Lindner: Hürde für eine Listung an den Börsen muss reduziert werden
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat während eines Besuchs an der New Yorker Börse die Schwächen des deutschen Finanzmarktes thematisiert und für eine stärkere Kapitalmarktkultur in Deutschland geworben. Im Gespräch mit RTL/ntv betonte er die Notwendigkeit von Veränderungen, um den Finanzplatz Deutschland attraktiver zu gestalten. "Unser Finanzmarkt ist nicht tief und leistungsfähig genug. Wir müssen auch deshalb eine andere Kapitalmarktkultur in Deutschland entwickeln, damit Wachstumsunternehmen und auch Startups finanziert werden können, auch im Inland und auch durch die Ersparnisse, die Deutsche anlegen wollen", erklärte Lindner.
Er fügte hinzu: "Wir verändern dafür die Rahmenbedingungen in unserem Land. Die Hürde für eine Listung an den Börsen muss reduziert werden. Und auf der anderen Seite brauchen wir mehr Kapital auch in unserem eigenen Markt in Deutschland." Um diese Ziele zu erreichen, plant die Bundesregierung Anreize für private Investitionen, insbesondere im Bereich der Altersvorsorge. "Für jeden investierten Euro in einen Fonds oder ein anderes Wertpapier wird der Staat 0,20 Euro dazulegen", erklärte Lindner. Innerhalb des Depots bleiben die Erträge komplett steuerfrei, also potenziell über Jahrzehnte kann der Zinseszinseffekt genutzt werden."
Der Finanzminister betonte die Notwendigkeit, von den USA zu lernen: "Wir müssen etwas lernen. Denn wenn Menschen ihre Ersparnisse nur auf das Girokonto legen, dann erzielen sie keine Erträge." Lindner sehe darin eine Frage der finanziellen Bildung und der Fairness in der Gesellschaft. Auf die Frage nach den Risiken des Aktienmarktes und möglichen Ängsten der Anleger entgegnete Lindner: "Ja, die Börsen schwanken, aber wer richtig anlegt, kann das Risiko reduzieren. Und auf lange Sicht hat es immer das sich um Sachwerte handelt, hat es immer eine Erholung gegeben." Er plädierte für mehr finanzielle Bildung, um Menschen zu befähigen, fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen.
Zu den transatlantischen Beziehungen und dem Handels mit den USA äußerte sich Lindner optimistisch, betonte jedoch die Notwendigkeit eines intensiven Dialogs: "Wir müssen wissen, was die USA bewegt. Und gleichzeitig müssen wir deutlich machen, dass es sinnvoll ist, weiter mit der Europäischen Union und mit Deutschland zu kooperieren. Denn wir teilen dieselben wirtschaftlichen Interessen."
Mit Blick auf die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl und einen möglichen Wahlsieg Donald Trumps zeigte sich Lindner realistisch: "Wer auch immer im Weißen Haus regieren wird, wird für uns eine Herausforderung sein. Die USA vertreten selbstverständlich ihre Interessen. Das müssen wir auch tun." Er betonte die Wichtigkeit, die transatlantischen Beziehungen weiterhin zu pflegen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken. "Wenn Europa wieder dynamischer wächst, wenn Deutschland als größte Volkswirtschaft wieder wettbewerbsfähiger ist, dann sind wir auch interessanter für wen auch immer im Weißen Haus", so Lindner.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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