUR-JPY bei 160.90 oszilliert.

Die globale Finanzkrise zieht ihre Kreise. Sukzessive werden die Prognosen angepasst. Zunehmend entwickelt die globale Finanzkrise ausgehend von den USA ein realwirtschaftliches Gesicht. So passte der IWF jüngst die Wachstumsprognosen an. Eine Rezession in den USA ist thematisch nicht mehr „politisch unkorrekt“. Auch die IWF-Prognose des Verlustvolumens im Rahmen der globalen Finanzkrise mit 945 Mrd. USD erscheint doch deutlich realistischer als die Größenordnungen der Fed von 50 – 100 Mrd. USD aus dem letzten Jahr, die wir hier aus mittlerweile erkennbar guten Gründen kritisch und ein wenig despektierlich begleiteten. Gleichwohl sind auch bei der Fed zumindest in der Erfassung und Bewertung der konjunkturellen Lage als auch Aussicht verstärkte Anflüge von Realitätssinn erkennbar. Das FOMC Protokoll lieferte gestern dennoch keine wirklich neuen Erkenntnisse. Sich fortsetzende ökonomische Schwäche mit voraussichtlicher Kontraktion im ersten Halbjahr 2008, Notwendigkeiten verstärkter Liquiditätsversorgung auch für Investmentbanken, eine anhaltenden Finanzkrise und Risiken bei der Inflationsentwicklung waren bereits im Vorfeld Themen, die im Markt diskontiert wurden. Das deutlich ausgeweitete Notfallprogramm der Fed wirft aus guten Gründen zunehmend Fragen auf. Paul Volcker, Vorgänger von Alan Greenspan, stellte die Rettung von Bear Stearns in Frage und bezeichnete die Rettung von Bear Stearns durch die Fed als am äußersten Rand des legalen Spielraums der Fed. „Food for thought!“

Der Blick auf die gestrigen Veröffentlichungen aus den USA kann nicht ansatzweise überzeugen:

• Der Umsatz in Ladenketten (Chain Stores) nahm in der Berichtswoche nominal um 0,7% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang von +0,5% auf +0,3%. Unter Berücksichtigung der Inflation stellt sich eine solide Kontraktion ein. • „Pending Home Sales“ sanken per Februar um 1,9% im Monatsvergleich. Die Erholung des Vormonats wurde damit deutlich konterkariert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 21,4% nach zuvor -19,3%.

• Der „ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index“ sank erwartungsgemäß in der Berichtswoche von zuvor -33 auf -34 Punkte.

Heute erwarten wir zunächst die Revision des BIP der Eurozone per 4. Quartal 2007. Analysten prognostizieren unverändert ein Wachstum von 2,2% im Jahresvergleich. Aus den USA folgt die Veröffentlichung der Lagerbestände des Großhandels per Februar. Marktbeobachter erwarten einen Anstieg um 0,5% im Monatsvergleich. Beide Veröffentlichungen werden voraussichtlich keine wesentliche Marktwirkung entfalten.

Es bleibt bei dem negativen Bias für den Euro, der zunächst Abwärtspotential bis in den Bereich von 1.5300 – 30 offeriert. Erst ein Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.5880 -1.5910 dreht den Bias auf positiv.

Viel Erfolg!

Folker Hellmeyer

Chefanalyst der Bremer Landesbank

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