Lane: EZB muss Auswirkungen von QT umfassend beobachten
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Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Die Verkleinerung der Bilanz von US-Notenbank und Europäischer Zentralbank (EZB) - das "Quantitative Tightening" (QT) - verläuft bisher ohne spürbare Auswirkungen für Finanz- und Realwirtschaft. Nach Einschätzung von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane wird der Abbau der Reserven von Banken bei der EZB jedoch zu einer Umkehrung des positiven Effekts führen, den die Reserveausweitung während der Krise auf die Kreditvergabe der Banken hatte.
Lane zufolge führte die politisch induzierte Ausweitung der von den Banken gehaltenen freien Bargeldreserven durch "aufeinanderfolgende Runden der Kredit- und Einlagenschöpfung zu einem Anstieg des Kreditvolumens". Direkte Ankäufe von Vermögenswerten durch die Zentralbank erhöhten die Reserven der Banken und veranlassten diese, zu versuchen, den damit verbundenen kostspieligen Liquiditätsüberschuss durch die Schaffung von Krediten und anderen Forderungen auf zu minimieren.
"In der anderen Richtung setzt ein Abzug von Reserven einen kumulativen Prozess in Gang, durch den Kredite und Einlagen um ein Vielfaches des ursprünglichen negativen Schocks auf die Reservebestände schrumpfen", sagte Lane laut veröffentlichtem Redetext in Helsinki.
Daraus folgt Lane zufolge, dass es für die Bewertung der Auswirkungen der QT wichtig ist, alle Auswirkungen der Bilanzverkürzung der Zentralbank auf die Preise von Vermögenswerten und die Kreditvergabe in einem umfassenden Rahmen zu verfolgen und die Beziehung zwischen der Liquidität der Zentralbank und der Intermediationskapazität der Banken zu berücksichtigen.
Gegenwärtig ist die Überliquidität im Bankensystem des Euroraums noch außerordentlich hoch. Allerdings verkleinert sie sich stetig, nachdem die EZB fällig werdende Anleihen ihres Bestandes nicht mehr ersetzt und langfristige Refinanzierungsgeschäfte (TLTROs) nach und nach fällig werden. Mit Blick auf diesen Normalisierungsprozess hat die EZB sich bereits einen neuen operativen Handlungsrahmen zur Zinssteuerung gegeben.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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