Ministerium erwartet Rückbau des Erdgasnetzes
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BERLIN (Dow Jones) - Das Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, dass das Erdgasnetz in Deutschland bis 2045 deutlich verkleinert wird und will daher in einer Bestandaufnahme mit der Branche offene Punkte für diesen anstehenden Prozess klären. Das bestätige ein Ministeriumssprecher auf Anfrage von Dow Jones Newswires. Zuvor hatte Bild-Zeitung unter Berufung auf ein 23-seitige Green Paper des Ministeriums mit dem Titel "Transformation Gas-/Wasserstoff-Verteilernetze" meldet, dass Bundeswirtschaftsministerium Robert Habeck (Grüne) einen deutlichen Rückbau erwarte.
Der Sprecher bestätige, dass das Ministerium angesichts der für 2045 anvisierten Klimaneutralität einen entsprechenden Bericht verfasst hat. "Gasverteilernetze für die bisherige Erdgasversorgung werden dann in der derzeitigen Form und Umfang nicht mehr benötigt werden", heißt es in dem Bericht, wie der Sprecher einen entsprechenden Bericht der Bild bestätigte.
In dem Bericht heißt es außerdem, es sei "davon auszugehen, dass die Länge der Gasverteilernetze von derzeit über 500.000 km stark zurückgehen wird". Dies habe Auswirkungen für Netzbetreiber, Netzeigentümer und Kunden. Denn die Netzbetreiber und Netzeigentümer könnten Gasanschlüsse von Privathaushalten künftig auch kündigen, wenn sie nicht mehr wirtschaftlich seien, oder es fielen hohe Betriebskosten an, wenn man als einziger Kunde in einer Straße noch einen Gasheizung betreibe, so der Sprecher. "Solche Themen muss man sich angucken", so Ministeriumssprecher Korbian Wagner.
Die Ministeriumsexperten gaben laut Bild als Grund an, dass die Erdgas-Alternativen Wasserstoff und Biomethan nur begrenzt zur Verfügung stehen würden. Viele Gebäude müssten dann auf Fernwärme oder Wärmepumpen umsteigen. Dem Bericht zufolge mahnte das Ministerium zugleich, die Gaskunden bräuchten "hinreichend Zeit, sich auf die Änderungen einzustellen". Die Wärmeversorgung der Betroffenen müsse gesichert und die Kosten des Umbaus "möglichst gering gehalten" werden. Der dafür nötige "Ordnungsrahmen" müsse zügig entwickelt werden.
Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Lukas Köhler erklärte dagegen in der Bild-Zeitung, er rechne nicht mit Wasserstoff-Knappheit. "Es ist kein Hexenwerk Wasserstoff herzustellen. Daher erwarte ich, dass ab Mitte der 30er Jahre Wasserstoff relativ gut und günstig verfügbar sein wird. Pläne zur Stilllegung von Gasnetzen sind daher nicht angebracht", sagte er.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/jhe
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