Schnabel: EZB könnte Leitzins-Spread bei Bedarf ändern
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Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach den Worten von EZB-Direktorin Isabel Schnabel bereit, den gerade beschlossenen operativen Handlungsrahmen zur Steuerung des kurzfristigen Marktzinses ESTR falls notwendig wieder zu verändern. Das gilt auch für den Abstand (Spread) zwischen Einlagen- und Hauptrefinanzierungssatz.
Die EZB steht bei der Steuerung des kurzfristigen Marktzinses vor einem Zielkonflikt: Einerseits will sie eine zu hohen Volatilität des Geldmarktzinses ESTR verhindern, was für eine eher geringere Differenz zwischen Einlagen- und Refinanzierungszins spricht. Andererseits will sie die Banken vor dem Hintergrund einer abnehmenden Überliquidität daran gewöhnen, wieder selbst mehr Liquiditätsvorsorge zu treffen, wofür es einen funktionierenden Geldmarkt braucht. Das spräche für einen eher höheren Spread zwischen den beiden Zinssätzen.
Entschieden hat sich die EZB dafür, den Spread per 18. September auf 15 (derzeit: 50) Basispunkte einzuengen. Aber das muss nicht das letzte Wort sein. "Es bleibt abzuwarten, ob die gewählte Spanne ausreicht, um die Geldmarktaktivitäten spürbar zu beleben", sagte Schnabel laut veröffentlichtem Redetext. Die EZB werde die wichtigsten Parameter des Handlungsrahmens 2026 überprüfen und sei bereit, ihre Ausgestaltung gegebenenfalls auch schon früher anzupassen, um sicherzustellen, dass die Durchführung der Geldpolitik weiterhin mit den festgelegten Grundsätzen im Einklang stehe.
Prinzipiell verleite der neue Rahmen die Banken weder zum Horten von Zentralbankreserven noch zu ihrer völligen Vermeidung, doch gebe für den derzeit ablaufenden Übergang von einer Situation hoher Überliquidität zu einer mit weniger Liquidität nur wenige Beispiele, gab Schnabel zu bedenken.
"Daher werden wir in der kommenden Zeit die Entwicklung und Verteilung der Überschussliquidität, die Bildung der Geldmarktsätze, die Entwicklung der Nachfrage der Banken nach Reserven und das Funktionieren der Geld- und Finanzmärkte im Allgemeinen sorgfältig beobachten", sagte sie.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/jhe
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