Analyse
17:50 Uhr, 11.08.2020

MODERNA - Der Letzte macht das Licht aus

Oder er knipst die Taschenlampe noch einmal an und findet die Treppe vom Keller wieder nach oben. Die Aktie von Moderna steht am charttechnischen Abgrund. In dieser Woche müssen die Käufer eingreifen.

Erwähnte Instrumente

  • Moderna Inc.
    ISIN: US60770K1079Kopiert
    Kursstand: 68,920 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Moderna Inc. - WKN: A2N9D9 - ISIN: US60770K1079 - Kurs: 68,920 $ (NASDAQ)

Wer den Biotech-Boom zur Jahrtausendwende und vor allen Dingen auch den darauffolgenden Absturz der Kurse mitgemacht hat, ist einiges gewohnt. Was bei den Kursen der Impfstoffhersteller seit Corona aber abgeht, übertrifft meiner Ansicht sogar den damaligen Hype der Jahre 1999/2000. So stieg der Kurs von Moderna, einem Biotech-Unternehmen, welchem der Markt aktuell einen der vorderen Plätze im Wettrennen um einen Impfstoff gegen das Coronavirus zutraut, seit Jahresanfang in der Spitze um 385 %. Im Klartext bedeutet dies, dass Moderna im Hoch bei Kursen um 95 USD sage und schreibe 35 Mrd. USD wert war. 35 Mrd. USD für einen Konzern, der noch kein einziges Produkt auf dem Markt hat. Ich denke, das gab es in 20 Jahren Börsenhistorie im Biotech-Bereich noch nie. Aber berichtigen Sie mich gerne.

Diskussionen um die Bewertungen der Aktien und um mögliche Marktpotenziale von Coronaimpfstoffen führten wir bereits ausführlich auf meinem Expertendesktop auf Guidants. Ein paar Denkanstöße daz:

  • Bisherige Verträge berücksichtigt kann man grob mit einem Preis von 2,50 EUR pro Impfstoffdosis gegen das Coronavirus rechnen.
  • Soweit ich es recherchieren konnte, bringt es der bisherige Umsatzspitzenreiter im Impfstoffbereich auf Erlöse von rund 5 Mrd. USD pro Jahr.
  • Gehen wir einmal davon aus, Corona hat hier alles durcheinandergewirbelt und es werden Gesamterlöse von 10 Mrd. USD pro Jahr.
  • Dieser Markt wiederum teilt sich auf zahlreiche Impfstoffhersteller auf.
  • Doch damit beginnt es schon. Wer sollte Interesse an einem speziellen Impfstoff haben, wenn vielleicht zwei Konkurrenten bereits zuvor mit Impfstoffen am Markt sind? Das wäre nur in einer absoluten Lieferengpasssituation der Fall oder besagter "dritter Impfstoff" ist so viel besser als Nummer 1 und 2.
  • Aktuell sind über 100 Impfstoffe in der Entwicklung.
  • Zudem haben viele Biotechs Kooperationen mit Pharmaunternehmen geschlossen und werden sich die Erlöse auch mit Pharmapartnern teilen (müssen).

Nun kann man im Falle von Moderna argumentieren, die Pipeline ist recht breit aufgestellt, und sollte sich der neue mRNA-Ansatz im Einsatz gegen das Coronavirus bewähren, könnte er auch in anderen Einsatzbereichen helfen. Dennoch, selbst nach dem Kursrutsch ist Modernas Marketcap von rund 28 Mrd. USD meiner Ansicht nach sportlich.

Sehr gutes CRV vs. Absturzgefahr

Die charttechnische Verfassung der Aktie war bis vor Kurzem noch exzellent, nun geraten die Käufer aber so langsam an ihre Grenzen. Eine Mehrfachunterstützung aus EMA50, Horizontaler und kurzfristigem Aufwärtstrend wird heute per Downgap angelaufen. Schaffen die Bullen nun kein schnelles Reversal, könnte der Wert ähnlich wie im Mai in Richtung 46,85 USD durchgereicht werden. Dort notiert neben markanten Tiefpunkten inzwischen auch der EMA200.

Man kann es natürlich für die Optimisten auch bullisch formulieren: Reversalt die Aktie heute, ergeben sich sehr gute Chance-Risiko-Verhältnisse für Long-Einstiege, da enge Absicherungen möglich sind.

Ich persönlich halte mich angesichts der derzeitigen Bewertungen heraus, wünsche allen Investierten aber selbstverständlich viel Erfolg.

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  • Lars_mm
    Lars_mm

    Pfizer/Biontech verkaufen nicht zum Selbstkostenpreis. Ebensowenig Moderna. Die 2'50€ im Zusammenhang mit Moderna also stimmen überhaupt nicht. Pfizer/Biontech: 19'50 USD pro Dosis, Moderna liegt noch deutlich drüber. 3-4 Mrd. Dosen für 1,5 bis 2 Mrd Menschen (nur auf die reichen Länder USA, Kanada, Europa, Japan, Südamerika, Australien, GBR etc.). Moderna kann nach eigenen Angaben 500 Mio. Dosen bis Ende 2021 herstellen, Pfizer mit Biontech 1'3 Mrd. Sollten auch andere Hersteller die Impfstoffe zur Zulassung bekommen, wäre selbst nur auf die reichen Länder bezogen noch genug Spielraum. Es ist nun mal eine Pandemie und der Bedarf ist da. Da Moderna und auch Biontech zu den bisherigen Spitzenreitern im Rennen zählen, sehe ich durchaus gute Chancen, dass diese Firmen Ihre Impfdosen auch verkaufen können. Und dann ist die Bewertung vor allem bei Biontech aktuell sehr attraktiv. Den angenommenen Fall, dass es zu den besagten Umsätzen kommt (1'3 Mrd*19'50 USD), und die Erlöse mit Pfizer geteilt werden (50:50 wurde veröffentlicht) bleibt ein starkes Gewinnpotential (Marge bei Influenza 70% vom Umsatz). Da können 2 Mrd USD an Kosten für Forschung und Entwicklung gern einbezogen werden. Zudem hat Biontech noch andere Kandidaten in der Pipeline (Krebs, Influenza etc.). Es handelt sich womöglich um eine bahnbrechende Technologie, die Teilerfolge in Studien mit Menschen in der Krebsdiagnostik bereits vorweisen kann! Bedenkt man noch, dass das Corona-Virus sich verändern kann (Pfizer rechnet damit) und ähnlich Influenza dann jährliche Impfungen notwendig sind, ist weitere Fantasie gegeben. Eine jahrzehntelang nicht dagewesene Ausnahmesituation in Verbindung mit den Biotechaktien kann man gar nicht so einfach rationell begründen. Tut man es aber wie oben beschrieben, komme ich auf attraktive KGVs, vor allem bei Biontech, sofern der Impfstoff zugelassen wird.

    20:36 Uhr, 11.08.2020
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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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