Scholz hofft bei Zentrum für Zell- und Gentherapien auf "Boston an der Spree"
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht großes Potenzial in den Zell- und Gentherapien für den Kampf gegen unheilbare Krankheiten. Bei der Grundsteinlegung für das Translationszentrum für Zell- und Gentherapie des Universitätsklinikums Charité und des Pharmaunternehmens Bayer AG in Berlin sagte Scholz, es gehe darum, die in Deutschland erfolgreiche Grundlagenforschung direkt in Therapien zu überführen. Dieses Translationszentrum könne zum Kern eines ganzen Organismus von gen- und zellbasierten Therapien werden, mit dem in Berlin ein "Boston an der Spree" entstehen könne, wie er mit Verweis auf ein ähnliches Zentrum an der amerikanischen Ostküste sagte.
Bei dem Translationszentrum in Berlin sind die Charité mit zwei Drittel sowie Bayer AG mit ein Drittel der Geschäftsanteile beteiligt. Der Baubeginn ist für 2025 geplant. Laut Scholz geht es darum, Therapien zu entwickeln, die weltweit Patienten helfen, wieder gesund zu werden oder gesund zu bleiben.
"Denn das ist genau die Lücke, die wir mit diesem Zentrum hier schließen wollen, von der Grundlagenforschung in die Praxis. Diese Translation, diese Übersetzung ist wichtig", sagte Scholz. "In der Grundlagenforschung sind wir traditionell in Deutschland Spitze. Aber auf dem Weg in die Praxis gelegentlich noch 'Lost in translation'. Das wollen wir ändern."
Es sei klar, dass solche neuen Technologien zu Beginn staatlicher Förderung bedürften und daher unterstütze der Bund das Projekt mit rund 80 Millionen Euro. Scholz zeigte sich aber überzeugt, dass das Zentrum sich "sehr bald" wirtschaftlichen tragen werde. Denn langfristig hätten sich sinnvolle Technologien immer durchgesetzt. Im Falle des Translationszentrums seien es zudem Technologien, die Leben retten oder verbessern könnten.
Bayer und Charité hoffnungsvoll
Bill Anderson, Vorstandsvorsitzender von Bayer, sagte anlässlich der Grundsteinlegung, dass es trotz großer Fortschritte in Forschung und Technologie heute noch viele Krankheiten gebe, die nicht heilbar seien und das Leben vieler Menschen beeinträchtigten. "Zell- und Gentherapien sind für diese Menschen eine große Hoffnung. Nur durch enge Partnerschaften über Grenzen hinweg, neue Wege und schnelles Handeln kann uns echter Fortschritt gelingen mit dem Ziel, hoffentlich Krankheiten zu heilen, die lange als unheilbar galten", sagte Anderson.
Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, will mit der intensivierten Partnerschaft zwischen Charité und Bayer eine strukturelle Weiterentwicklung anstoßen, um Berlin national wie international an die Spitze dieser zukunftsweisenden Technologie zu bringen.
Scholz lobt Forschungsstandort Deutschland
Scholz betonte in seiner Rede auch die hohen staatlichen Mittel für Forschung und Entwicklung. Deutschland investiere mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung, was mehr sei als alle anderen großen Länder Europas.
Deutschland zeichne sich zudem durch herausragende Talente aus, eine starke industrielle Basis in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, spezialisierte Zulieferer im Mittelstand und ausgeprägtes Branchenwissen. Scholz erklärte zudem, dass Rückmeldungen aus der Gesundheitswirtschaft sich lobend zur jüngsten Pharmastrategie der Bundesregierung und dem Medizinforschungsgesetz geäußert hätten, mit dem klinische Studien und Zulassungen von Arzneimitteln einfacher und schneller werden sollen.
"Sie sind ein Grund dafür, hier in Deutschland zu investieren, in Forschungsgebäude, in Hightechproduktionsstätten, in neue Arbeitsplätze", so Scholz in seiner Rede.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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