Sektoranalyse der deutschen Telekom-Branche nach GS Ratings!
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
- Deutsche Telekom AGKursstand: 14,805 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
- Vodafone Group PLCKursstand: 2,258 £ (Chi-X) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
Gestern war in den USA Thanksgiving. Diesen Tag schien die US-Investmentbank Goldman Sachs zu nutzen, um ihre Ratings für die deutsche Telekommunikations-Branche zu aktualisieren. Neben der Deutschen Telekom und Vodafone wurden auch Drillisch und United Internet bewertet. Grund genug sich die einzelnen Werte näher anzuschauen.
Nachfolgend können Sie zunächst die entsprechenden Ratings entnehmen:
- Goldman Sachs hat die Aktie der Deutschen Telekom auf "Buy" belassen.
- Goldman Sachs hat Vodafone auf der "Conviction Buy List" mit einem Kursziel von 305 Pence belassen.
- Goldman Sachs stuft United Internet von Buy auf Neutral ab und erhöht Kursziel von €56 auf €62.
- Goldman Sachs stuft Drillisch von Neutral auf Buy hoch und erhöht Kursziel von €60 auf €75.
- Goldman Sachs hat die Aktie von Telefonica Deutschland auf "Sell" belassen.
- Goldman Sachs senkt Kursziel für Tele Columbus von €11,5 auf €11,0 und stuft mit Buy ein.
Deutsche Telekom
Mit rund 165 Millionen Mobilfunk-Kunden, 28,5 Millionen Festnetz- und 18,5 Millionen Breitband-Anschlüssen ist die Deutsche Telekom der unangefochtene führende europäische Telekommunikations-Anbieter. Der Konzern gehört weltweit klar zu den Big-Playern der Branche und konnte sich mit der Tochter T-Mobile US sogar in den USA etablieren. Sie ist mit 69,6 Millionen Kunden der drittgrößte Anbieter in den Vereinigten Staaten hinter Verizon und AT&T.
Es verwundert also kaum, dass im Geschäftsjahr 2016 rund 66 % des Konzernumsatzes außerhalb Deutschlands erwirtschaftet wurde. Die Deutsche Telekom ist in mehr als 50 Ländern vertreten und hat mit weltweit rund 218.300 Mitarbeitern einen Umsatz von 73,1 Milliarden Euro erzielt. Gemäß den aktuellen Schätzungen soll dieser bis Ende des Jahres 2018 um 3 Milliarden auf 76,1 Milliarden Euro steigen.
Und auch der Gewinn je Aktie soll deutlich zulegen, von 0,58 Euro in 2016 auf 0,97 Euro in 2018. Das sind rund 67 % und entspricht bei dem aktuellen Kurs von 14,80 Euro einem KGV von 15. Gar nicht mal so übel. Allerdings sollte diese Erwartungshaltung mit Vorsicht genossen werden. Bereits für dieses Jahr wurde mit einem Gewinnsprung auf 0,88 Euro je Anteilsschein gerechnet. Unterm Strich steht nach dem dritten Quartal aber lediglich ein Gewinn in Summe von 0,46 Euro. Mehr als unrealistisch, dass die anfängliche Schätzung von 0,88 Euro erreicht wird. Damit sollte also auch die PEG (Price Earnings to Growth Ratio) von 0,3 in Frage gestellt werden.
Hinsichtlich der Dividende besteht aber kein Zweifel, dass es sich bei den Papieren der Telekom um einen Leckerbissen handelt. Bei einem aktuellen Kurs von 14,80 Euro liegt die Dividendenrendite klar über der 4 %-Marke. Tendenz steigend!
Jahr | 2016 | 2017e* | 2018e* |
Umsatz in Mrd. EUR | 73,1 | 75,17 | 76,1 |
Ergebnis je Aktie in EUR | 0,58 | 0,88 | 0,97 |
Gewinnwachstum | 51,72 % | 10,23 % | |
Dividende je Aktie in USD | 0,60 | 0,67 | 0,71 |
Dividendenrendite | 4,05 % | 4,53 % | 4,80 % |
KGV | 26 | 17 | 15 |
KUV | 0,6 | 0,6 | 0,6 |
PEG | 0,3 | 1,5 | |
*e = erwartet |
Auf meinem Guidants-Desktop setze ich konkrete Handelsideen in einem 20.000 EUR Echtgelddepot um!
Egal welcher Basiswert - Hauptsache das Setup passt! Folgen Sie mir und traden Sie mit!
Vodafone Group
Der Branchenriese Vodafone ist gemessen an der Kundenzahl mit seinen 522,8 Millionen Mobilfunk- und 18,8 Millionen Festnetz-Kunden das zweitgrößte global agierende Mobilfunkunternehmen der Welt. Nur der chinesische Konkurrent China Mobil ist mit seinen rund 881 Millionen Mobilfunk-Kunden nochmal eine Nummer größer.
Der Konzern betreibt eigene Mobilfunk-Netze in 26 Ländern und unterhält Partnernetze in weiteren 48 Nationen. In 19 Ländern betreibt die Gruppe eigene Festnetz-Infrastrukturen. Die Vodafone Group setzt sich aus mehreren Landesgesellschaften zusammen, dabei ist Vodafone Deutschland die größte Tochter. Mit 45,7 Millionen Mobilfunk-Karten, 6,5 Millionen Festnetz-Breitband-Kunden sowie zahlreichen digitalen Lösungen erwirtschaftet Vodafone Deutschland einen Jahresumsatz von 11 Milliarden Euro.
Im vergangenen Geschäftsjahr 2016 erzielte die komplette Gruppe einen Konzernumsatz von 47,48 Milliarden Euro. Gemäß den aktuellen Schätzungen soll dieser bis Ende des Jahres 2019 auf ungefähr diesem Niveau stagnieren. Der für das laufende Geschäftsjahr prognostizierte Umsatz von 52,34 Milliarden Euro dürfte nicht erreicht werden. Hier fiel unter anderem die Fusion der indischen Tochter mit dem dortigen Marktführer, die Dekonsolidierung von Vodafone Netherlands und eine ungünstige Wechselkursentwicklungen ins Gewicht.
Allerdings hat der britische Telekommunikationsanbieter seinen Ausblick für das operative Ergebnis nach einem starken ersten Halbjahr angehoben. Im Geschäftsjahr 2017/18 (Ende März) soll das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nun um rund 10 % (zuvor 4 - 8 %) auf 14,75 bis 14,95 Milliarden Euro zulegen.
Erwähnenswert ist auch, dass im ersten Halbjahr endlich wieder schwarze Zahlen geschrieben wurden. Nach einem Verlust im Vorjahr von 5 Milliarden Euro, konnte diesmal ein positiver Nettogewinn von 1,24 Milliarden Euro verbucht werden. Analyst Andrew Lee von Goldman Sachs schrieb dazu, dass das Selbsthilfepotenzial durch die Digitalisierung dem Telekomkonzern die Möglichkeit verschaffe die Kosten zu senken. Zudem werde die Aktie trotz der besseren Wachstumsaussichten mit einem Abschlag zur Branche gehandelt.
United Internet und Drillisch
Die United Internet AG ist mit rund 23 Millionen kostenpflichtigen Kundenverträgen sowie über 34 Millionen werbefinanzierten Free-Accounts ein führender europäischer Internet-Provider. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2016 steigerte das Unternehmen seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 % auf 3,95 Milliarden Euro. Das EBIT konnte sogar um 19,5 % auf 647,2 Millionen Euro zulegen.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet United mit einem Umsatzwachstum um ca. 7 %. Gemäß den aktuellen Schätzungen soll bereits 2018 erstmals die Marke von 5 Milliarden Euro fallen. Beim Gewinn je Anteilschein soll in diesem Jahr ein Ergebnis vor Sondereffekte von 2,40 Euro erzielt werden. Hierbei ist es wichtig den Zusatz "vor Sondereffekte" näher zu erläutern.
Im zurückliegenden Jahr wurde operativ eigentlich ein EPS (Earnings per Share) von 2,13 Euro (+23 % gg. Vj.) erreicht. Durch die millionenschwere Abschreibung auf die Beteiligung an Rocket Internet, verringerte sich das EPS nach der Wertberichtigung auf 0,88 Euro. Das in der unten stehenden Tabelle aufgeführte Gewinnwachstum in 2017 sowie die PEG, sind also etwas irreführend. Auf Basis des EPS von 2,13 müsste hier normal ein Wachstum von 12,68 % und eine PEG von 1,9 stehen.
Zieht man die Dividendenrendite von unter 2 % hinzu kann man als Fazit sagen, dass die Aktie alles andere als ein Schnäppchen ist.
Jahr | 2016 | 2017e* | 2018e* |
Umsatz in Mrd. EUR | 3,95 | 4,15 | 5,03 |
Ergebnis je Aktie in EUR | 0,88 | 2,4 | 2,71 |
Gewinnwachstum | 172,73 % | 12,92 % | |
Dividende je Aktie in USD | 0,80 | 0,92 | 1,05 |
Dividendenrendite | 1,42 % | 1,63 % | 1,86 % |
KGV | 64 | 24 | 21 |
KUV | 11,5 | 10,9 | 9,0 |
PEG | 0,1 | 1,6 | |
*e = erwartet |
Das im TecDAX gelistete Unternehmen hat sich auf zwei Geschäftsfelder Access und Applications spezialisiert. Darunter ist folgendes zu verstehen:
- Das Geschäftsfeld Access umfasst festnetz- und mobilfunkbasierte Internet-Zugangsprodukte inklusive der damit verbundenen Anwendungen.
- Das Geschäftsfeld Applications umfasst Hosting-, Cloud- und E-Business-Applikationen.
Um diese Spezialisierung umzusetzen und sich am Markt zu etablieren, hat sich United Internet namhafte Unternehmen bzw. Marken einverleibt. Neben 1&1, GMX, WEB.DE und Drillisch gehören weitere 11 Marken unter das Dach von United. Besonders die jüngste Übernahme von Drillisch hat unter den Marktteilnehmern für Furore gesorgt. Mit dem Zusammenschluss entsteht neben der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland eine starke vierte Kraft im deutschen Markt mit viel Potenzial.
Beide Unternehmen hatten sich im Mai darauf geeinigt, dass United Internet Drillisch in einer komplexen Transaktion schrittweise übernimmt. Formell wurde dazu das in 1&1 gebündelte Mobilfunk- und Festnetzgeschäft bei Drillisch untergebracht. Im Gegenzug erhielt United weitere Anteile an Drillisch aus zwei Kapitalerhöhungen. Die Beteiligung stieg damit auf 73 %. Die Kurse beider Aktien legten nach der Ankündigung deutlich zu.
Nach diesem Kursanstieg in Folge der Übernahme ist nicht nur die Bewertung unattraktiv wie aus der oben aufgeführten Tabelle ersichtlich wird, sondern auch das weitere Kurspotenzial auf der Oberseite kurzfristig limitiert. Zumindest bei United Internet!
Experte Joshua Mills von Goldman Sachs sieht hingegen bei Drillisch noch deutlich mehr Potenzial. Das Unternehmen sei ein fokussiertes Investment im Telekommunikationsbereich mit einem herausragenden Wachstum sowie einer guten Bilanz. Die Aktie werde aber mit einem Abschlag zur Konkurrenz gehandelt, so Mills. Grund für diese Aussage ist vor allem die Annahme, dass der Mobilfunk-Provider in Zukunft höherer Dividenden ausschütten und mit evtl. Aktienrückkaufprogrammen den Kurs treiben könnte.
Zudem darf man nicht vergessen, dass durch die Bündelung des Mobilfunk- und Festnetzgeschäfts in Drillisch, nun auf einen Schlag mehrere Millionen "Neukunden gewonnen" wurden. Damit besteht in Drillisch eine rein auf den Telekommunikationsbereich bezogene Anlagemöglichkeit mit deutlichem Wachstumspotenzial.
Schaut man sich die Geschäftszahlen der ersten neun Monate an wird diese Aussage mehr als bestätigt:
- Insgesamt wurde in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2017 ein Umsatz von 1.97 Milliarden Euro erwirtschaftet. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Steigerung von 10 %.
- Trotz hoher Investitionen in das Kundenwachstum ist das Konzern-EBIT in den ersten neun Monaten um 18,7 % im Vergleich zum Vorjahr auf 328,9 Millionen Euro gestiegen.
Fazit
Anders als bspw. in der Luftfahrtbranche, bei der durch die Insolvenz von Air Berlin die Ticketpreise für Inlandsflüge mit der Deutschen Lufthansa deutlich angestiegen sind, dürfte es eine solche Preissteigerung im deutschen Telekommunikationsmarkt nicht geben. Da Drillisch mit seinen Discount-Marken immer noch aggressiv auf den Ausbau von Marktanteilen geht, wird sich an der Preisstruktur kaum was ändern. Allerdings muss die dritte Kraft im Lande Telefonica Deutschland aufpassen nicht überrannt zu werden.
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|