Ölpreis - Pipeline-Politik löst starken Anstieg aus

Die Zeit günstigen Öls in den USA scheint vorüber. Was wie eine Steuersenkung für alle US-Bürger wirkte, ist Vergangenheit. WTI, die US-Ölsorte, stieg seit Anfang Oktober von 75 Dollar auf fast 103,37 Dollar in der vergangenen Woche. Das ist ein Plus von fast 40%. Auch wenn der Preis für ein Barrel WTI jetzt wieder auf 95,78 Dollar gefallen ist, scheint eine Fortsetzung des Anstiegs nicht ausgeschlossen.

Der Grund für die schnellen Preissteigerungen beim WTI sind Sonderfaktoren. WTI wurde die vergangenen Monaten mit einem Preisabschlag zur europäischen Ölsorte Brent gehandelt. Das lag an dem hohen Angebot in Cushing, einem Ort, an dem Pipelines in den USA zusammenlaufen. Der Preis für WTI wird auf Basis des dort vorhandenen Öls gebildet. In den vergangenen Monaten wurde erwartet, dass das Ölangebot in Cushing immer noch weiter zunehmen wird. Dabei waren die Lager schon bis zum Rand gefüllt, was auch an der niedrigen Nachfrage lag. Nun hat sich diese Situation geändert.

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen geht es um die Keystone-XL-Pipeline. Sie sollte eigentlich aus Ölsand gewonnenes Öl aus Kanada zu den Raffinerien im Süden der USA liefern. Aber Umweltaktivisten haben sich in den USA durchgesetzt: Das Thema Keystone ist in den Staaten mittlerweile politisch so heikel geworden, dass eine Entscheidung darüber bis nach den Präsidentschaftswahlen verschoben wurde.

Der zweite Grund ist die Seaway-Pipeline. Das ist eine Öltrasse, die bislang Öl vom Golf von Mexiko ins Inland der USA transportierte. Jetzt hat Enbridge, ein Ölkonzern, sich 50% an der Ölpipeline gesichert, und wird zusammen mit dem anderen Besitzer der Pipeline die Flussrichtung umkehren - sprich: Öl wird vom Inland der USA jetzt an den Golf von Mexiko fließen, wo es dann über Tanker in die ganze Welt verkauft werden kann.

André Tiedje, technischer Analyst bei Godmode-Trader.de, rechnet mit einer Fortsetzung des Anstiegs beim WTI bis auf 120 Dollar pro Barrel. "Die Tendenz ist weiter steigend", schreibt Tiedje. "Hinterfragen müsste man das bullische Szenario erst unter 83,17 Dollar", so Tiedje.

Anleger sollten beachten das der Ölpreis von unterschiedlichen Faktoren abhängt. So könnte sich beispielsweise ein weiteres Abkühlen der Weltwitschaftsleistung negativ auf den Ölpreis auswirken.

Index-Zertifikat qEUR auf JPMCCI Nymex Crude Oil Total Return Index

Index-Zertifikat auf JPMCCI Nymex Crude Oil Total Return Index

Stand: 25.11.2011

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