Mannheimer Volkswirt Adam sieht Euro-Rettungspolitik kritisch
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Mannheim (BoerseGo.de) – Der Mannheimer Volkswirt Klaus Adam hat sich in einem Interview mit der Börsen-Zeitung kritisch zur aktuellen Euro-Rettungspolitik geäußert. Die Wahrscheinlichkeit, dass die von Deutschland für den Euro-Rettungsschirm gewährten Bürgschaften bald zu echtem Geldfluss führen, beträgt seiner Ansicht nach 50 Prozent. Dabei warnt er vor einer zukünftigen chronischen Unterfinanzierung unter anderem „bei Kindertagesstätten, Schulen und Infrastruktur“ in Folge der Kosten für die Euro-Rettung.
Er bemängelt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, dass es in „Deutschland keine oder zumindest keine ausreichende Diskussion darüber gegeben hat, wie bei der Euro-Rettung vorangegangen werden muss“. Eine zu pessimistische Analyse der Situation sieht er dabei nicht. „Wenn die von Deutschland gewährten Bürgschaften fällig werden und bezahlt werden müssen, dann sprechen wir von einer Größenordnung die zwei Bundeshaushalte umfasst“, unterstreicht der seit 2008 an der Universität Mannheim lehrende Volkswirtschaftsprofessor gegenüber der Börsen-Zeitung.
„Es gibt eine Chance auf Erfolg, aber die Risiken sind gewaltig, vor allem weil die Rettungspolitik selbst dafür sorgt, dass Anreize für Reformen sinken“, warnt der Experte der den Protest-Aufruf von 172 deutschsprachigen Ökonomen Anfang Juli an Politik und Bevölkerung unterschrieben hat.
„Die Entscheidungen, zu denen sich die Kanzlerin auf dem Gipfeltreffen der EU-Länder gezwungen sah, waren falsch. Wir, Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftler der deutschsprachigen Länder, sehen den Schritt in die Bankenunion, die eine kollektive Haftung für die Schulden der Banken des Eurosystems bedeutet, mit großer Sorge. Die Bankschulden sind fast dreimal so groß wie die Staatsschulden und liegen in den fünf Krisenländern im Bereich von mehreren Billionen Euro. Die Steuerzahler, Rentner und Sparer der bislang noch soliden Länder Europas dürfen für die Absicherung dieser Schulden nicht in Haftung genommen werden, zumal riesige Verluste aus der Finanzierung der inflationären Wirtschaftsblasen der südlichen Länder absehbar sind. Banken müssen scheitern dürfen. Wenn die Schuldner nicht zurückzahlen können, gibt es nur eine Gruppe, die die Lasten tragen sollte und auch kann: die Gläubiger selber, denn sie sind das Investitionsrisiko bewusst eingegangen und nur sie verfügen über das notwendige Vermögen“, heißt es im ersten Absatz des Aufrufs.
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