Analyse
11:05 Uhr, 04.07.2023

NASDAQ 100 - Das Ende naht

Der Nasdaq 100 zeigt sich in diesem Jahr in einer beeindruckenden Verfassung. Kann er diese im zweiten Halbjahr beibehalten oder sind die Bullenträume bald ausgeträumt?

Erwähnte Instrumente

  • Nasdaq-100
    ISIN: US6311011026Kopiert
    Kursstand: 15.208,69 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 15.208,69 Pkt (Nasdaq)

Der Nasdaq 100 startete in den 1980er Jahren eine Aufwärtsbewegung, die ihn im März 2000 auf ein damaliges Allzeithoch bei 4.816 Punkten führte. Anschließend platze die Dot.com-Blase, der Index krachte bis Oktober 2002 auf ein Tief bei 795 Punkte.

Seitdem befindet sich der Index wieder in einer langfristigen Aufwärtsbewegung. Diese Bewegung wurde durch die Finanzkrise in 2007/08 und durch die Korrektur in Folge der veränderten Zinspolitik der Notenbanken seit 2021 unterbrochen. Der sog. Coronacrash hat sich inzwischen als marginale Korrektur in einem intakten Aufwärtstrend herausgestellt. Im November 2021 erreichte der Index sein aktuelles Allzeithoch bei 16.764 Punkten.

Mit diesem Hoch übertraf der Technologieindex eine wichtige log. 261,8%- Ausdehnung bei 15.316 Punkten knapp, aber nicht stabil. Dabei wird die Bewegung von Oktober 2002 bis Oktober 2007 als eine Art Welle 1 angesehen, die Korrektur im Rahmen der Finanzkrise ist die Welle 2. Mit dem Tief nach der Finanzkrise startete im Oktober 2008 eine Bodenbildung, die Grundlage für eine neue Rally war, die in diesem Zusammenhang als Welle 3 gewertet wird. Die These ist somit, dass mit dem Allzeithoch eine Welle 4, also eine zweite Korrekturwelle begann. Da sich Korrekturen oft abwechseln, also nach einer Abwärtskorrektur wie in 2007/2008 oft eine Seitwärtskorrektur folgt, ist die zweite These, dass die Korrektur seit dem Allzeithoch eine zeitlich ausgedehnte und preislich im Vergleich zur vorherigen Trendbewegung moderate sein soll.

Anmerkung: Ich weiß, dass die reine EW-Theorie keine log. Charts und log. Projektionen verwendet und damit die obigen Ausführungen einiges Stirnrunzeln bei reinen EW-lern hervorrufen werden. Ich habe Teile der EW-Theorie in diesem Zusammenhang für meine Zwecke adaptiert.

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Die erste Abwärtsbewegung nach dem Allzeithoch führte den Nasdaq 100 auf ein Tief bei 10.440 Punkten. Ausgehend vom Allzeithoch waren das natürlich empfindliche Verluste und viele Aktien haben in dieser Abwärtsbewegung auch 90%+ an Wert verloren. Aber im Vergleich zur vorherigen Rally seit dem Ende der Finanzkrise sind diese Verluste sehr moderat. Das log. 38,2% Retracement dieser Aufwärtsbewegung liegt bei 5.751 Punkten und wurde daher nicht einmal im Ansatz angelaufen.

Seit Oktober 2022 findet innerhalb dieser vermeintlichen Korrekturbewegung eine Aufwärtsbewegung statt. Im Februar 2023 brach der Wert aus dem Abwärtstrend seit November 2021 nach oben aus. Die letzten Monate verliefen sehr positiv, der Nasdaq 100 legte das beste Halbjahr seiner Geschichte hin und notiert jetzt wieder fast an der 261,8% Ausdehnung bei 15.316 Punkten.

Man kann die Korrektur ab November 2021 nach aktuellem Stand allerdings auch noch anders interpretieren, als bisher beschrieben. In dieser Interpretation wäre die Korrektur eine bullische Flagge auf die Rally nach dem Coronacrash. Dabei fiel der Index nahe an das log. 61,8% Retracement der Rally bei 9.574 Punkten zurück. Bei dieser Interpretation ergibt sich ein mittelfristiges Ziel bei 25.847 Punkten.

Diese Analyse ist ein Auszug aus meinem morgendlichen Ausblick in unserem redaktionellen Premiumangebot stock3 Trademate. Diese Analysen sind auch immer wieder Grundlage von hochgehebelten Index-Trades in meinem Musterdepot „Active Trading“. So konnten am 13. Juni 2023 zwei Trades auf den Dow Jones und den DAX mit einem Plus von 60,60 % und 32,12 % abgeschlossen werden. Die Position im Dow wurde seit 09. Juni am frühen Abend und die Position im DAX von frühem Mittag bis späten Nachmittag gehalten. Am 15. Juni wurde ein Longtrade auf den Nasdaq 100 mit einem Plus von 65,51 % abgeschlossen. Dieser Trade wurde am 13. Juni gestartet.

Der Index hat nach dem Tief bei 10.440 Punkten einen 1-2-3-Boden ausgebildet und diesen Ende Januar 2023 vollendet. Dabei kam es auch zum Ausbruch über den Abwärtstrend seit dem Allzeithoch. Dieser Ausbruch wurde mit einem Pullback bestätigt. Über die sog. Trendliniendifferenzmethode lässt sich aus diesem Ausbruch ein Ziel bei 15.730 Punkten ableiten. Dieses Ziel läge minimal über der alten Sell-Triggerzone bei 15.508-15.712 Punkten.

Auf Wochenbasis notiert der RSI (14) seit Ende Mai 2023 bereits wieder im oberen Extrembereich. Das ist bisher keine extrem lange Aufenthaltsdauer im oberen Extrembereich. Der Indikator notierte mehrmals ca. 3 Monate im oberen Extrembereich. Aber ein Kurzbesuch in dieser Zone ist das inzwischen auch nicht mehr. Der Index ist also auf Wochenbasis überkauft.

Mitte Juni 2023 erreichte der Nasdaq 100 ein Hoch bei 15.284 Punkten und konsolidierte anschließend in einem bullischen Keil auf 14.687 Punkten. Am 27. Juni erfolgte der Ausbruch aus dem Keil. Das rechnerische Ziel aus dem Keil hat der Index mit dem Hoch von gestern bei 15.232 Punkten erreicht. Er notiert damit erneut in einer Widerstandszone zwischen 15.196 und 15.265/84 Punkten.

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Aufwärtspotenzial fast ausgereizt?

Die Rally seit Oktober 2022 ist beeindruckend. Sie wird nicht ohne Grund von vielen als „most hated Rally ever“ bezeichnet. Aber diese Rally nähert sich wahrscheinlich ihrem Ende. Ein stabiler Ausbruch über die Widerstandszone zwischen 15.508 und 15.712 Punkte und damit ein bevorstehender Angriff auf das Allzeithoch bei 16.784 Punkte ist nur schwer aus dem Chartbild ableitbar.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Index kurz über diese Widerstandszone ausbricht, aber dann seine Korrektur seit November 2021 fortsetzt. In diesem Zusammenhang muss es aber keineswegs zu neuen Tiefs, also einem Rückfall unter 10.440 Punkte kommen. Aber ein deutlicher Rücksetzer gen 13.500 und 12.200 Punkte wäre dann schon möglich. Allerdings liegt bisher kein Verkaufssignal vor, dass auf den Start dieser Bewegung hindeutet.

Selbst wenn der Index über 15.712 Punkte ausbrechen sollte, dann wäre der Startschuss für eine große Rally gen 25.847 Punkte noch keineswegs gefallen. Die Korrekturziele würden sich dann allerdings nach oben verschieben.

Um die Rally in Richtung 25.847 Punkte fortsetzen zu können, müsste der Index stabil auf ein neues Allzeithoch ausbrechen. Ich sehe so einen Ausbruch so schnell nicht kommen.

Fazit: Die Bullen sollten langsam vorsichtig werden und besonders bei hochspekulativen Investitionen ihre Gewinne ins Trockene bringen. Um auf die mittelfristige Shortseite zu wechseln, ist es aber wohl noch etwas früh.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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