Analyse
07:15 Uhr, 22.05.2025

S&P 500: Wieder eine Übertreibung?

Am Dienstag endete die Gewinnserie des S&P 500 mit einem kleinen Tagesverlust von -0,39 %. Hätte man ansonsten schon wieder von einer Übertreibung ausgehen müssen?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 5.844,61 Pkt (Cboe) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 5.844,61 Pkt (Cboe)

Zum S&P 500 war im Chartanalyse-Dienst "Target-Trend-Spezial" zu lesen, dass der Index "mit einer großen Aufwärtslücke seine dynamische Kurserholung fortgesetzt (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart) und sich damit über das Hoch der Welle B an der Mittellinie bei 5.782 Punkten zurückgearbeitet" hat. Und weiter: "Damit wurde gemäß der vorangegangenen Analyse das nächste deutliche Signal der Stärke gesendet."

Zudem: "Anschlussgewinne führten den Index mit sechs Gewinntagen in Folge bis zur Mittellinie bei 5.974 Punkten (siehe roter Pfeil). Damit hat der Index nun seit dem Tief vom 21. April binnen 21 Handelstagen fast 17 % zugelegt und notierte dadurch nur noch -2,92 % vom Rekordhoch im Minus."

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Ein seltenes Phänomen

Am Dienstag endete die Gewinnserie des S&P 500 mit einem kleinen Tagesverlust von -0,39 %. Hätte man ansonsten schon wieder von einer Übertreibung ausgehen müssen? Zumal diese Serie auf eine neuntägige Erfolgssträhne folgte (die längste seit 20 Jahren), die erst fünf Handelstage zuvor endete, wie auch Zacks Investment Research dazu berichtet, und vorgestern schrieb: "Zwischen dem Beginn der ersten Serie und dem vergangenen Freitag lag der S&P 500 an 16 der letzten 19 Handelstage im Plus. Wahnsinn!"

Zudem berichtete HSBC gestern, dass der S&P 500 in der vergangenen Handelswoche an allen fünf Handelstagen zulegen konnte. Und dabei handele "es sich um ein seltenes Phänomen, denn statistisch betrachtet kommen fünf Tage mit Kursgewinnen in einer Woche nur 1,5[-mal] pro Jahr vor", so die Bank.

Stärke zieht weitere Stärke nach sich

Was den weiteren Verlauf des Marktes nach einer solchen "Erfolgssträhne" angeht, so hat die HSBC festgestellt, dass der S&P 500 im historischen Durchschnitt anschließend um weitere +2,29 %, +4,64 % bzw. +8,79 % zulegen konnte – auf Sicht von drei, sechs bzw. neun Monaten. Ich frage mich allerdings, ob solche Statistiken überhaupt hilfreich sind.


(Quelle: HSBC)

Sicherlich, HSBC weist auch noch darauf hin, dass alle drei Werte über den historischen Vergleichsmaßstäben von +1,9 %, +3,8 % und +7,79 % liegen. Doch die Differenz erscheint mir relativ gering, um für Trader wirklich bedeutsam zu sein. Und auch ein Anstieg um +2,29 % in drei Monaten dürfte kaum einen Trader in Begeisterungsstürme ausbrechen lassen.

Wie stark war der S&P 500?

Und das gilt wohl auch für die Performance, die der S&P 500 mit seiner jüngsten Fünf-Tages-Erfolgssträhne erzielt hat. Denn er konnte damit, abgesehen von der großen Aufwärtslücke, lediglich um +2,4 % zulegen. Aber immerhin: Im Vergleich zu den +2,29 %, die ihm laut HSBC nun statistisch betrachtet in den nächsten drei Monaten – also in einem wesentlich längeren Zeitraum – winken, ist das in sehr kurzer Zeit relativ viel.

Keine Übertreibung!

Aber um die Frage zu beantworten, ob man bei der aktuellen Gewinnserie des S&P 500 schon wieder von einer Übertreibung hätte ausgehen können, lautet die Antwort: ein klares Nein! Nicht jede Gewinnserie ist eine Sensationsmeldung wert. Dies ist nur dann der Fall, wenn in sehr kurzer Zeit sehr hohe Gewinne erzielt werden – zum Beispiel wie bei den oben genannten fast +17 % binnen 21 Handelstagen. Doch in den vergangenen Tagen konnte nicht nur der S&P 500 nur noch relativ moderat zulegen, sondern auch der Nasdaq 100 – durch das Pendeln um eine Aufwärtstrendkanallinie, über das ich gestern bereits berichtete (siehe "USA: So ist der Verlust der Top-Bonität einzuordnen").

Aktuell hat der US-Technologieindex dabei eine wichtige Aufwärtstrendlinie verteidigt (siehe grüner Pfeil im Chart). Und seitdem macht er sich auf, ein neues Erholungshoch zu erreichen. Das Chartbild sieht somit weiterhin bullisch aus und die Welle 3 scheint noch nicht beendet zu sein. Es bleibt aber noch ein klarer Ausbruch aus der laufenden Konsolidierung abzuwarten.

Ist die jüngste Performance des S&P 500 bullisch oder bärisch?

Womit die HSBC aber jedenfalls vollkommen Recht hat: Stärke zieht weitere Stärke nach sich. Und so ist die jüngste Gewinnserie des S&P 500 bullisch zu werten, da den Bullen offenbar trotz bereits stark gestiegener Kurse nicht die Puste ausgeht. Und das spricht eben durchaus dafür, dass es in den kommenden Wochen und Monaten weiter aufwärts geht, was wohl auch die Kernaussage hinter der in meinen Augen etwas merkwürdigen Statistik von HSBC ist.

Allerdings könnte man die Gewinnserie des S&P 500 auch anders deuten: Dass dem Index trotz einer Serie von sechs Gewinntagen in Folge "nur" ein Kursanstieg von +2,4 % gelungen ist, wenn man die Aufwärtslücke außenvorlässt, könnte einer merklich nachlassenden Kraft der Bullen geschuldet sein. Dadurch könnten die Bären ihre Chance wittern und die Aktienmärkte in die längst fällige Gegenbewegung ziehen. Und es reicht bereits ein schwacher Handelstag, um die Folge höherer Hochs und Tiefs im sehr kurzfristigen Bereich zu beenden oder gar die Gewinne mehrerer Tage auszuradieren.

Es ist mit Rücksetzern zu rechnen!

Es mag also zwar so sein, dass der S&P 500 in drei, sechs bzw. neun Monaten um einige Prozentpunkte höher stehen wird – was aber sowieso meistens der Fall ist, weil Aktienmärkte langfristig tendenziell steigen – fraglich ist aber, was zwischenzeitlich passiert. Und da gibt es eben durchaus gute Argumente, die für einen baldigen Rücksetzer sprechen.

Wenn Du wissen möchtest, welche Chartmarken beim S&P 500 derzeit zwischen Trendfortsetzung und Beginn einer Korrektur unterscheiden, dann lege ich Dir die aktuelle Chartanalyse des Target-Trend-Spezial ans Herz, die Du im Kundenarchiv nachlesen kannst.

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