Profi-Anleger flüchten aus China
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- Alibaba Group Holding Ltd. Reg.Shs (sp.ADRs)/8 DL-,000025 - WKN: A117ME - ISIN: US01609W1027 - Kurs: 141,300 € (XETRA)
Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas begann in den 1980er Jahren, als das kommunistische Land wirtschaftliche Reformen durchführte und die Wirtschaft stark liberalisierte und öffnete. Zwar spielten bis zuletzt die mächtigen Staatskonzerne ein wichtige Rolle in der chinesischen Wirtschaft, in weiten Teilen des chinesischen Alltags reagierte aber eine Art Hyperkapitalismus, in dem der Staat sogar oftmals eine deutlich geringere Rolle spielte als etwa in Europa oder den USA.
Die marktwirtschaftlichen Reformen wurden unter Deng Xiaoping begonnen, der mit vielen klassischen kommunistischen Traditionen brach. Menschen und Unternehmen durften auf einmal nach Wohlstand streben, Eigentum anhäufen und so das Wachstum ankurbeln. "Es ist egal, ob eine Katze weiß oder schwarz ist, solange sie Mäuse fängt", gehörte zu den Aussprüchen Dengs.
Doch vom Geiste Dengs, der die kommunistische Ideologie mit den Gesetzmäßigkeiten der Märkte zu versöhnen suchte, ist nicht mehr viel übrig in China. Unter dem aktuellen Präsidenten Xi schlägt das Land einen autoritäten Kurs ein, der neben den politischen Freiheiten zunehmend auch die wirtschaftlichen Freiheiten zu beseitigen sucht.
Im politischen Bereich haben die Niederschlagung der Demokratiebewegung in Hongkong und die Behandlung der Uiguren im Westen Chinas klar gezeigt, dass das Reich der Mitte sich nicht etwa westlichen Vorstellungen von Demokratie und Menschenrechten annähert, sondern sich immer weiter davon entfernt.
Deutlich überraschender kamen die jüngsten Angriffe auf die Wirtschaft, speziell auf stark boomende Branchen, die zeigen, dass sich China zunehmend auch vom Modell des real praktizierten Staatskapitalismus verabschieden könnte. Der Börsengang des Zahlungsdienstleisters Alipay wurde in letzter Minute gestoppt, Alibaba-Chef Jack Ma "verschwand" nach Regierungskritik zeitweise aus der Öffentlichkeit, die Regulierung im Technologiesektor wurde verschärft und kommerziellen Nachhilfe- und Bildungsanbietern (in China ein Milliardenmarkt) wurde es plötzlich verboten, nach Profit zu streben. Chinesische Staatsmedien bezeichneten Videospiele (ebenfalls eine stark boomende Branche) als neues Opium fürs Volk, was das wertvollste Unternehmen Chinas, den Onlinekonzern Tencent, gleich dazu brachte, den Zugang zu bestimmten Spielen einzuschränken.
Der jüngst veröffentlichte Fünf-Jahres-Plan der chinesischen Führung deutet an, dass immer neue Eingriffe in die Wirtschaft für längere Zeit zur Tagesordnung gehören dürften. Am Dienstag kündigte Präsident Xi zudem an, dass künftig der "gemeinsame Wohlstand" und eine gleichmäßigere Einkommensverteilung im Mittelpunkt der politischen Bemühungen stehen sollten. Dies solle auch erreicht werden, indem "übermäßige Einkommen" begrenzt würden und die Wohlhabenden mehr an die Gesellschaft zurückgeben sollten, sagte Xi.
Angesichts der zunehmenden politischen Risiken haben immer mehr Profi-Anleger ihr Engagement in China deutlich zurückgefahren. Wie die in dieser Woche veröffentlichten 13F-Filings zeigen, haben zahlreiche Hedgefonds und andere Spekulanten in den USA gelistete chinesischen Aktien verkauft. So etwa George Soros, der sich von Aktien wie Baidu oder Tencent Music im zweiten Quartal komplett trennte.
Die bekannte High-Tech-Investorin Cathie Wood hat in den von ihr gemanagten aktiven ETFs chinesische Aktien ebenfalls konsequent verkauft. Das jüngste Vorgehen der chinesischen Regierung stehe im Widerspruch zum Ziel Chinas, "eines der innovativsten Länder der Welt zu werden", sagte Wood in einem Interview mit Bloomberg. "Die Bewertung des Marktes wird noch lange niedrig bleiben, bis sie wieder einladender für ausländisches Kapital werden und sich vielleicht ein bisschen mehr in die Welt integrieren wollen", betonte Wood. Aber auch das Säbelrasseln zwischen der USA und China, dass sich unter US-Präsident Biden nicht etwa verringert, sondern sich sogar noch intensiviert habe, führte Wood als Begründung für den Verkauf chinesischer Aktien an. Die Neuordnung der Lieferketten werde positive Folgen für die USA und zumindest teilweise negative Folgen für China haben, so Wood.
Die Aktien chinesischer Unternehmen sind zuletzt bereits stark abgestürzt. Die Aktien des Onlinehändlers Alibaba etwa haben sich seit Oktober letzten Jahres beinahe halbiert, wobei sich der Ausverkauf zuletzt noch einmal verschärft hat. Nach den starken Kursverlusten wäre eine kurzfristige technische Gegenreaktion alles andere als unwahrscheinlich.
Längerfristig allerdings haben sich die Aussichten nicht nur für chinesische Aktien, sondern auch für die chinesische Wirtschaft durch die politischen Entwicklungen stark eingetrübt.
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