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09:03 Uhr, 22.01.2025

Rohstahlproduktion steigt 2024 um 5% - Menge bleibt aber auf Rezessionsniveau

DOW JONES--In Deutschland sind im vergangenen Jahr laut der Wirtschaftsvereinigung Stahl 37,2 Millionen Tonnen Rohstahl produziert worden. Damit schloss die Produktion zwar mit einem Plus von rund 5 Prozent ab, die erzeugte Rohstahlmenge sei allerdings zum dritten Mal in Folge unter der 40-Millionen-Tonnen-Grenze und damit auf Rezessionsniveau geblieben, so der Verband. Er forderte die Bundesregierung auf, sich in der Europäischen Union (EU) für einen wirksamen Schutz vor unfairem Handel einzusetzen.

Auch die übrigen Konjunkturindikatoren zeichneten der Wirtschaftsvereinigung Stahl zufolge insgesamt ein düsteres Bild. Vor allem die Stahlnachfrage auf dem deutschen Stahlmarkt sei außerordentlich schwach. Ebenso wie die Rohstahlproduktion sank auch die Marktversorgung 2024 das dritte Mal in Folge und lag mit rund 27 Millionen Tonnen und einem Rückgang von 7 Prozent auf einem historischen Tiefstand, wie der Verband erklärte. Seit 2017 habe der deutsche Markt rund ein Drittel an Volumen eingebüßt. Dies stehe im scharfen Kontrast nicht nur zum Rest der Welt, sondern auch zu den anderen Industrieländern in der EU.

Für Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, ist die Kombination aus anhaltend niedrigem Produktionsniveau und schwacher Konjunktur ein Alarmsignal. "Die Politik muss jetzt endlich vom Reden ins Handeln kommen. Dem Industriestandort Deutschland geht es schlecht. Und dem Industriestandort ist es egal, ob gerade Wahlkampf herrscht", sagte sie. Gerade der enorme Zuwachs von Billigimporten im Stahlbereich und die nicht wettbewerbsfähigen Kosten für Strom mache den Unternehmen hierzulande schwer zu schaffen und bedrohe sie teils existentiell. Mittlerweile stamme jede dritte Tonne Stahl in der EU aus dem EU-Ausland. Und bei den Stromkosten habe allein der Posten der Netzentgelte im vergangenen Jahr für 300 Millionen Euro Mehrkosten gesorgt.

Der Verband forderte angesichts der Lage nun Berlin und Brüssel zu entschiedenem Handeln auf. "Konkret muss die neue Bundesregierung in den ersten 100 Tagen die Wiedereinführung der Netzentgelt-Zuschüsse in voller Höhe von 5,5 Milliarden Euro angehen - und das rückwirkend zum 1. Januar 2025", sagte Rippel. Sie rief die Bundesregierung außerdem zu einem starken deutschen Auftritt in Brüssel auf. Dieser müsse klar machen, dass man nun einen "wirksamen Schutz vor unfairem Handel" brauche. Spätestens seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump könne sich niemand mehr in der Politik hinter dem Argument der "WTO-Kompatibilität" von Welthandelsregeln verstecken, so die Verbandschefin.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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