KONJUNKTUR IM BLICK/Rezessionsängste machen die globale Runde
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Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones) - An der Wall Street wurde von einer Rezession gesprochen - und prompt tauchten Belege für diese Befürchtung auf: Schlechte Wirtschaftsdaten, ein Einbruch der Aktienkurse, Abschwung am Arbeitsmarkt und sinkende Preise für Öl und Kupfer. Die US-Notenbank könnte mit ihrer für September in Aussicht gestellten Zinssenkung zu spät kommen, um eine sanfte Landung der Konjunktur zu bwerkstelligen. Der größten Volkswirtschaft der Welt könnte eine Rezession drohen.
Die Aktienkurse gingen auf Talfahrt, nachdem das US-Arbeitsministerium für Juli einen enttäuschenden Zuwachs von nur 114.000 Arbeitsplätzen gemeldet hatte und die Arbeitslosenquote auf 4,3 Prozent gestiegen war. Fed-Chef Jerome Powell hat erklärt, dass die Fed jetzt die Risiken für die beiden Teile des Fed-Mandats gleichgewichtig ins Auge fasst. In den letzten Jahren hat sich die Fed fast ausschließlich auf die Inflationsseite ihres Mandats konzentriert. Nun aber rückt der Arbeitsmarkt in den Fokus.
Die sich drehende Eskalationsspirale im Nahen Osten sowie schwache Quartalsberichte aus dem Technologiesektor sorgten zusätzlich für Unsicherheit. Kupfer, der alte Rezessionsindikator, signalisiert ebenfalls Schwäche: Die Kupferpreise liegen weit unter ihren Höchstständen vom Mai. Auch die Ölpreise sind gesunken.
Die konjunkturelle Abschwächung ist global: Neben den USA zeigen auch die europäischen Volkwirtschaften Zeichen der Schwäche, nicht zuletzt die deutsche Wirtschaft. Im zweiten Quartal ist die deutsche Wirtschaft um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpt. Und schwache Exporte ließen "das Gespenst einer erneuten technischen Rezession in Deutschland aufkommen", erklärte Claus Vistesen von Pantheon Macroeconomics. Neben der schwachen Produktion des verarbeitenden Gewerbes deuteten Deutschlands Handelsprobleme auf eine mögliche Rezession in der Mitte des Jahres hin.
Die chinesische Führung will das wirtschaftliche Wachstum stärker unterstützen, nachdem eine Reihe schwacher Daten die Besorgnis über den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt geschürt hat. Das Politbüro der Kommunistischen Partei betonte bei einer Sitzung die Bedeutung der Entwicklung und Stabilisierung der Wirtschaft und kündigte an, antizyklische Anpassungen verstärken und neue Initiativen ergreifen zu wollen.
Sollten die kriegerischen Ereignisse im Nahen Osten eskalieren und die Ölpreise in die Höhe schnellen, könnte dies die Pläne der US-Notenbank durchkreuzen. Bislang ist es Fed-Chef Powell gelungen, die hohe Inflation zu bändigen, ohne dass es zur Rezession kam. Wenn es sich aber der Krieg im Nahen Osten ausweitet und den Iran erfasst, dann dürften die Ölpreise in die Höhe schießen und die Inflation drastisch steigen. Das würde die Absicht der Fed, die Zinsen zu senken, zum Scheitern bringen.
Die Finanzmärkte schwanken jetzt zwischen Zinshoffnung und Rezessionsangst. Manche Beobachter halten es für möglich, dass die US-Notenbank sich gezwungen sieht, den Zinssenkungszyklus mit einem 50-Basispunkte-Schritt einzuleiten oder sogar noch vor der nächsten Sitzung zu handeln. Das könnte zum Beispiel eintreten, wenn die nächste Arbeitsmarktbericht ebenfalls schwach ausfällt. Für die US-Notenbank könnte eine scharfe Neubewertung der Geldpolitik für den Rest dieses Jahres erforderlich werden.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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