Kommentar
06:00 Uhr, 12.03.2025

Powell ist ruhig, zu ruhig

Der US-Arbeitsmarkt läuft vorerst robust weiter. Powell bekräftigt daher, dass die Fed Zeit hat, die Lage zu beurteilen. Das könnte sich als Fehler herausstellen.

Die Notenbank begann im vergangenen Jahr mit Zinssenkungen, weil der Arbeitsmarkt über einen kurzen Zeitraum Schwäche zeigte. Die Schwäche stellte sich als vorübergehend heraus. Vielleicht liegt es daran, dass die Fed dieses Mal abwarten will. Zudem ist auf dem Arbeitsmarkt bisher wenig geschehen. Noch immer werden pro Monat über 150.000 Jobs geschaffen.

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Damit ist der Arbeitsmarkt heute robuster als zu der Zeit, als die Fed mit Zinssenkungen begann. Die Fed blickt damit aber nicht in die Zukunft. Sie wartet ab, bis sich der Abschwung in den Daten zeigt. Steuert man erst dann gegen, dauert es einige Monate, bis Zinssenkungen wirken. Jetzt abzuwarten, kann genau der falsche Weg sein.

Ein Problem am monatlichen Arbeitsmarktbericht ist die zeitliche Verzögerung. Die letzten Daten, die in den Bericht eingeflossen sind, wurden vor dem 12. Februar erhoben. Die Bemühungen von Musks Effizienzbehörde DOGE, den Personalbestand zu reduzieren, sind in den Daten praktisch nicht vorhanden.

Der Staat beschäftigt direkt drei Millionen Personen. Zusammen mit dem Militär, der Post, Auftragnehmern und Stellen, die staatlich finanziert werden, z.B. in Forschung, sind es fast 11 Mio. Jobs, die am Staat hängen. Das sind 6,7 % der Gesamtbeschäftigung in den USA (Grafik 1).

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Je nachdem, wie viele Stellen DOGE am Ende tatsächlich streicht, könnten bis zu 10 % der Stellen wegfallen. Die Arbeitslosenrate würde dies auf fast 5 % drücken. Das sollte die Fed nervös machen. Es kommt ein Prozess in Gang, der schwer zu stoppen ist. Bereits jetzt ist eine Eintrübung der Verbraucherstimmung zu erkennen. Die Sparneigung steigt. Wird mehr gespart und fallen ohnehin Jobs beim Staat weg, beginnen auch Unternehmen zu kürzen. Der normale Prozess einer Rezession kommt in Gang.

Der Arbeitsmarkt ist der Schlüssel dazu. Die Ruhe der Fed ist nicht angebracht. Das gilt insbesondere dann, wenn man andere Daten betrachtet. Massenentlassungen stiegen im Februar gegenüber Januar um 245 %. Im Februar fielen durch Massenentlassungen 172.000 Jobs weg.

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe folgen den Massenentlassungen. Demnach dürften sich die Bemühungen von DOGE bald in den Daten zeigen. Nimmt der Arbeitsmarkt die entlassenen Personen auf, muss das kein Problem sein. Es ist nur unwahrscheinlich (Grafik 2).

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Die fortgesetzten Anträge auf Arbeitslosenhilfe, die die Zahl der Arbeitslosen zeigt, die Arbeitslosengeld erhalten, folgen Massenentlassungen mit einigen Wochen Verzögerung. Der Arbeitsmarkt nimmt Personen aus Massenentlassungen im Normalfall nicht einfach auf (Grafik 3).

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Die Massenentlassungen erreichten im Februar den höchsten Stand seit der Finanzkrise, wenn man den Sonderfaktor Pandemie nicht berücksichtigt. Es ist auch insofern beunruhigend, weil "nur" 62.000 der 172.000 gestrichenen Stellen auf den Staat entfallen (Grafik 4). Es wurden im Februar auch ungewöhnlich viele Stellen in der Privatwirtschaft gestrichen. Das ist kein gutes Signal. Die Ruhe der Fed teile ich nicht.

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1 Kommentar

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  • masi123
    masi123

    Ich teile die Prognose zur Entwicklung am Arbeitsmarkt und beim Konsum.

    Allerdings bezweifle ich, dass die FED dagegen effektiv viel tun kann. Eine Zinssenkung wird keine Regierungsstelle wiederbeschaffen. Auch die Unternehmen werden bei der momentanen Unsicherheit über die Zollpolitik (=Belastung der Verbraucher und weitere Schwächung des Konsums) sicher keine Erweiterungsinvestitionen tätigen, die zur Schaffung neuer Stellen notwendig sind. Was kann Powell also anderes machen, als zu versuchen, Ruhe zu verbreiten? Es wäre eine Änderung der derzeitigen Regierungs-Politik notwendig, was aber sehr unwahrscheinlich ist.

    10:32 Uhr, 12.03.