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21:47 Uhr, 01.07.2024

Lagarde: Sicherheit bezüglich Inflation braucht noch Zeit

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Die Europäische Zentralbank (EZB) kann nach Aussage ihrer Präsidentin Christine Lagarde noch nicht sicher sein, den Kampf gegen die Inflation gewonnen zu haben. Wie Lagarde zur Eröffnung des geldpolitischen Symposiums im portugiesischen Sintra sagte, kann die EZB außerdem nicht sicher sein, dass ihre Geldpolitik nicht doch noch zu einer Rezession führt.

"Es gibt jedoch noch einige Unwägbarkeiten in Bezug auf die künftige Inflation, insbesondere im Hinblick darauf, wie sich die Verflechtung von Gewinnen, Löhnen und Produktivität entwickeln wird und ob die Wirtschaft von neuen angebotsseitigen Schocks getroffen wird. Und es wird einige Zeit dauern, bis wir genügend Daten gesammelt haben, um sicher zu sein, dass die Risiken einer über dem Zielwert liegenden Inflation vorüber sind", sagte Lagarde laut veröffentlichtem Redetext.

Angesichts des Ausmaßes des Inflationsschocks ist Lagarde zufolge auch eine "sanfte Landung" immer noch nicht garantiert. "Ein Blick auf die historischen Zinszyklen seit 1970 zeigt, dass die Kosten für die Wirtschaft in der Regel recht hoch waren, wenn die großen Zentralbanken die Zinssätze bei hohen Energiepreisen anhoben", sagte Lagarde. Nur etwa 15 Prozent der erfolgreichen sanften Landungen in diesem Zeitraum - definiert als Vermeidung einer Rezession oder einer erheblichen Verschlechterung der Beschäftigungslage - seien nach Energiepreisschocks erreicht worden.

"Der starke Arbeitsmarkt bedeutet, dass wir uns Zeit nehmen können, um neue Informationen zu sammeln, aber wir müssen uns auch der Tatsache bewusst sein, dass die Wachstumsaussichten unsicher bleiben", sagte die EZB-Präsidentin. All dies unterstreiche die Entschlossenheit, datenabhängig zu sein und die politischen Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung zu treffen.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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