Salzgitter-CEO: Pionier zu sein hat einen großen Vorteil
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Von Stefanie Haxel
FRANKFURT (Dow Jones) - Die Salzgitter AG ist nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden mit ihrer grünen Transformation "gut unterwegs". Der Konzern hält an seinem Ziel fest, seinen Kunden 2026 den ersten grünen Stahl aus seinen neuen Anlagen zu liefern.
"Wir als mittelständisches und mittelgroßes Stahlunternehmen in Europa haben eigentlich nur eine Chance wenn wir als Vorreiter diese Transformationen hin zum guten Stahl gehen", sagte CEO Gunnar Groebler am Montagabend beim Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW).
Wer früh dabei sei, könne sich den Zugang zu wichtigen Ressourcen sichern, die für die Dekarbonisierung benötigt werden, etwa die Kapazitäten von Anlagenbauern, langfristige Lieferverträge für Ökostrom oder auch den Zugang zu Schrott. Dessen Wert werde im Zuge der Transformation steigen, ist Groebler überzeugt. "Pionier zu sein hat einen großen Vorteil", sagte er.
Dasselbe gelte auch für den Wasserstoff, für den es allerdings noch keinen Markt gebe. Salzgitter hat im vergangenen September bei der österreichischen Andritz-Gruppe eine der größten Anlagen Europas zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Auftrag gegeben. Die Elektrolyseanlage mit einer Leistung von 100 Megawatt soll ab 2026 jährlich 9.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren.
"Das ist nach heutigen Maßstäben viel, ist für das, was wir brauchen, aber ehrlicherweise klein", so Groebel. "Das wären 5 Prozent unseres Bedarfs."
Damit hier ein liquider Markt entstehen kann, sieht der CEO auch die Politik in Brüssel in der Pflicht. Derzeit sei die verfügbare Gesamtmenge an Wasserstoff insgesamt so gering, dass dies schwierig sei. Aus seiner Sicht sei es sinnvoll, neben grünem - also CO2-neutral erzeugtem - Wasserstoff zunächst z.B. auch blauen Wasserstoff zuzulassen, bei dessen Erzeugung das entstehende CO2 unterirdisch gespeichert wird und nicht in die Atmosphäre gelangt. Wenn sich der Marktblog etabliert habe und auch Liquidität im Markt vorhanden sei, könne man den Markt über einen definierten Pfad in Richtung grünen Wasserstoff entwickeln.
Für die Transformation der primären Stahlerzeugung will Salzgitter bis Ende 2026 rund 2,3 Milliarden Euro investieren. Dies sei aber nur die erste von drei Stufen, die der Konzern im Blick habe. Die erwarteten Gesamtinvestitionen bezifferte Groebel auf einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag. Das Dekarbonisierungsprogramm des Konzerns wird von Bund und Land gefördert. Diese Anschubfinanzierung sei richtig, da die Industrie diese Investitionen nicht alleine stemmen könne. Am Ende müsse aber ein "Business Case" stehen, der nicht von Dauersubventionen abhänge.
"Die die Industrie muss langfristig auf eigenen Füßen stehen", sagte Groebler. "Dazu gehört, dass wir auch das Premiumprodukt grüner Stahl im Markt platzieren können und das können wir. Unsere Kunden sind bereit, mehr für den grünen Stahl zu bezahlen." Diese müssten zum Teil eigen CO2-Ziele erreichen.
Sorgen vor subventioniertem Stahl direkt aus China hat der CEO nicht, wohl aber vor so genannten "knock-on"-Effekten. China exportiere in seine Nachbarländer wie Indien, aber auch Japan oder Südkorea, die dann mit China konkurrierten und nach Europa exportierten. Diese Entwicklung müsse genau beobachtet werden, Schutzinstrumente seien notwendig. Denkbar seien strengere Quotenmodelle.
Die Stahlindustrie in Deutschland sei für 7 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich, Salzgitter allein für 1 Prozent der CO2-Emissionen. Damit sei die Salzgitter AG mit 8 Millionen Tonnen CO2 einer der Hauptemittenten des Klimagases. Dies zeige, dass mit relativ geringen Mitteln eine große Wirkung beim Thema CO2 erzielt werden könne.
Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com
DJG/sha/kla
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