Kommentar
18:34 Uhr, 21.07.2008

Rubel mit Aufwertungspotenzial

Starke BIP-Daten und hohe Rohstoffpreise stützen

Der russische Rubel schwenkte zuletzt in eine deutliche Aufwärtsbewegung gegenüber dem US-Dollar ein und besitzt auch gegenüber dem Euro gute Chancen auf eine fortgesetzte Aufwertung. Derzeit ist es gleich eine ganze Reihe von Argumenten, die für einen andauernden Kursanstieg von Russlands Valuta spricht. Die Leitzinsen steigen, das Wirtschaftswachstum ist trotz des globalen Konjunkturrücksetzers weiter sehr robust und die hohen Rohstoffpreise, besonders für Öl und Gas, sorgen für ungebremste Kapitalzuflüsse.

Erst Mitte Juli hat die russische Notenbank ihre Leitzinsen erhöht. So wurde der Tagesgeldsatz um 25 Basispunkte von 6,75% auf 7,00% angehoben. Auch im Juni war die "One Day Repo Rate" bereits um 25 Basispunkte erhöht worden. Ein Grund für die Zinsanhebung wurde nicht genannt, allerdings dürften die stark gestiegenen russischen Verbraucherpreise, die im Juni um 15,1% im Jahresvergleich zugelegt hatten, dafür verantwortlich gewesen sein. Für die ersten sechs Monate 2008 liegt die annualisierte Teuerung bereits bei 8,7%, aufgrund der hohen Inflation sind weitere Zinsanhebungen zu erwarten. Die Zentralbank will das Inflationsziel von 10,5% zum Jahresende unbedingt erreichen, sieht sich aber angesichts steigender Lebensmittel- und Energiepreise mit heftigem Gegenwind konfrontiert.

Russlands Ökonomie präsentiert sich hingegen weiter in sehr guter Verfassung. Das russische Wirtschaftswachstum liegt im ersten Quartal 2008 bei robusten 8,5% und damit noch einmal über der Gesamtrate 2007, die ein Plus von 8,1% aufgewiesen hatte. Im Schlussquartal 2009 hatte das Plus beim russischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) sogar 9,5% betragen. Die russische Statistikbehörde hat zudem im April ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr noch einmal von 7,1% auf 7,6% nach oben revidiert.

Traditionell hält die russische Zentralbank den Rubel in einer engen Handelsspanne gegenüber den beiden Haupthandelswährungen Euro und US-Dollar. Die neue Regierung unter Präsident Dimitri Medvedev arbeitet jedoch auf eine stärkere Freigabe des Wechselkurses hin. So hat die russische Notenbank vergangene Woche eine neuerliche Aufwertung des Rubels in die Wege geleitet. Mittlerweile wird die Valuta gegenüber dem aus Euro und US-Dollar bestehenden handelsgewichteten Währungskorb bei 29,37 gehandelt, was einer Aufwertung von 0,1% entspricht. Sinkt der Wechselkurs unter diese Marke, muss mit Interventionen der Notenbank gerechnet werden. Bislang hatte die maßgebliche Notierung bei 29,41 gelegen. In dem Korb sind der US-Dollar mit 55% und der Euro mit 45% gewichtet.

Bereits jetzt hat die russische Notenbank angekündigt, die Zielmarke für den Kurs des Rubels kontinuierlich und schrittweise weiter zu senken. Zudem will Medvedev den Rubel zu einer regionalen Reservewährung machen. Auch Notenbanken sollen somit ihre Rubel-Bestände aufstocken und durch die zusätzliche Nachfrage der Valuta Stabilität verleihen. Gerade in einer Phase globaler finanzieller Instabilität sei dies wichtig, so Medvedev weiter. Man werde die notwendigen Änderungen an den Gesetzen und dem Steuersystem vornehmen, um den Rubel zu einer Reservewährung zu machen, bekräftigte er.

Bei den Ratingagenturen kommen Medvedevs Pläne gut an. So hat die Ratingagentur Moody's ihre Bonitätsnote für Russlands Staatsanleihen (von "Baa2“) auf "Baa1" angehoben. Trotz der Heraufstufung wurde der Ausblick bei "positiv" belassen, womit bereits zum Jahresende eine weitere Hochstufung des russischen Länderratings möglich erscheint. Zur Begründung wurde auf die gesunde Verfassung der Staatsfinanzen sowie die fortgesetzte Reformpolitik durch Präsident Medvedev verwiesen.

Sollte tatsächlich bald eine weitere Erhöhung der russischen Bonitätsbewertung auf ein "A"-Niveau und damit auf „Investment Grade“ erfolgen, so sollte dies zu einer merklichen Erhöhung ausländischer Kapitalzuflüsse in die Anleihen des Landes führen und damit den Rubel weiter stützen. Bereits jetzt scheint der Rubel mit Blick auf die Wirtschaftsdaten fundamental unterbewertet. Für zusätzliches Aufwertungspotenzial sorgen zudem die immensen Kapitalströme für die russischen Öl- und Gaslieferungen, die derzeit zu Rekordpreisen abgerechneten werden. Zugespitzt könnte man sagen, der Rubel ist eine Rohstoffwährung, die nicht aufwerten darf, da die Zentralbank weiter dirigistisch eingreift. Auf längere Sicht ist hier jedoch damit zu rechnen, dass die Notenbank zu einer Geldpolitik kommen wird, die stärker über den Leitzins und weniger über Marktinterventionen den Kurs des Rubels zu beeinflussen sucht. Traditionell haben in Russland allerdings kurzfristige Kredite der Notenbank an die Geschäftsbanken nicht dieselbe zentrale Funktion wie in der Eurozone oder den USA.

Insgesamt halten wir eine Fortsetzung des mittel- wie langfristig völlig intakten Abwärtstrends von USD/RUB für wahrscheinlich. Aktuell hat das Währungspaar knapp oberhalb der 23,20er-Marke etwas Halt gefunden, trotzdem stehen seit Jahresbeginn bereits Kursverluste von über 5,0% an. Zum Jahresende 2008 dürfte das Währungspaar die 22er-Marke anvisieren, während bei EUR/RUB angesichts der sich gegenseitig neutralisierenden Stärke beider Währungen eher eine Seitwärtsbewegung zwischen 36,50 und 37,50 zu erwarten steht.

Dr. Volker Zenk - FXdirekt Bank

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