Lindner sieht Richtungsentscheidung für besseres Wirtschaftsklima
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat betont, wie wichtig es sei, die Standortbedingungen zu verbessern, um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu sichern. "Unserem Land stellt sich eine Richtungsentscheidung: Wollen wir weiter einen Lebensstandard haben auf einem Spitzenniveau weltweit, ist es unsere Absicht Weltspitze zu sein bei den ökonomischen Standards? Dann geht kein Weg daran vorbei, dass jede und jeder Einzelne und unser Land insgesamt auch die Bereitschaft zu Spitzenleistung entwickeln", sagte Lindner beim ZDH-Forum nach Angaben des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH).
"Die große Aufgabe ist ein Umsteuern weg von einem Sozialstaat, der seine Treffsicherheit eingebüßt hat, hin zu einem Klima der Investitionen und Erwirtschaften des Wohlstands statt der Umverteilung", sagte Lindner. Man müsse eine "Imagekampagne für den Wert der Arbeit" einleiten, betonte er. "Anstrengung und die Bereitschaft für Arbeit sind die Voraussetzungen für Wohlstand, und diese Richtungsentscheidung muss unser Land wieder treffen", sagte Lindner.
Bei der Veranstaltung zum Thema "Wie kann eine erfolgreiche Wirtschaftswende gelingen?" appellierte ZDH-Präsident Jörg Dittrich laut den Angaben an die Politik, die besonderen Bedürfnisse der lohnintensiven und standortgebundenen Handwerksbetriebe stärker in den Fokus zu rücken. "Das Handwerk ist eine bedeutende Wirtschaftsmacht in Deutschland. Mit einem Umsatz von 766 Milliarden Euro im Jahr 2023 übertrifft es sogar die deutsche Automobilindustrie bei weitem", sagte er. Der ZDH-Präsident betonte, dass politische Maßnahmen konsequent auf das Ziel ausgerichtet sein müssen, die Wachstumsschwäche zu überwinden. "Es fehlen Anreize für Leistung und Investitionen. Die Betriebe brauchen Planungssicherheit und Verlässlichkeit", sagte er.
Die Herausforderungen seien bekannt: eine zu hohe Steuer- und Abgabenlast, zu viel Bürokratie, fehlende Fachkräfte. "Jetzt muss endlich angepackt werden", forderte Dittrich. Ganz oben auf der Aufgabenliste der Politik müsse eine Reform der Sozialversicherungen stehen, um sie fair, finanzierbar und zukunftsfest auszugestalten. Ohne Reformen drohten die Beiträge bis 2035 auf über 48 Prozent zu steigen. Allein der erwartete Anstieg des Zusatzbeitrags der gesetzlichen Krankenversicherung und der Pflegeversicherung werde Betrieben und Beschäftigten 20 Milliarden Euro an Kaufkraft entziehen - Geld, das dann für Investitionen und Konsum fehle.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/sha
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