Kommentar
12:40 Uhr, 04.07.2011

Sojabohnen: Made in America

An kaum einem anderen Agrarprodukt lässt sich der steigende Wohlstand der Chinesen eindrucksvoller ablesen, als an der Sojabohne. Über 50 Millionen Tonnen werden die Chinesen im nächsten Jahr verbrauchen, 78% mehr als vor zehn und sogar 226% mehr als vor 15 Jahren. Im Jahr 2020 werden es bereits über 88 Millionen Tonnen sein. Die Preise notieren nur noch 15% unter ihrem Rekordhoch aus dem Jahr 2008.

Auf den ersten Blick müssten sich die Landwirte darum schlagen, angesichts derartiger Nachfragesteigerungen möglichst viel Soja anzubauen. Dem ist allerdings nicht so. Gerade in den USA wird lieber Mais angebaut, da es angesichts teuren Öls reichlich benötigt wird, um Ethanol zu brennen. Landwirte hoffen, dass die Energiebranche auch zukünftig gute Preise zahlen wird und wenden sich von der margenärmeren Sojabohne zusehends ab. Besonders im traditionell mit Mais bewirtschafteten amerikanischen Corn Belt sind Sojafelder vom Aussterben bedroht. Wenngleich die proteinreiche Bohne in umliegenden Bundesstaaten wie North Dakota immer noch gehegt und gepflegt wird, scheinen US-amerikanische Landwirte ihre Zukunft nicht in der Sojabohne zu sehen. Das mag auch daran liegen, dass das Ausland kostengünstiger und damit mit einer aggressiveren Preispolitik an den Markt gehen kann. Brasilien hat mit diesen Vorteilen bereits die absolute globale Vorherrschaft beim Sojaexport errungen.

Die Amerikaner geben diesem Druck nach, sind sie doch selbst über große Konzerne wie Bunge in lateinamerikanische Sojafelder investiert. Das US-Agrarministerium schätzt, dass der Hochpunkt des USSojabohnenamerikanischen Sojaanbaus im Jahr 2006 bereits erreicht wurde und dass die Anbauflächen in den kommenden Jahren bestenfalls stagnieren werden. Der Anbau von Soja im Ausland hat auch den Charme, dass er günstiger ist, während staatliche Ausgleichszahlungen in Zeiten von Überproduktion und fallenden Preisen nicht mehr durch den Steuertopf in Washington finanziert werden müssen. Die Lohnausgleichszahlungen garantieren den Bauern in den USA die Erstattung eines Betrages, welcher der Differenz des staatlich garantierten Mindestpreises und dem Marktpreis entspricht. Die Bauern verpflichten sich im Gegenzug dazu, ihre Produktion zunächst auf Lager zu halten und später zu besseren Marktbedingungen und höheren Preisen zu verkaufen. Im Idealfall fällt durch diese temporäre Lagerhaltung das Angebot zur Erntezeit und steigt im Anschluss bei besseren Preisen wieder an. Derartige strikte Reglements sind in Lateinamerika – wenn überhaupt – gerade erst im Entstehen.

Die Hoffnungen, die sich US-Konzerne beim Anbau von Soja in Lateinamerika gemacht haben, sind aber heute auch nicht mehr so optimistisch wie noch vor ein paar Jahren. Längst hat man erkannt, dass der brasilianische Real ein wichtiger Faktor bei der Preisbildung ist, da er in wirtschaftlich guten Zeiten eher steigt und die Wettbewerbsfähigkeit brasilianischer Bohnen damit auf dem Weltmarkt schmälert, während der fallende Dollar für US-Sojaexporte eher förderlich ist. Außerdem werden in Brasilien, ja in ganz Lateinamerika noch große Infrastrukturprojekte angeschoben und fertiggestellt werden müssen, um das langfristig sicherlich noch enorme landwirtschaftliche Potenzial dieses Kontinents heben zu können. In der Zwischen zeit werden sich die Produzenten von Sojabohnen auf dem amerikanischen Kontinent um die größten Bestellungen balgen müssen. Weltweit schätzt das US-Agrarministerium den Nachfrageanstieg nach Sojabohnen von 92,7 Millionen Tonnen im Jahr 2010 auf 131,5 Millionen Tonnen im Jahr 2020.

Soja-Nachfrage: Made in China

Zum Nachfrageanstieg trägt vor allem das Sojaschrot bei, das in der Viehzucht verwendet wird, die die sprunghaft steigende Fleischnachfrage Asiens befriedigen muss. Der Appetit nach Fleisch war dort sicherlich schon immer da, nur hat der wachsende Wohlstand einer mehrere hundert Millionen Menschen großen Mittelschicht dazu geführt, dass sie sich dieses Fleisch nun auch leisten können. Sojabohnen werden zur Sojaschrot verarbeitet, was in China das wichtigste Futtermittel in der Viehzucht ist. Sojaöl ist darüber hinaus ein wichtiger Bestandteil asiatischer Mahlzeiten.

Da China für nur 8% der Weltproduktion steht, führen oft schon Gerüchte über das chinesische Import ver hal ten zu ganz abstrusen Preisschwankungen. Außerdem wird der Produktionsanteil Chinas, auch wegen der zunehmenden Landflucht, weiter sinken, so dass die amerikanischen Bauern durchaus rosigen Zeiten entgegensehen könnten.

Ganz neu hat sich neben der chinesischen Nachfrage, die jetzt schon ca. 40% der Weltnachfrage ausmacht, ein neuer Bedarf aufgetan. Sojaöl findet mehr und mehr Einsatz bei der Erzeugung von Biodiesel. Hierfür ist es auch besonders ergiebig. Wer beobachtet, wie der Zuckerpreis durch die brasilianische Ethanolerzeugung beeinflusst wird, kann sich auch vorstellten, wie Soja zur Mangelware werden kann, wenn gleichzeitig die chinesische Nachfrage boomt und ein hoher Ölpreis die Produktion von Biodiesel beschleunigt.

Preise dürften weiter steigen

Während die Landwirte Süd- und Nordamerikas um die besten Marktanteile kämpfen, wächst die Nachfrage also weiter. Dies könnte zu neuen dramatischen Preissteigerungen bei Sojabohnen führen. Sollte es dem Markt gelingen, über 14,71 Dollar/Scheffel anzusteigen, so würde aus charttechnischer Sicht ein Kursziel bei 17,95 Dollar/Scheffel aktiviert.

Wer in dieses Szenario investieren möchte, kann dies wiederum mit linearen Delta-1-Zertifikaten tun, etwa mit dem nicht währungsgesicherten Open-End-Zertifikat von Goldman Sachs (WKN: GS0CC7). Wer prozyklisch einen Ausbruch über den Buy-Trigger bei 14,71 Dollar/Scheffel abwarten und diesen handeln möchte, kann dies etwa bei der DZ Bank mit einem gehebelten Zertifikat tun (WKN: DZ051F). Das Hebelzertifikat hat einen Basispreis bei 11,00 Dollar/Scheffel und ein Knockout-Leven bei 10,75 Dollar/Scheffel. Das Zertifikat hat einen Hebel von 4,1, steigt also um den Faktor 4,1 stärker, als der Sojabohnenpreis, fällt aber auch entsprechend um diesen Faktor schneller. Anleger sollten sich bewusst sein, dass das Zertifikat bei Erreichen des Basispreises nur noch mit einem geringen Restwert – wenn überhaupt – zurückbezahlt werden wird. Im umgekehrten Falle bietet diese Spekulation bei steigenden Preisen auch ein entsprechend hohes Gewinnpotenzial.

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