Kommentar
10:05 Uhr, 09.02.2017

Rohstoffpreise werden 2017 deutlich höher ausfallen

Nachdem die Rohstoffpreise Anfang 2016 einen Tiefstand erreicht hatten, übersteigt die Nachfrage wieder das Angebot. Dies deutet darauf hin, dass möglicherweise die nächste Hausse bevorsteht.

2016 endete die Baisse auf den Rohstoffmärkten. Die Kapitulation erfolgte im Januar, als der Rohölpreis unter 30 USDollar pro Barrel fiel und eine Reihe von Rohstoffproduzenten aus den Sektoren Energie und Metalle um ihr Überleben kämpften, indem sie Vermögenswerte abstießen und verzweifelt ihre Bilanzen sanierten.

Da die Rohstoffpreise unter die Produktionskosten fielen, mussten diese Unternehmen schnelle Geldverluste hinnehmen. Wäre der Ölpreis unter 40 USDollar geblieben, wären 20 % der globalen Kapazitäten aufgrund von Pleiten verloren gegangen. Ebenso waren die großen Minenunternehmen Glencore und Anglo American gezwungen, wesentliche Teile ihres Gesamtgeschäfts zu liquidieren, um Schulden abzubauen und ihre Bilanzen zu stützen.

Der Markt erkannte, dass die Preise unhaltbar niedrig waren, und es trat eine leichte Erholung ein. Während wir uns dem Jahr 2017 nähern, steigen die Preise weiter an. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Nachfrage nach Rohstoffen weiter zugenommen hat – obwohl die Preise 2015 und Anfang 2016 nachgaben, zwar nicht extrem, aber doch beständig. Deshalb war es nach wie vor erforderlich, die Produktion mittelfristig zu steigern.

Der Bloomberg Commodities Index stieg 2016 um 11,8 %. Dies ist kein Signal für eine Hausse. Meiner Ansicht nach liegt dann eine Hausse an den Rohstoffmärkten vor, wenn sich die Rohstoffpreise verdoppeln oder verdreifachen. In der Haussephase in den Jahren zwischen 2000 und 2008 verdreifachte sich der Wert des Index. Damals lag eine vollständige Rohstoffhausse vor. 2016 waren es immer nur kurze, unbedeutende Anstiege.

Die Preise sind also gestiegen, bei Basismetallen und Energie in erheblichem Maße. Im Hinblick auf Öl vereinbarten die OPECLänder und eine Reihe von Nicht-OPEC-Ländern, allen voran Russland, die Fördermenge pro Tag um 1,8 Mio. Barrel zu senken, um die Überbestände schneller als sonst abzubauen.

Nachfrage übersteigt Angebot

Mit Blick auf 2017 stellt sich die Frage, ob der Markt nur kurze, unbedeutende Anstiege erlebt oder die Preise erheblich steigen. Meines Erachtens werden die Preise 2017 aus mehreren Gründen deutlich höher ausfallen:

Erstens ist die Angebotsseite nicht in der Lage, auf ein bedeutsames Nachfragewachstum zu reagieren. Die Rohstoffproduzenten hatten in den letzten drei Jahren mit sehr niedrigen Preisen zu kämpfen und konzentrierten sich auf die Restrukturierung ihrer Bilanzen sowie auf die Einsparung flüssiger Mittel. Sie haben jedoch keine neuen Projekte hervorgebracht. Auch im Bergbau herrschte das „High Grading“ vor. Das bedeutet, dass selektiv Rohstoffe mit höherem Ertrag produziert wurden (also ausschließlich hochgradige Erze). Auf diese Weise wurde versucht, einen neutralen oder positiven Cashflow beizubehalten.

Zweitens rechne ich mit einem erheblichen Nachfragewachstum. Die Nachfrage in den Schwellenländern wird größer sein als der Markt erwartet, insbesondere in Asien. China durchläuft seit einigen Jahren eine wirtschaftliche Umstrukturierung. Wir sind der Ansicht, dass das Land diesen Prozess abschließen wird und dass es zu einer stärkeren Verbrauchernachfrage aus China und allen asiatischen Schwellenländern kommen wird.

Drittens haben die Verbraucher in den Industrie- und Schwellenländern unseres Erachtens zwei Jahre lang von niedrigen Lebensmittel- und Energiepreisen profitiert. Dies stützte ihre Finanzen, und sie erhalten inzwischen auch höhere Löhne. Wir erwarten daher, dass die Verbrauchernachfrage nach Rohstoffen steigt. So lag zum Beispiel der Ölpreis zwei Jahre lang bei etwa 50 US-Dollar statt 110 US-Dollar. Durch die Halbierung des Ölpreises konnten die Verbraucher zu Lasten der ölproduzierenden Unternehmen und Länder Einsparungen in Höhe von 2 Billionen US-Dollar pro Jahr erzielen.

Viertens signalisieren die Regierungen von Industrie- und Schwellenländern, dass statt der Geldpolitik nun die Fiskalpolitik und fiskalische Anreize im Vordergrund stehen. Sie haben erkannt, dass die quantitative Lockerung den Verbrauchern nicht wesentlich geholfen hat und erwarten nun von fiskalischen Anreizen mehr Nutzen. Wir gehen davon aus, dass in den USA, Europa und Japan finanzpolitische Anreize geschaffen werden, während China diese weiter umsetzt. Dadurch wird die Nachfrage nach Rohstoffen steigen.

Ein weit verbreiteter Trend

Der Nachfrageanstieg wird wahrscheinlich bei den Basismetallen besonders deutlich sein. Kupfer, Zink, Nickel und Aluminium dürften davon profitieren, dass die Verbrauchernachfrage nach Metallen kräftig anzieht.

Wir sind der Meinung, dass die Nachfrage nach Öl im Jahr 2017 weiterhin stark steigen wird. Durch die erneute Angebotsdisziplin wird der Ölpreis seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Erwähnenswert ist, dass weltweit sehr wenig Reservekapazitäten vorhanden sind. Wenn die OPEC-Vereinbarung Bestand hat und weltweit 1,8 Mio. Barrel vom Tisch genommen werden, würde dies fast die gesamten überschüssigen Bestände ausmachen. Die Welt wäre also anfällig für Versorgungsausfälle. Angesichts der Sicherheitslage im Nahen Osten gibt uns dies Anlass zur Sorge. Es ist unwahrscheinlich, dass die neue US-Regierung als Friedenswächter der Region auftreten möchte. Zwar sind die Russen inzwischen stärker beteiligt, doch ist nicht klar, ob dies für Stabilität sorgt oder nicht. Die vor 100 Jahren im Sykes-Picot- Abkommen aufgestellten Grenzlinien werden wahrscheinlich neu gezogen werden.

Langfristig sind wir auch in Bezug auf Edelmetalle optimistisch. Gold dürfte auf kurze Sicht weiterhin schwach bleiben, während die Anleiherenditen steigen. Rohstoffe korrelieren generell negativ mit Anleihen, aber Gold verhält sich im Moment eher wie eine renditeschwache Reservewährung und weniger wie ein Rohstoff. Gold wird nachgeben, wenn die Anleiherenditen steigen – und hier gibt es noch einigen Spielraum nach oben. Sobald sich die Anleiherenditen stabilisieren, rechnen wir mit einem erneuten Anstieg bei Gold.

Bei Agrarrohstoffen wurden zwei Jahre lang reichliche Ernteerträge erzielt, da sich der El-Niño-Zyklus vorwiegend durch ein stabiles Wettermuster auszeichnete. Aber dies hat nun ein Ende. Folglich wird das Wetter in den Anbaugebieten wahrscheinlich wechselhafter sein, sodass die Ernteerträge zurückgehen dürften. Obwohl es zwei gute Jahre für die Wiederauffüllung der Bestände gab, sind diese in unseren Augen lediglich ausreichend. Wenn die Ernten der nördlichen Hemisphäre beeinträchtigt werden, wird es bei den Agrarpreisen zu einem Aufwärtsdruck kommen.

Beginnt die Hausse?

Wir erwarten, dass 2017 für die Rohstoffmärkte insgesamt ein weiteres positives Jahr wird. Die Vorräte gehen zurück. Die Rohstoffkurven flachen sich ab, was Preise und Renditen der Anleger stützt. Produzenten dürften in den nächsten Jahren Mühe haben, mit der Nachfrage Schritt zu halten.

Wir haben das Ende der Baisse erlebt, auf die normalerweise eine Phase mit kurzen, unbedeutenden Anstiegen folgt. In der Vergangenheit dauerte diese Phase zwei bis fünf Jahre an. Wir sind jedoch der Ansicht, dass diese Entwicklung bereits 2017 einsetzen könnte, da der Fokus darauf liegt, die Lage der Verbraucher zu verbessern.

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