Luftfahrtkrise: Konsolidierung ja, Blutbad nein!
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Externe Quelle: Deutsche Bank Research
Kaum eine andere Branche leidet so stark unter den hohen Ölpreisen wie die Luftfahrtindustrie. Noch vor knapp zehn Jahren lag der Anteil der Kerosinkosten an den Gesamtkosten der Airlines bei gut 10%. In diesem Jahr wird er auf etwa ein Drittel klettern. Bei einigen Low-Cost-Carriern macht die Kerosinrechnung sogar bereits bis zu 50% der Gesamtkosten aus. Als weiterer Belastungsfaktor kommt derzeit die konjunkturell bedingte Nachfrageschwäche hinzu. Die Auslastung der Flugzeuge sinkt. Die IATA, die internationale Vereinigung der Fluggesellschaften, erwartet wegen dieser fatalen Kombination aus höheren Kosten und schwächerer Nachfrage für 2008 und 2009 zusammen einen Verlust aller Airlines von über USD 9 Mrd. Noch Anfang des Jahres stellte die IATA einen Gewinn für 2008 in Aussicht.
Der hohe Ölpreis und die aktuelle Nachfrageschwäche beschleunigen ohne Zweifel die Konsolidierung in der Luftfahrtindustrie. Weltweit sind im bisherigen Jahresverlauf schon über zwei Dutzend – zumeist kleinere – Fluggesellschaften ausgeschieden. Dennoch bleibt die Angebotsseite im Luftverkehrsmarkt zersplittert.
Eine weitere Konsolidierung in der Luftfahrtindustrie ist jedoch überfällig. Die Branche krankt seit Jahrzehnten an Überkapazitäten. Deren Abbau wurde und wird noch immer durch staatliche Beihilfen für chronisch defizitäre Fluggesellschaften verhindert. Zudem erschweren eine Vielzahl bilateraler Abkommen sowie die Bindung von Slots an das nationale Eigentum der Airlines Unternehmenszusammenschlüsse; dies gilt insbesondere für grenzüberschreitende Fusionen. In den USA kam hinzu, dass viele Airlines lange Zeit Gläubigerschutz genossen. Dies ermöglichte zwar die Umstrukturierung der Unternehmen. Ein notwendiges Gesundschrumpfen in der Branche blieb aber auch hier aus. Unter dem Verbleiben finanzschwacher Unternehmen im Markt leiden auch die wirtschaftlich gesunden Fluggesellschaften.
Letztlich ist die Luftfahrtindustrie also immer noch weit davon entfernt, ein allein von rein privaten Wettbewerbern geprägter Wirtschaftszweig zu sein. Die Liberalisierungsschritte der letzten Jahre – zuletzt etwa das Open-Sky-Abkommen zwischen der EU und den USA – sind zwar zu begrüßen. Dennoch kommt die Konsolidierung aufgrund des regulatorischen Umfelds nur langsam voran. Das von einigen Marktteilnehmern seit Jahren prophezeite Blutbad in der Luftfahrtbranche wird unter diesen Voraussetzungen auch in der aktuellen Krise nicht stattfinden.
Was also ist zu tun? Der Staat sollte sich schneller und konsequenter aus dem Luftverkehrsmarkt zurückziehen und das Scheitern auch von ehemaligen Flag Carriern zulassen, anstatt solche Dauerpatienten kontinuierlich zu päppeln. Bleibt die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand für einzelne Carrier jedoch hoch, besteht im Extremfall die Gefahr, dass effizient operierende Fluggesellschaften aus dem Markt gedrängt werden. Dies kann nicht im Interesse der Kunden und Steuerzahler sein.
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