Land in Sicht für Baltic Dry Index
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München/Hamburg (BoerseGo.de) - Setzt man auf den Baltic Dry Index, geht es mit der Wirtschaft wieder bergauf. Der Index bildet die weltweiten Frachtschiffraten ab. Werden viele Rohstoffe auf dem Seeweg transportiert, steigen die Raten und damit auch der Baltic Dry Index. Deswegen gilt er als einer von vielen Frühindikatoren. Mittlerweile notiert das Schifffahrtsbarometer bei 2.786 Zählern und hat damit nicht nur ein Jahreshoch erreicht, sondern auch den ETFS Russell Global Shipping Large Cap ([Link "WKN: A0Q8H3" auf www.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]) outperformt. Zumindest vorerst.
Dadurch, dass der Schifffahrts-ETF die Aufwärtsbewegung noch nicht mitgemacht hat, bieten sich für den Anleger derzeit womöglich günstige Einstiegschancen. Der ETF ist etwas langsamer. Denn er bildet die weltweit größten Unternehmen für den Seetransport ab. „Der Baltic Dry Index spiegelt die Frachtpreise für die Gütertransporte über See auf 26 Routen in vier Schiffsklassen wider“, wie das Research von ETF Securities mitteilte. Der Russell Global Shipping Large Cap, der dem ETF zu Grunde liegt, umfasst die 29 größten Seefahrtsaktien von Unternehmen aus der ganzen Welt. In der Vergangenheit gab es bisher jedoch immer eine starke Korrelation zwischen Seefahrtsunternehmens-Aktien und dem Index. Doch das sieht momentan anders aus. Der ETF habe seit März zwar um 53 Prozent zugelegt hat. Das Plus seit Jahresbeginn liegt bei 14 Prozent – und damit hinke er dem Baltic Dry Index deutlich hinterher. Das liegt mitunter auch daran, dass in Russell Global Shipping Large Cap auch Reedereien, Unternehmen aus der Container- und Tankerschifffahrt abgebildet werden. Bei Tankern setze der Abwärtstrend in diesem Jahr ein, sagt Stefan Gäde Schifffahrtsanalyst bei der HSH Nordbank. Bei Containerschiffen ist ein Ende des Tunnels noch nicht in Sicht. Der Charterraten-Index für die Containerschiffe, HARPEX, verharrt bisher auf seinem niedrigen Niveau. Deutlich niedriger könne er gar nicht sinken, derzeit gebe ein Überangebot an Containerschiffen.
Dass der Baltic Dry Index sich so stark erholt hat, liegt vor allem an China. Das Reich der Mitte hat rund 60 Millionen Tonnen Eisenerz importiert. „Das sind absolute Rekordimporte“, sagt Gäde. Viele Bulker, die vorher nicht beschäftigt waren, hätten zum Beispiel viele Aufträge von Rio Tinto bekommen. Die Containerschifffahrt hinke der Erholung hinterher, aber das sei normal. „Wenn der Welthandel einbricht, dann multipliziert sich das bei der Containerschifffahrt“, erläutert der Schifffahrtsexperte. Containerschiffe seien stärker von Konsumgütern abhängig als die Bulker, die vom Baltic Dry Index erfasst werden. Es sei zu hoffen, dass die aktuelle Erholungswelle, die von China ausgehe, stärker um sich greife und auch die Containerschiffe erfasse.
Sollt, das der Fall sein, gibt es noch viel Luft nach oben. Denn selbst die Erholung des Baltic Dry Index dürfte noch lange nicht abgeschlossen sein. Seit Herbst vergangen Jahres hatte er deutlich an Zählern einbüßen müssen. Am 18. September notierte er noch knapp unter 5.000 Punkten, am 5. Dezember hatte er gerade mal 663 Zähler geschafft. Seit Anfang Februar zeichnet sich eine leichte Erholung ab, die zwar im März wieder unterbrochen wurde, aber seit Ende April wieder voll im Gang ist. „In den letzten Tagen der vergangenen Woche war zu beobachten, dass sich bei den Bulkern, also den Massengutfrachtern, die Nachfrage nach Schiffsraum verbessert hat“, bestätigt auch ein Sprecher des Verbands Deutscher Reeder (VDR). Allerdings gibt er zu bedenken, dass die Erholung „auf einem extrem niedrigen Niveau“ verlaufe. Denn schließlich sei Nachfrage um 97 Prozent eingebrochen. Das wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass der Index vor einem Jahr knapp unter 12.000 Punkten lag. Der ETFS Russell Global Shipping Large Cap wird richtig stark einsteigen, wenn es mit der Weltwirtschaft spürbar bergauf geht. Bisher war der Baltic Dry Index ein verlässlicher Frühindikator. Ob das so bleibt wird sich zeigen.
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