Private Equity bei Trade Republic & Scalable: Lohnt sich das wirklich?
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Private Equity – der Name klingt nach großen Deals, Managern in Maßanzügen und exklusiven Investmentclubs. Lange war das Terrain von Superreichen und Pensionsfonds, die Firmen kaufen, umbauen und teurer weiterverkaufen. Mit neuen EU-Regeln und Produkten wie dem ELTIF 2.0 scheint sich das nun zu ändern.
Jetzt versprechen Broker wie Trade Republic und Scalable: Auch Kleinanleger können mitmischen – Einstieg ab 1 Euro zumindest bei Trade Republic, so einfach wie ein ETF-Kauf. Influencer reden von zweistelligen Renditen. Und Millionen Anleger fragen sich: Ist das die nächste Rendite-Revolution oder ein überzogener Hype?
Genau das schauen wir uns in der aktuellen Goldesel-Topstory genauer an: Was steckt wirklich hinter den neuen Private-Equity-Angeboten von Trade Republic und Scalable Capital, die aggressiv damit werben? Welche Chancen bieten sie – und welche Risiken sollte man kennen?
Die PE-Branche im Überblick
Private Equity (PE) investiert in Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind. Das Geschäftsmodell folgt meist drei Schritten:
- Kaufen (Buy): Eine PE-Gesellschaft sammelt Geld von Investoren (früher nur Profis, jetzt auch Kleinanleger) und kauft damit Unternehmen. Oft wird der Kauf stark über Kredite finanziert, um die Eigenkapitalrendite zu hebeln (Leveraged Buyout, LBO).
- Verbessern (Improve): PE-Manager greifen aktiv in die gekaufte Firma ein. Sie restrukturieren, senken Kosten, steigern die Effizienz oder treiben die Expansion voran, um den Wert des Unternehmens zu steigern.
- Verkaufen (Sell): Nach typischerweise 3-7 Jahren wird das optimierte Unternehmen mit Gewinn wieder verkauft – sei es per Börsengang (IPO), an einen Konzern (Trade Sale) oder an den nächsten Finanzinvestor.
Der Gewinn fließt an die Anleger zurück. Die PE-Gesellschaft verdient über eine jährliche Verwaltungsgebühr (z.B. 2 %) und eine Gewinnbeteiligung, die „Performance Fee“ (oft 20 % des Profits).
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Alternative Investments von Private Equity!
Kaum ein Sektor ist vor Private Equity sicher! Gekauft wird, was einen hohen Return on Invest (ROI) verspricht. Die Bandbreite reicht von strategischer Infrastruktur wie Flüssiggasterminals über Medienhäuser wie Axel Springer bis hin zur Bündelung lokaler Handwerksbetriebe zu Quasi-Monopolen. Findet ein Fonds eine Wertsteigerungschance, wird investiert. Ein rasant wachsender Zweig ist zudem „Private Credit“ – die direkte Kreditvergabe an Firmen ohne eine Bank, was weitreichende Sorgen vor Überschuldung in der Finanzwelt auslöst.
Die Giganten der Branche
Die Private-Equity-Branche wird von wenigen globalen Giganten dominiert, die Hunderte von Milliarden USD verwalten. Anstatt direkt in illiquide Fonds zu investieren, können Anleger auch Aktien dieser börsennotierten PE-Manager kaufen und so am Erfolg der Branche teilhaben. Wir schauen uns die Aktien der beiden größten Konzerne, Blackstone und KKR, genauer an.
Blackstone
Blackstone ist der weltweit größte Manager für alternative Anlagen. Ihr Geschäft ist stark diversifiziert und umfasst neben Private Equity (Unternehmensbeteiligungen) vor allem globale Immobilieninvestments, Private Credit (Kreditvergabe) sowie Hedgefonds-Lösungen.
Chart
Die Aktie von Blackstone befindet sich in einem spannenden Preisbereich. Bei etwa 145 USD bis 154 USD – knapp unter dem aktuellen Kursniveau – befindet sich eine solide Unterstützungszone, die bis ins Jahr 2021 (Jahreshoch) zurückreicht. Sollte die aktuelle Zone halten und eine positive Reaktion erfolgen, könnte man sich die Aktie näher anschauen.
Der RSI ist auch eher im unteren Bereich, was tendenziell für eine Umkehr sprechen könnte. Knapp über dem Kurs liegt allerdings auch eine Widerstandszone, die zwischen 161 und 166,40 USD verläuft und das Papier handelt derzeit unter der 50- und 200-Tagelinie, was eher negativ zu werten ist.
Die Aktie befindet sich untergeordnet in einem Abwärtstrend. Für einen Einstieg sollte ein Trendbruch bzw. Kurse über dem Hoch vom 15. Oktober und dem Widerstandsbereich bei 166,40 USD gewartet werden.
KKR
KKR gilt als Pionier des „Leveraged Buyout“ (LBO), also der kreditfinanzierten Firmenübernahme. Heute ist das Unternehmen ein global diversifizierter Manager, der in Private Equity, Infrastruktur (z.B. Energienetze, Telekom), Immobilien und Private Credit investiert.
Chart
Die Aktie von KKR befindet sich ebenfalls sehr nahe an einer validen Unterstützung. Zwischen etwa 114 und 119 USD liegen einige Tiefs und Hochs aus September 2024 und Mai-Juni 2025. KKR handelt auch unterhalb der 200- und 50-Tagelinie und der nächste Widerstand – zwischen 127,50 und 130 USD ist nicht weit entfernt. Für einen Ausbruch über 130 USD gehört die Aktie aber zumindest auf die Watchlist – denn hierüber könnte die Aktie zum Angriff auf die Jahreshochs zwischen 149,30 und 154 USD ansetzen.
Langfristig sind beide Aktien echte Dauerläufer. Die Rendite seit Beginn des Jahres 2018 beträgt bei KKR beispielsweise etwa 470 % und auch Blackstone konnte in diesem Zeitraum bis zum aktuellen Kursniveau rund 380 % zulegen.
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Neue Angebote für Privatanleger: Trade Republic & Scalable
Mit dem ELTIF 2.0, dem „European Long-Term Investment Fund“, können jetzt auch Privatanleger in Beteiligungen an nicht-börsennotierten Unternehmen investieren.
Trade Republic: Einstieg ab 1 Euro – aber viele Fragezeichen
Trade Republic öffnet mit den Fonds von Apollo und EQT erstmals den Zugang zu Private Markets. Der Einstieg ist ab 1 EUR möglich, auch per Sparplan. Investiert wird in sogenannte ELTIFs (European Long-Term Investment Funds), die Beteiligungen an nicht-börsennotierten Unternehmen, Infrastruktur oder Immobilien bündeln. Zur Auswahl stehen der Apollo ELTIF (LU3170240538) und der EQT ELTIF (LU3176111881).
Der Broker erhebt selbst nur eine Ordergebühr von 1 EUR und bewirbt eine „Marktzielrendite“ von 12 % pro Jahr. Diese Zahl basiert auf historischen Durchschnittsrenditen der Anlageklasse – eine Garantie gibt es nicht. Wie Trade Republic die 12 % berechnet, ist nicht überliefert.
Die laufenden Fondskosten: 2,8 % p. a. beim Apollo-Fonds und 2,35 % p. a. beim EQT-Fonds, jeweils zuzüglich möglicher Performance Fees. Diese Gebühren sind in der Marktzielrendite nicht enthalten und mindern die tatsächliche Rendite deutlich.
Hinzu kommt die geringe Liquidität: Rückgaben sind nur vierteljährlich möglich, und der Fonds kann die Auszahlung ablehnen, wenn viele Anleger gleichzeitig verkaufen wollen. Stiftung Warentest warnt daher vor überzogenen Erwartungen – Anleger tragen das volle Risiko und müssen ihr Kapital langfristig binden.
Kurz gesagt: Der Einstieg ist leicht, das Produkt bleibt komplex. Private Equity über Trade Republic ist keine ETF-Alternative, sondern eine langfristige Wette auf die Auswahl der Fondsmanager – mit allen Kosten und Risiken, die dazugehören.
Scalable Capital: Hohe Einstiegshürde, klare Struktur
Scalable Capital bietet den Zugang zum BlackRock Private Equity ELTIF (ISIN: LU2970811951) – ein Produkt, das Privatanlegern weltweite Beteiligungen an nicht-börsennotierten Unternehmen ermöglicht. Die Mindestanlage liegt bei 10 000 EUR, danach sind regelmäßige Sparraten möglich. Der Fonds investiert global in Private-Equity-Beteiligungen, Co-Investments und Secondaries und verfolgt eine langfristige Laufzeit von rund zehn Jahren.
Rückgaben sind erst zwei Jahre nach Fondsstart und dann nur in begrenztem Umfang möglich. Scalable weist darauf hin, dass der Fonds illiquide ist und sich daher nur für langfristig orientierte Anleger eignet.
Die Kosten liegen klar über ETF-Niveau: Der Fonds erhebt eine jährliche Verwaltungsvergütung von rund 1,5 % sowie eine Performance Fee von 12,5 %. Eine feste Rendite wird nicht genannt; BlackRock verweist auf historische Durchschnittswerte vergleichbarer Fonds von 8 bis 10 % pro Jahr – ohne Garantie.
Kurzvergleich: Zwei Wege, ähnliche Risiken
Beide Broker öffnen den Zugang zu Private Equity auf unterschiedliche Weise. Trade Republic punktet mit niedriger Einstiegsschwelle, Scalable Capital mit professionellem Aufbau. Für Anleger gilt: Hohe Renditechancen gehen mit langen Laufzeiten, eingeschränkter Verfügbarkeit und erheblichen Risiken einher. Die Broker im Vergleich:
| Merkmal | Trade Republic | Scalable Capital |
|---|---|---|
| Partner / Fondsanbieter | Apollo Global Management, EQT | BlackRock |
| ISIN(s) | Apollo: LU3170240538, EQT: LU3176111881 | LU2970811951 |
| Mindestanlage | 1 EUR (über Sparplan möglich) | 10 000 EUR Einmalanlage, danach Sparplan |
| Anlagevehikel | ELTIFs auf Private Equity und Infrastruktur | BlackRock Private Equity ELTIF |
| Laufzeit / Liquidität | Langfristig, Rückgabe vierteljährlich, eingeschränkt | ca. 10 Jahre, Teilrückgabe ab Jahr 2, begrenzt |
| Beworbene Rendite | 12 % „Marktzielrendite“ (nicht garantiert) | keine Angabe, Ø 8–10 % historisch |
| Gebühren | 2,8 % p. a. (Apollo) / 2,35 % p. a. (EQT) + Performance Fee | ca. 1,5 % Management-Fee + 12,5 % Performance-Fee |
| Hauptkritikpunkt | Hohe Fondskosten, Illiquidität, Intransparenz | Hohe Einstiegshürde, lange Bindung |
ETFs auf Private Equity
Eine weitere Möglichkeit in Private Equity zu investieren, sind klassische ETFs. Diese investieren jedoch nicht direkt in die nicht-börsennotierten Unternehmen (wie die ELTIFs), sondern bündeln die Aktien der börsennotierten Private-Equity-Gesellschaften. Anleger kaufen hier also die „Manager“ der Branche und nicht die illiquiden Firmenbeteiligungen selbst.
Der große Vorteil ist die hohe Liquidität: Diese ETFs können börsentäglich ge- und verkauft werden. Zudem sind die Kosten deutlich niedriger als bei ELTIFs. Der Nachteil: Man erhält nicht den gleichen Diversifikationseffekt, da die Aktien dieser PE-Manager stark mit dem allgemeinen Aktienmarkt korrelieren.
Zwei bekannte Beispiele für diesen Sektor sind:
Xtrackers LPX Private Equity UCITS ETF (ISIN: LU0322250712) Dieser Fonds von Xtrackers bildet den LPX50 Index ab, der die 50 liquidesten, weltweit notierten Private-Equity-Gesellschaften umfasst. Mit einer TER von 0,70 % pro Jahr ist er marginal günstiger als das iShares-Produkt.
iShares Listed Private Equity UCITS ETF (ISIN: IE00B1TXHL60) Dieser ETF von iShares bildet den S&P Listed Private Equity Index ab und investiert damit in die größten börsennotierten PE-Firmen und Business Development Companies (BDCs) weltweit. Die Gesamtkostenquote (TER) liegt bei 0,75 % pro Jahr.
Ein kritischer Blick auf das Ganze
Warum wird Private Equity, jahrzehntelang ein exklusiver Markt, plötzlich aggressiv an Kleinanleger vermarktet? Die Branche steckt in einer Zwickmühle: Börsengänge sind unattraktiv, Weiterverkäufe teuer, viele Fonds sitzen auf schwer verkäuflichen Beteiligungen. Neue Liquidität ist gefragt – und die soll nun von Privatanlegern kommen.
Über regulierte ELTIF-Strukturen lassen sich solche illiquiden Beteiligungen neu verpacken und massenmarkttauglich machen. Neo-Broker werben mit zweistelligen Renditen, aber dass die Risiken enorm sind, lässt man lieber nur im Kleingedruckten.
Die zentralen Risiken
- Lange Bindung: Kapital bleibt idR mehrere Jahre gebunden, Rückgaben sind nur eingeschränkt möglich.
- Hohe Kosten: 2–3 % laufende Gebühren p. a. plus Performance Fees zehren die Rendite stark auf.
- Blindpool-Risiko: Anleger wissen häufig nicht, in welche Firmen investiert wird.
- Timing: Dass gleich mehrere Anbieter gleichzeitig stark werben, kann als Warnsignal gelten – meist sind solche Phasen kein guter Einstiegszeitpunkt.
Fazit
Trade Republic und Scalable Capital öffnen zwar den Zugang zu Private Markets – doch die Risiken, Kosten und langen Bindungsfristen bleiben. Private Equity ist kein Ersatz für ein solides Kern-Depot mit ETFs und/oder Einzelaktien. Wer dennoch bewusst eine Private-Equity-Beimischung möchte, hält den Depotanteil gering, liest das Kleingedruckte und rechnet alle Gebühren ein.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis. Der Artikel dient nur Informationszwecken und stellt keinen Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren da.
