Analyse
20:03 Uhr, 25.02.2014

Schockwelle erfasst Bitcoin-Börsen

Die junge Internetwährung Bitcoin hat ihren ersten handfesten Skandal: Nachdem in den vergangenen Wochen Unregelmäßigkeiten, Hackerangriffen und Sicherheitslücken bekannt wurden, "verschwindet" über Nacht die einst größte Bitcoin-Börse Mt. Gox von der Bildfläche.

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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

in dieser Woche überschlagen sich die Ereignisse rund um die Bitcoins, der 2009 ins Leben gerufenen virtuellen Währung. Seit heute Nacht ist der Handel an der am Handelsvolumen gemessenen, einst größten Bitcoin-Börse Mt. Gox eingestellt und die Homepage www.mtgox.com nur noch eine leere Seite. Dazu seien alle Twittermeldungen des Firmenaccounts verschwunden und Firmenchef Mark Karpelès von seinem Vorstandsposten der Bitcoin Foundation zurückgetreten. Diese 2012 gegründete Stiftung bemüht sich um die Standardisierung der weltweiten Nutzung der kryptographischen Währung.

Bereits seit Monaten kämpft die Firma aus Tokio mit Softwareproblemen, seit Anfang Februar kommen Kunden nicht mehr an ihr Geld. Dazu scheinen sich hartnäckige Gerüchte um Hackerangriffe und Bitcoin-Diebstähle nun zu festigen: Unbestätigten Meldungen zufolge sei es Hackern gelungen, über Wochen hinweg wegen Fehlern in der Zahlungssoftware 740.000 Bitcoins zu stehlen, was je nach stark divergierenden Referenzkursen (s. Chart) grob zwischen 200 bis 400 Millionen Euro an Gegenwert entspricht.

Sollten sich diese Berichte bestätigen, könnte das die Pleite von Mt. Gox und den Verlust der Kundengelder bedeuten. Es wäre der erste große Skandal der vielkritisierten Bitcoins, der das Vertrauen in die Alternativwährung nachhaltig erschüttern dürfte. Die anderen Bitcoin-Börsen bemühen sich derweil um Schadensbegrenzung, sechs große Vertreter (Coinbase, Kraken, Bitstamp, BTC China, Blockchain and Circle) distanzieren sich in einer Pressemeldung von Mt. Gox. Das Versagen der Software und Sicherheitsmechanismen sei ein Fehler des einzelnen Unternehmens und würde nicht die Zuverlässigkeit des Bitcoins gefährden. Die an der Meldung beteiligten Unternehmen wollen in Kürze offenlegen, dass die Kundeneinlagen sicher verwaltet werden.

Für Kunden von Mt. Gox ist das bislang ein schwacher Trost. Egal wie es mit der Firma weitergeht - Gerüchten zufolge könnte es eine Übernahme und einen Neustart in frischem Gewand geben - zunächst wird ein Totalverlust der Einlagen nicht ausgeschlossen. Kritiker fühlen sich angesichts der fatalen Entwicklung bestätigt, Wirtschaftsverbände und Finanzexperten hatten seit Monaten gewarnt. Bereits im Dezember hatte die chinesische Zentralbank den Finanzinstituten des Landes die Nutzung von Bitcoins untersagt. Dennoch wurde die virtuelle Währung in der jüngsten Vergangenheit immer beliebter, immer mehr Onlinehändler und Läden akzeptieren die Alternativwährung als Zahlungsmittel. Wie es um die Zukunft der jungen Währung steht, die sich als Kampfansage an unser Finanzsystem und von Staaten, Zentralbanken und Finanzinstituten unabhängige Währung versteht, ist ungewiss.

Der Vertrauensverlust zeigt erste Spuren in den Charts, wo sich seit Anfang Februar eine Schere zwischen den Referenzkursen der verschiedenen Börsenplätze zeigt. Im Chart ist der Kursverlauf an den drei großen Bitcoin-Börsenplätzen Mt. Gox, Bitstamp und BTC-e dargestellt. Bereits in der Vergangenheit waren Abweichungen der Kursstellungen zu beobachten, so extrem wie in den vergangenen zwei Wochen liefen die Kurse jedoch noch nie auseinander. Während die jetzt eingestellten Kurse an der Mt. Gox wieder auf dem tiefem Niveau von Anfang Oktober notieren und damit nur noch ein Zehntel (!) des Wertes im Vergleich zu den Höchstkursen Ende November und Anfang Dezember besitzen, hat sich der Wert an den anderen beiden Börsenplätzen in den heutigen Tagestiefs lediglich fast gedrittelt. Hier liegen die Kurse im Bereich der Dezembertiefs. Aus charttechnischer Sicht ist hier noch kein Porzellan zerbrochen. Mit Spannung wird der Ausgang des jüngsten Dramas erwartet, für die kommenden Wochen und Monate sollten sich Bitcoin-Händler auf weitere Unruhe und hohe Kursschwankungen einstellen.

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3 Kommentare

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  • segeln
    segeln

    Können wir denn nun eine angemessene Chart Analyse des Bitcoin-Kurses erwarten ?

    22:47 Uhr, 26.02.2014
  • segeln
    segeln

    "Bereits in der Vergangenheit waren Abweichungen der Kursstellungen zu beobachten, so extrem wie in den vergangenen zwei Wochen liefen die Kurse jedoch noch nie auseinander"

    Genau das habe ich bei Ihrer letzten Chart Analyse gemeint, als ich schrieb, bei anderen Börsen sei alles anders als bei Gox und Sie das erklärt haben wollten.

    Aber schön, dass Sie es letztendlich auch bemerkt haben.

    Dennoch habe ich das ungute Gefühl, Sie sind etwas beratungsresistent.

    Hinweise bekamen Sie ja genug, u.a. googlen !

    Hat offensichtlich damals nichts genutzt.

    22:41 Uhr, 26.02.2014
  • willsteel
    willsteel

    Ich nehme diesen Beitrag mal als Bestätigung der Kommentare das MtGox das Problem war: http://www.godmode-trader.de/analyse/bitcoins-die-blase-platzt-oder-doch-nicht,3663494

    Kurs heute bei +40% -> 560$. Danke an alle Bären für billige coins.

    14:19 Uhr, 26.02.2014

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Über den Experten

André Rain
André Rain
Technischer Analyst und Trader

André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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