Kommentar
13:07 Uhr, 21.12.2012

Romanische Schuldenunion unser Wort des Jahres

10 Thesen für das Kapitalmarktjahr 2013

Die Wertentwicklung der Anlageklassen 2012 spiegelt einerseits im I. Halbjahr die Konjunkturängste und Befürchtungen über ein Auseinanderbrechen der Eurozone sowie andererseits im II. Halbjahr eine beispiellose Geldpolitik der internationalen Notenbanken - insbesondere seitens der EZB mit ihrem unbedingten Euro-Rettungsversprechen - wider, die der Abschwächung der Weltkonjunktur und der Investitionszurückhaltung entgegenwirkte.

In Euro gerechnet gingen die Sachkapitalmärkte und hier insbesondere Aktien als klare Gewinner hervor. Dem DAX und Aktien aus Euroland kam die merkliche Beruhigung der politischen Euro-Krise zugute. Die Aktienmärkte in den Schwellenländern und den USA profitierten vom dort stetig abnehmenden Konjunkturpessimismus. Auch Silber und Gold profitierten grundsätzlich von ihrer Werterhaltungsfunktion in einem zunehmend inflationierten Umfeld, mussten jedoch der euroländischen Krisenentspannung zuletzt deutlich Tribut zollen. Deutsche Staatsanleihen dienten Anlegern zwar als sicherer Hafen, ihr Renditenachteil gegenüber Aktien ist jedoch gewaltig. Rohstoffe, darunter auch Rohöl, konnten sich von den Konjunkturängsten aus dem I. Halbjahr nur bedingt erholen.

These 1: Geldpolitik - Wenn alle Brünnlein fließen

Die Notenbanken garantieren auch 2013 exzellente Rahmenbedingungen für eine fortschreitende Stabilisierung der Staatsanleihenmärkte - sprich niedrige Renditen - und auch für die Konjunktur. In den USA erweitert die Fed ihr Anleihenaufkaufprogramm von Hypotheken- und US-Staatsanleihen auf insgesamt 85 Mrd. US-Dollar monatlich. Die Bank of Japan wird auf Anweisung der neu gewählten japanischen Regierung ihr bereits üppiges Wertpapieraufkaufprogramm um zusätzliche 10 Prozent steigern, wobei sie weitere Dynamisierungen bereits in Aussicht gestellt hat. In den USA und Japan gibt es sogar sehr konkrete Überlegungen, inwieweit man die Zurückhaltung der Geschäftsbanken bei der Kreditvergabe an Unternehmen durch direkte Finanzierungen über die Notenbank ersetzen kann.

Und die EZB hat ja bereits den Blankoscheck ausgestellt, über notfalls unbegrenzte Aufkäufe von Staatsanleihen konjunktur- und finanzmarktstabilisierend einzugreifen. Auf numerische Restriktionen hat sie also vorbeugend bereits verzichtet.

Insgesamt bereitet das internationale Kartell der Notenbanken ein noch günstigeres Liquiditätsumfeld für staatliche Neuverschuldung, das auch 2013 in Japan, in der Euro-Südzone und den USA zur Bekämpfung rezessiver Tendenzen dringend geboten ist. Die Geschäftsbanken verwenden die ihnen von der Geldpolitik zu Zinssätzen zwischen Null und 0,75 Prozent bereit gestellte Liquidität zumindest für den Kauf von Staatspapieren, die ihnen immerhin eine positive Netto-Rendite erbringt. Über diese Fristentransformation werden die Renditen gedrückt und die Zinslast der neuen Schulden bleibt tragbar. Die 5-jährige Rendite einer künstlichen „Triaden-Staatsanleihe“ - gleichgewichtet aus deutschen, japanischen und US-Staatspapieren - liegt aktuell bereits bei 0,4 Prozent nach noch 4 Prozent im Jahr 2007.

These 2: Weltkonjunktur - Völker hört die Aufwärtssignale

Die Weltkonjunktur wird sich 2013 erholen. So präsentieren sich die Schwellenländer mit einem Durchschnittswachstum von real fünf Prozent robust. Zudem wird die neue Regierung in Peking ihr Wachstumsziel von 7,5 Prozent weiter erfolgreich verfolgen.

Auch wenn in den USA aktuell die politische Umschiffung der fiskalischen Klippe noch nicht gelungen ist, wird man sich wohl spätestens im Januar auf einen Kompromiss einigen. Amerika würde massiven konjunkturellen Schaden nehmen, ließe man die Chancen auf eine Einigung verstreichen. Nach Umfragen würden die Republikaner für ein Scheitern des Haushaltsstreits verantwortlich gemacht. So oder so werden die USA mit Schuldenfinanzierung ihren bereits angelaufenen Prozess der Reindustrialisierung und der Verbesserung der Infrastruktur fortsetzen. Hierbei hilft übrigens die US-Notenbank Fed kräftig mit, die etwa 40% des Defizits im US-Staatshaushalt finanziert. Amerika plant, wieder Exportnation zu werden, um aus der einseitigen Abhängigkeit des Konsums zu entkommen, der aufgrund der hohen Privatverschuldung nicht mehr die früheren Potenziale entwickeln kann.

Auch die Eurozone selbst wird der Verschuldung ein größeres Gewicht einräumen müssen als dies stabilitätspolitisch geboten wäre. Aber die Angst vor sozialen Unruhen lässt Haushaltsstabilität nur bedingt zu. Im Übrigen möchte die Euro-Politik eine schwere Rezession wie im Krisenjahr 2009 vorbeugend verhindern, die die Eurozone existenziell gefährden würde.

Insgesamt ist Staatsverschuldung in den G7-Staaten auch 2013 ein wichtiger Baustein für Wirtschaftswachstum.

These 3: Deutsche Wirtschaft - Die Insel der Glückseligkeit

Deutschland ist aufgrund seiner Exportstärke ein Profiteur der Weltwirtschaft. Wichtige Aktivposten bleiben die USA und die Schwellenländer, die Restriktionen aus der Euro-Südzone außer-europäisch gut abfedern können. Eine Rezession wird es auch angesichts einer EZB nicht geben, die zur Stabilisierung der Eurozone eine für deutsche Konjunkturverhältnisse viel zu offensive Geldpolitik betreibt.

Dieses robuste deutsche Konjunkturbild spiegelt die ifo Konjunkturmatrix wider, die Geschäftslage und -erwartungen zueinander in Beziehung setzt. Danach bewegt sich die deutsche Wirtschaft seit Oktober aus dem Abschwungszenario heraus. Insgesamt steht die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr mit einer Wachstumsrate von immerhin 0,7 Prozent an der Spitze der europäischen Länder.

These 4: Euro-Politik - Weniger auf Krawall gebürstet

Die Politiker in Euroland haben ihre Streitereien über den besten Weg für die Eurozone - das war der eigentliche Auslöser der Euro-Krise - deutlich beigelegt. Dafür mussten die stabilitätsorientierten Länder wie Deutschland allerdings einen hohen Preis zahlen. Aus der Europäischen Stabilitätsunion wurde die „Romanische Schuldenunion“: Die Vergemeinschaftung der Schulden mit Deckung durch die EZB wird konsequent vorangetrieben.

Nur über diese „Kunstgriffe“ konnten die Krisenländer Griechenland - dessen Schuldentragfähigkeit wurde politisch durchgewunken - und Spanien - dessen Bankenrettung durch den ESM ist initiiert - vom Krisenradar verschwinden.

Weitere Irritationen von politischer Seite sind zwar nicht auszuschließen. So könnten die Parlamentswahlen in Italien im Februar - mit einem unheilvollen Wiederantritt des unberechenbaren Silvio Berlusconi - der politischen Euro-Krise durchaus neue Nahrung bieten. Auch Frankreich, das der Wettbewerbsfähigkeit seiner Industrie mit sozial-romantischen Denkmodellen der Vergangenheit statt klarer Reformpolitik nur schadet, stellt ein Stabilitätsrisiko dar.

Ein ernstes Wiederaufflammen der Euro-Krise wird jedoch im Kleinen über Euro-Hilfszahlungen und im Großen durch die EZB verhindert (werden müssen). Draghi wird der Aussage über die Unumkehrbarkeit des Euros im Bedarfsfalle sehr konsequente Taten folgen lassen.

In punkto Krisenbewältigung dürfte Deutschland nach der Bundestagswahl zu einem noch größeren politischen Stabilitätsfaktor in der Eurozone werden. Denn eine dann wahrscheinlich Große Koalition kann sich konsequenter und mit weniger scharfem, oppositionellem Störfeuer um die Lösung der großen Probleme wie den Schuldenschnitt für Griechenland ab 2014 kümmern.

These 5: Währungen - Wer ist die billigste im ganzen Land

Die geldpolitische Stabilisierung der Eurozone hat das Risiko eines Euro-Kollapses deutlich eingedämmt und damit auch die Gemeinschaftswährung gestärkt.

Für den Euro spricht aber insbesondere ein neuer währungspolitischer Zeitgeist. Die großen Industrieländer und selbst die USA setzen zu ihrer wirtschaftlichen Stabilisierung verstärkt auf den Export. Ein schwacher Euro, der den hiesigen Exportmärkten zu sehr entgegenkommt, ist dabei nur hinderlich. Insofern ist z.B. China ein großvolumiger Stützfaktor für den Euro, auch wenn Peking für deutsche Staatsanleihen mittlerweile teilweise Halteprämien zahlen muss.

Im nächsten Jahr wird jedoch insbesondere Japan mit einer dramatischen Liquiditätsausweitung seiner Notenbank versuchen, die langjährige, die Exportwirtschaft beeinträchtigende Yen-Stärke umzukehren. Die zusätzlichen Finanzmittel sollen dabei ausländischen Investitionen zugute kommen, um die Yen-Abwertung einzuleiten. Bei einsetzendem Erfolg hofft man auf die Renaissance des Yens als sogenannte carry trade-Währung - d.h. die internationale Anlegerschaft verschuldet sich in Yen und legt diese Finanzmittel weltweit an - was den Abwertungsprozess des Yens dramatisch beschleunigen, die Handelsaktivitäten stützen und nicht zuletzt für mehr Reflationierung in Japan sorgen würde.

Die spannende Frage wird sein, wie die Exportkonkurrenten USA und insbesondere China reagieren. Vor allem China will seine Exportsituation währungsseitig nicht gefährden. Peking ist aufgrund seiner üppigen Devisenreserven eine Weltmacht an den Währungsmärkten. Die Gefahr eines pazifischen Abwertungswettlaufs ist gegeben.

In diesem bösen Spiel könnte der Euro der „Verlierer“ im Sinne einer exportschädlichen Aufwertung sein. Dies gilt umso mehr, als die Notenbankzinsen der EZB mit 0,75 Prozent deutlich höher sind als die der Amerikaner und Japaner mit quasi Null Prozent. Daher wird vermutlich auch die EZB eine „währungsorientierte “Geld- bzw. Konjunkturpolitik betreiben und neben ihrer bereits großzügigen Liquiditätspolitik auch ihre Notenbankzinsen senken.

Insgesamt wird sich der Euro 2013 gegenüber den „Welt-Währungen“ chinesischer Renminbi, japanischer Yen und US-Dollar behauptet zeigen. Lediglich die norwegische und schwedische Krone bzw. der australische Dollar dürften dem Euro aufgrund ihres Charakters von Substanz- bzw. Rohstoffwährungen Paroli bieten.

Der Euro dürfte das Jahr 2013 mit 1,28 US-Dollar beenden.

These 6: Inflation - Nie war sie so wertvoll wie heute

Die Einschätzung zukünftiger Inflationspotenziale nur auf Basis produktionstechnischer Faktoren greift zu kurz. Berücksichtigt man hingegen stärker die kaufhäufigen Güter des alltäglichen Bedarfs, die im offiziellen Inflationswarenkorb zu kurz kommen, liegt die tatsächliche Inflation eher bei fünf und nicht wie offiziell bei unter zwei Prozent.

Die auch weiter üppig ausfallenden, geldpolitischen Maßnahmen begünstigen Inflationierung zusätzlich. Die Preisbeschleunigung nehmen die Notenbanken im Zuge der Stabilisierung des Finanzsystems weiter in Kauf.

Bei geschönten Inflationsraten und einer Rendite für deutsche Staatsanleihen, die schon nicht die offizielle Inflation ausgleicht, kann sich der Staat real entschulden. In den USA und Deutschland sind bei fast allen Laufzeiten nur noch negative Realzinsen zu verdienen. Die Entreicherung der Anleger in Staatsanleihen zum Wohle des Staates geht 2013 in die nächste Runde.

These 7: Anleihen - Von Hoch- zu Tiefprozentern

Die üppige Liquiditätsausstattung der Finanzmärkte gepaart mit einer grundsätzlich rückläufigen Risikoaversion der Anleger hat im Anleihenmarkt so etwas wie einen Winterschlussverkauf initiiert. Neben den Staatsanleihen werfen mittlerweile auch die Unternehmensanleihen mit guter Bonität kaum noch vernünftige Renditen ab.

Investoren, die auf Rendite achten, müssen damit immer mehr auf Hochzinsanleihen (High Yield) ausweichen, die allerdings in punkto Bonität nicht mehr erstklassig sind. Abzuschrecken scheint dies jedoch nicht. Im Gegenteil, die erkennbare Beibehaltung der positiven Rahmendaten wird den Prozess sinkender Risikoaufschläge von höher rentierlichen europäischen Unternehmensanleihen zur Umlaufrendite deutscher Staatsanleihen weiter verstetigen.

Über den langen geldpolitischen Arm kommen insofern auch solche Unternehmen in den Genuss von Kapital, die von den Geschäftsbanken aufgrund ihrer restriktiven Risikopolitik nicht mehr als kreditwürdig betrachtet werden. Ohnehin ist mittlerweile die Refinanzierung über den Kapitalmarkt im Vergleich zu Bankenkrediten günstiger.

Da die EZB die Rettung der Eurozone zur Chefsache gemacht hat, sind süd-europäische Staatsanleihen für den internationalen Anleger eine Überlegung wert. Dabei wäre es aber wünschenswert, dass Silvio Berlusconi weiter seinen Ruhestand genießt.

These 8: Aktien - Alternativlos!

Die massive Liquiditätsausstattung der Märkte - gemessen an der Bilanzsumme der Notenbanken in den USA, Japan und Euroland wird sie 2013 neue Allzeithochs erreichen - ist zunächst ein historisch belegtes Pro-Argument für Aktien.

Grafik der Woche: (Projizierte) Liquiditätspolitik der Notenbanken (Kumulierte Bilanzsumme der US-Notenbank, der EZB und der Bank of Japan), in Mrd. Euro und weltweiter Aktienindex

Zudem dürfte der Risikoappetit der Finanzanleger angesichts der fortschreitenden Stabilisierung der Eurozone sowie einer stabilisierten Weltkonjunktur weiter zunehmen und insofern auch für eine klassisch fundamentale Befestigung der Aktiemärkte sorgen. Hinzu kommt ein inflationsträchtiges Umfeld, in dem sich Aktien als verbrieftes Sachkapital gut zur Absicherung eignen.

2013 dürften der US-amerikanische und der japanische Aktienmarkt stärker im Fokus stehen. Die allmähliche Reindustrialisierung Amerikas und die conditio sine qua non einer erforderlichen Lösung der fiscal cliff-Problematik versprechen dem S&P 500 gute Aussichten. Sollte Japan mit seiner Yen-Abwertungspolitik Erfolg haben, könnte der Nikkei 225 sogar zum Überraschungsmarkt des nächsten Jahres werden.

Die abnehmende Risikoaversion spricht auch für die südeuropäischen Aktienmärkte. Wohl und Wehe von Italien und Spanien hängt aber von national-politischen Aspekten ab. Dagegen wird sich der deutsche Aktienmarkt weiter behaupten können. Er gilt in Europa als der safe haven, zumal die Konjunkturrisiken überschaubar sind.

Auf Einzelwertebene dürften die Restrukturierungswerte aus dem Stahl- und Elektrosektor sowie Versorger aufholen können. Technologie und Konsumwerte auch aus den USA profitieren von ihrer Innovationskraft und dem weltweit wachsenden Markenbewusstseins. Den typisch deutschen Industriewerte – gerade auch aus dem MDAX - kommt weiter ihre starke Wettbewerbsposition zugute.

Zusätzlich profitieren euroländische Substanzaktien des Versorger- oder Energiesektors von einer hohen Dividendenrendite, die die Rendite von deutschen Staatsanleihen in der Nach-Inflationsbetrachtung in den Schatten stellt.

These 9: Rohstoffe - Der Glanz verblasst nicht

Auch Rohstoffe profitieren von der expansiven Liquiditätsausstattung der Notenbanken, dem daraus resultierenden Anlagebedarf sowie der globalen Konjunkturstabilisierung.

So dürfte sich die zum Jahresende bereits gesteigerte Nachfrage nach Industrierohstoffen 2013 fortsetzen und zu einer Verstetigung der eingesetzten Preiserholung führen.

Zudem bleiben die Rahmenbedingungen für Edelmetalle auch 2013 stabil. Die Risikoentspannung in Euroland hat zwar Gold und Silber in den letzten Wochen sicherlich zugesetzt. Zwei entscheidende Argumente bleiben jedoch unbeirrt bestehen. Das von der Geldpolitik inflationierte Umfeld sorgt zunächst für eine anhaltende Nachfrage nach Gold und Silber als Wertspeicher. Zudem lässt sich historisch zeigen, dass unattraktive Renditen - sprich negative Realverzinsungen - von Staatsanleihen zu einer verstärkten Nachfrage im alternativen Anlagesegment der Edelmetalle führen. Man verzichtet also auf keine Alternativrendite. Im Gegenteil, man erspart sich einen Realverlust. In Zeiten negativer Realrenditen wie in den USA zwischen 1979 und 1981 und seit Anfang 2010 profitiert daher Silber deutlich.

Als Anlageform kommen auch Minenwerte in Betracht.

These 10: Keine Angst vor dem Börsenjahr 2013

Die Risiken für 2013 sollen nicht klein geredet werden. Auch das neue Jahr wird grundsätzlich politische Gefahren bieten. Und auch die Euro-Krise ist sicherlich nicht vorbei.

Dem steht jedoch die liquiditätspolitische Allmacht des internationalen Notenbankkartells gegenüber, die Konjunktur, politische Landschaften, Staatsanleihenmärkte, Stimmung und Aktien gleichermaßen stützen werden. Für Stabilitätsanhänger ist dieser grenzenlose geldpolitische Makrokosmos sicher hartes Brot. Aber als Anleger ist man gezwungen, sich mit den vorhandenen Bedingungen abzufinden.

Nutzen Sie die Zeit, die Ihnen die Notenbanken schenken für den Frühjahrsputz im Depot zugunsten von Sachkapital, insbesondere Aktien.

Vor diesem Hintergrund ist für den DAX ein Jahresendstand 2013 von 8500 Punkten, bei jedoch wieder zunehmender Schwankungsanfälligkeit, möglich. Glück auf!

Halvers Woche:

Auch 2013 gehört „Er“ zu mir, wie mein Name an der Tür

2012 ist bald Geschichte. Hätten Sie gedacht, dass sich die Finanzmärkte so positiv entwickeln. Ich persönlich war für das Börsenjahr 2012 zwar positiv gestimmt, aber dass es so gut wird - alle Achtung.

Melancholisch werde ich wohl kaum, wenn ich die grausamen EU-Gipfel des Jahres noch einmal vor meinem geistigen Auge Revue passieren lasse. Irgendwie hatte es zwar immer etwas von Papstwahl. Doch während bei dieser der Ausruf „Habemus papam“ ertönt, hieß es in Gipfelkreisen hinter vorgehaltener Hand nur „Non habemus solutio, habemus conflictionibus”: Wir haben keine Lösung, wir haben Streit.

Plastisch bewusst wurde mir diese politische Euro-Krise in meinem letzten Sommerurlaub, den ich bei guten Freunden in Amerika verbrachte. Mit Blick auf unsere „Big European Debt Crisis“ wurde der arme Junge aus Euroland dort umsorgt wie früher politische Flüchtlinge. Es hatte nur noch die Überreichung eines CARE-Pakets gefehlt.

„Er“ kam, sah und siegte

Ich habe 2011 meine Jahresend-Kolumne mit „Erst mit Taten werden aus Visionen Perspektiven“ betitelt. Und tatsächlich hat „Er“ sich diesen Leitspruch zu Herzen genommen. „Er“, das ist Herr Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank. „Er“ hat die letzte Ölung der Eurozone mit seinem Rettungsversprechen abgesagt. „Er“ hat den Patienten aus dem Koma geholt: Der Euro ist zu einer Starkwährung geworden, gegenüber Deutschland sind die Risikoaufschläge unserer euroländischen Bruderländer von Alpen- auf Maulwurfhügelniveau gesunken und die Aktienmärkte stiegen nach oben wie die Trägerrakete Ariane.

„Er“ hat die apokalyptischen Euro-Reiter - die Rating-Agenturen und manch einen buchverkaufenden Weltuntergangspropheten - vom Pferd geworfen.

Der Preis „seiner“ Rettung

Jede Rettung hat ihren Haken, so auch „seine“. Der Preis der Stabilität der Eurozone ist Instabilität. Die Stabilität der deutschen Machart in Form von Haushaltsdisziplin und Preisstabilität wurde wie Rapunzel in einen Turm gesperrt. Und dabei vergisst man auch nicht, ihr regelmäßig einen Kurzhaarschnitt zu verpassen. So ist sie einfach nicht mehr zugänglich, so sehnsüchtig der deutsche Michel den Blick auch nach oben werfen mag.

Denn grundsätzlich werden auch 2013 neue Schulden dringend als Dünger für die ausgelaugten euroländischen Wirtschaftsflächen benötigt, damit sich ein katastrophaler Ernteausfall wie 2009 nur bloß nicht wiederholt. Und damit die Konjunktur-Wüste in Euro-Süd tatsächlich lebt, wird vor allem „Er“ wieder da sein müssen: Von „Ihm“, dem geldpolitischen Regenmacher der EZB, gibt es auch im nächsten Jahr ohne Rücksicht auf inflationäre Wasserschäden viele Wolkenbrüche.

Lassen Sie sich von „Ihm“ retten

Liebe Anlegerinnen und Anleger, wenn „Er“ 2013 die Eurozone konsequent retten wird, so betreten doch auch Sie bitte die Rettungsboote (RB). Aber nicht die falschen, also nicht RB Bundesschatzbrief oder RB Festgeld. Sie haben in punkto Inflation und Bonität Schlagseite und ihre Rendite-Schotten halten nicht dicht. Nein, die richtigen tragen den Namen RB Aktie, RB Rohstoff und RB Edelmetall. Nehmen Sie Platz, dann wird Kapitän „Er“ auch Sie persönlich retten.

In eigener Sache

Die nächste Ausgabe von Halvers Kapitalmarkt-Monitor erscheint am 18. Januar 2013.

Wir wünschen all unseren Leserinen und Lesern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein glückliches und erfolgreiches Neues Jahr 2013 bei allerbester Gesundheit.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/

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