„Reverse“ – Wenn sonst nichts mehr hilft
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Wie ein bösartiges Geschwür breiteten sich die Krisenherde in den vergangenen beiden Jahren aus. Zunächst kollabierte das berüchtigte Subprime-Segment im Immobiliensektor, der wiederum die Finanzmärkte in die Tiefe riss und am Ende zu einer „Vollbremsung“ in weiten Teilen der Wirtschaft führte. Für Börsianer, die noch immer an „das Gute“ und die Selbstheilungskräfte an den Märkten glaubten, ein noch nie dagewesenes Horror-Szenario, denn schließlich befand man sich von der vielzitierten Bewertung her ja längst nicht mehr auf den aberwitzigen Niveaus zu Zeiten der „Technologie-Bubble“.
Dem massiven Abwärtstrend konnten sich diesmal aber auch die vielen auf stagnierende bis leicht fallende Kurse ausgerichteten Teilschutz-Zertifikate nicht entziehen, deren Siegeszug mit dem „Jahrhundert-Crash“ von 2000 bis 2003 eigentlich erst begonnen hatte. Wer nicht in Anleihen investiert war und dennoch Gewinne erzielen wollte, musste deshalb von vornherein seine an sich positive Grundhaltung aufgeben und den Markt „shorten“. Leichter gesagt als getan, zumal doch Verluste, die man als „Shorty“ bei steigenden Kursen erleidet, rein subjektiv oftmals weit schwerer wiegen, als beim ganz normalen Negativszenario. Die alten Zweifel hinsichtlich der Umsetzung der „destruktiven“ Strategie waren indes schnell verflogen, wurden passende Anlage-Vehikel von der Zertifikate-Industrie doch in immer größerer Vielfalt und Stückzahl bereitgestellt und kein Baissier mehr automatisch in das hochspekulative Hebel-Segment getrieben.
Historisch betrachtet stellten die diversen „Bär-Index-Zertifikate der Landesbank Berlin die erste und lange Zeit auch die einzige Möglichkeit dar, überhaupt auf fallende Index-Kurse zu setzen. Die Partizipation erfolgt dabei ganz einfach eins zu eins entgegengesetzt zur Entwicklung des jeweils zugrundeliegenden Index, wobei eine weit über dem Referenzstand bei Emission festgelegte Basis als Bezugsgröße dient. Inzwischen führen aber auch viele weitere Emittenten in ihrem Repertoire einen entsprechenden Reverse- bzw. Short-Endlos-Tracker auf die unterschiedlichsten Benchmarks bzw. im Rohstoffbereich auch auf entsprechende Futures. Wer aber beispielsweise im DAX „short gehen“ möchte, hat seit einiger Zeit auch die Möglichkeit über Zertifikate direkt in einen speziellen von der Deutschen Börse berechneten sogenannten „Short-DAX“ zu investieren. Das Besondere daran ist, dass dabei der Hebel täglich auf Schlusskurs-Basis wieder auf minus 1 readjustiert wird und in Analogie zu den Performance-Indices am Aktienmarkt auch die Zinszahlungen für das investierte Anlagevolumen und den Leerverkauf in Höhe des doppelten Tagesgeldsatzes ebenfalls auf täglicher Basis anteilig berücksichtigt werden. Eine ähnliche Strategie verfolgt übrigens auch der von der Société Générale konzipierte und von Standard & Poor’s berechnete SGI Short Brent Index, die neue „Bären“-Benchmark für den Ölmarkt, auf die es vom Emittenten je ein Open-End-Zertifikat mit (SG0TBQ) und ohne Währungsabsicherung (SG0TBR) gibt.
Einfache Short-Tracker stellen allerdings bei weitem nicht die einzige Möglichkeit dar, am Zertifikatemarkt von fallenden Kursen zu profitieren. Im Prinzip existiert inzwischen für die meisten Strukturen auch das entsprechende „Reverse“-Pendant, angefangen mit den zuerst von Sal Oppenheim aufgelegten umgedrehten Protect-Discountern, die sich umgekehrt proportional zu der klassischen Teilschutz-Variante verhalten. Der Anleger muss hier alles nur genau spiegelverkehrt betrachten. Sollte der Basiswert also zu keinem Zeitpunkt während der Laufzeit auf oder unter der über dem Referenzstand bei Emission festgezurrten Barriere notieren, wird der Höchstbetrag ausgezahlt. Kommt es jedoch zum Schwellenereignis, geht der Teilschutz verloren und das Zertifikat entspricht nur noch einem einfachen Short-Papier mit Cap, wobei bereits bei einer Verdopplung des Basiswertkurses seit Emission der Totalverlust eintritt. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert natürlich auch das große Heer an Reverse-Bonus-Zertifikaten, denen die adäquate Struktur zugrunde liegt. Wer nach Reverse-Produkten sucht, deren Barrieren nicht die ganze Laufzeit über „aktiv“ sind, wird auch hier fündig. Zwar befinden sich die beiden noch existierenden Bonus-Pro-Papiere der Commerzbank auf einen fallenden DAX in ihren letzten Zügen, doch bietet die WGZ-Bank ganz „frisch“ einen Reverse-Easy-Express-Kurzläufer auf den gleichen Index (WGZ21V) bis zum 22. Mai zur Zeichnung an, der mit einem Puffer von 22,50 Prozent und einer Rendite von sieben Prozent Anleger für die nächsten gerade einmal sechs Monate binden soll.
Investoren, die mit einer höheren Rate an sinkenden Kursen partizipieren möchten, müssen nicht zwangsläufig zu Turbo-Papieren greifen, sondern finden auch ohne ein überproportionales Kursrisiko einzugehen, mit den Reverse-Sprintern der Commerzbank oder der BHF-Bank auf DAX oder deutsche Einzelwerte eine Entsprechung ihrer kurzfristig eher negativen Erwartungshaltung.
Attraktive Renditen lassen sich aber beispielsweise auch mit Reverse-Express-Zertifikaten erzielen. Die Deutsche Bank bietet dazu eine ganze Reihe an Produkten auf den deutschen Leitindex an, wie z.B. das Step-Up-Papier mit seiner maximalen Laufzeit bis zum 28. Mai des nächsten Jahres (DB4CCV), bei dem ab Ende November 2009 bis zur Endfälligkeit zwei vierteljährliche Bewertungstage anstehen, die zu einer vorzeitigen Kündigung berechtigen. Der Basiswert dürfte dabei allerdings nicht über den Call-Levels bei 5.472,50 Punkten (27. November 2009) bzw. 5.609,32 Punkten (26. Februar 2010) notieren, um zusätzlich Renditen von gut 10 bzw. 12,5 Prozent anzuvisieren. Ansonsten wären am Ende bei einem Niveau von 5.746,13 Punkten 15 Prozent zu verdienen. Verluste würden dagegen erst über der Barriere von 5.928,55 Punkten entstehen.
Insgesamt betrachtet, wird das Angebot auch bei Short-Papieren immer breiter und unübersichtlicher, wobei sich die Branche unter der Federführung von Sal. Oppenheim in den extremen Abwärtsphasen des vergangenen Jahres besonders kreativ zeigte und selbst den letzten Optimisten mit zusätzlichen Garantie- und Lock-In-Features in diverse Reverse-Zertifikate locken konnte. Dies dürfte ein weiterer deutlicher Beweis für die besondere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Zertifikate-Industrie sein. Die schlechte Marktentwicklung trug in idealer Weise ebenfalls zum Gelingen bei. Wegen der meist kurzen Halbwertszeit von Short-Investments sollten sich Anleger jedoch die jeweils am Markt verfügbaren strukturierten Produkte immer genau ansehen, um im Zweifelsfall mangels geeigneten Angebots lieber gleich zu einfachen Trackern greifen zu können.
WKN | Name | Emittent | Fälligkeit | Briefkurs |
SG3G26 | Short-DAX Index-Tracker | SG | Endlos | 84,78 € |
DB4WYS | DAX Reverse-Bonus Classic | DB | 23.12.2009 | 111,48 € |
CM7VEL | DAX Reverse-Capped-Bonus | COBA | 18.03.2010 | 96,89 € |
WGZ21V | DAX Reverse-Easy-Express-Zert. | WGZ | 27.11.2009 | 100,50 € (in Zeich.) |
BHF49P | DAX Reverse-Sprint-Zertifikat | COBA | 11.12.2009 | 85,95 € |
DB4CCV | DAX Reverse-Express-Zertifikat | DB | 28.05.2010 | 103,78 € |
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