KONJUNKTUR IM BLICK/Lage in Deutschland besser als die Stimmung
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Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Beobachter der deutschen Wirtschaft sind herbstlich-melancholisch gestimmt. Zwar halten viele den Absturz der Einkaufsmanagerindizes (PMIs) in den vergangenen Monaten mit Blick auf das BIP für wenig aussagekräftig, aber dennoch erwarten sie im Durchschnitt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal gesunken ist. Und das bedeutet: Die technischen Anforderungen an eine Rezession, zwei BIP-Rückgange in Folge, sind erfüllt - wenn denn nicht das Statistische Bundesamt (Destatis) das Minus von 0,1 Prozent aus dem zweiten Quartal wegrevidiert. So etwas soll schon vorgekommen sein. Die Lage wäre aber dann immer noch besser als die Stimmung, die zusätzlich von den strukturellen Problemen der Industrie verdorben wird.
Folgende Höhepunkte hat die an Ereignissen nicht arme Woche zu bieten:
Deutsches BIP sinkt im dritten Quartal um 0,1 Prozent
Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass das BIP gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent zurückgegangen ist. Angesichts eines immer noch sehr robusten Arbeitsmarkts wird aber niemand ernsthaft von einer Rezession sprechen wollen. Negative Impulse kamen im dritten Quartal wohl von der Industrieproduktion und den Exporten (die Importe stiegen weitaus stärker als die Exporte), positive Impulse könnten vom privaten Konsum ausgegangen sein und vom Dienstleistungssektor. Angesichts starker Importe könnten auch die Lagerveränderungen einen positiven Wachstumsbeitrag geliefert haben. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Mittwoch (8.00 Uhr).
Euroraum-BIP steigt im dritten Quartal um 0,2 Prozent
Die Wirtschaft des Euroraums ist weiterhin weit von einer Rezession entfernt. Zwar schwächelt das wirtschaftliche Schwergewicht Deutschland, doch wird das von mehr oder weniger hohen Wachstumsraten in den anderen drei großen Volkswirtschaft mehr als ausgeglichen. Zu nennen sind vor allem Spanien und Frankreich, aber auch Italien. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent gestiegen ist. Aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) wäre das ein Argument, bei Zinssenkungen in gemessenem Tempo vorzugehen. Das gilt auch für die Prognose, dass sich der Inflationsdruck im Oktober wieder leicht erhöht hat.
Euroraum-Inflation steigt im Oktober leicht
Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 1,9 (September: 1,7) Prozent gestiegen sind. Wichtigste Faktoren dürften dabei der Anstieg des Ölpreises im Monatsverlauf sowie ein Basiseffekt bei den Energiepreisen gewesen sein. Vor Eurostat (Donnerstag, 11.00 Uhr) veröffentlichen aber noch drei der großen nationalen Statistikbehörden ihre Preisdaten - die spanische (Mittwoch, 9.00 Uhr), die deutsche (Mittwoch, 14.00 Uhr) und die französische (Donnerstag, 8.45 Uhr). Von Belang für die EZB ist außerdem der Arbeitsmarktbericht für September (Donnerstag, 11.00 Uhr). Inflationsdaten kommen auch aus den USA.
US-PCE-Kerninflation sinkt im September
Der Inflationsdruck in den USA dürfte im September leicht nachgelassen haben. Analysten erwarten, dass der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben ohen Energie- und Nahrungsmittelpreise (Kern-PCE-Deflator) mit einer Jahresrate von 2,6 (August: 2,7) Prozent gestiegen ist. Der Kern-PCE-Deflator, die von der Notenbank bevorzugte Inflationsmessgröße, war im August mit der höchsten Jahresrate seit Mai gestiegen. Das Bureau of Economic Analyses (Bea) veröffentlicht die Daten am Donnerstag (13.30 Uhr). Einen Tag zuvor kommt der Bericht zum US-BIP im dritten Quartal.
US-BIP steigt im dritten Quartal um 3,0 Prozent
Das Wirtschaftswachstum in den USA dürfte im dritten Quartal konstant geblieben sein. Volkswirte erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 3,0 (Vorquartal: 3,0) Prozent gestiegen ist. Die Daten werden am Mittwoch (13.30 Uhr) veröffentlicht. Die Woche endet mit dem US-Arbeitsmarktbericht für Oktober.
US-Stellenwachstum lässt im Oktober nach
Ökonomen erwarten dem Factset-Konsens zufolge für Oktober ein Stellenwachstum von 140.000 (Vormonat: 254.000) und eine Arbeitslosenquote von 4,2 (4,1) Prozent. Für die Stundenlöhne wird ein Zuwachs um 0,6 (0,4) Prozent im Monats- und ein Plus von 4,0 (4,0) im Jahresvergleich vorhergesagt. Die US-Notenbank senkte den Leitzins zuletzt um 50 Basispunkte, um die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten. Weitere Zinssenkungen werden für die nächsten Monate erwartet. Damit will die Fed einen Abschwung am US-Arbeitsmarkt verhindern und eine "weiche Landung" der US-Wirtschaft bewerkstelligen. Der Bericht kommt am Freitag (13.30 Uhr).
Bereits am Montag (15.00 Uhr) veröffentlicht das Arbeitsministerium die Ergebnisse des Job Openings and Labor Turnover Survey (Jolts) für September. Sie geben Aufschluss über die Entwicklung von Entlassungen, freiwilligen Kündigungen und offenen Stellen im August geben werden. Solche Details sind umso willkommener, als die Zahl der zusätzlichen Stellen in den USA im September weitaus deutlicher als erwartet gestiegen ist - um 254.000 statt der erwarteten 150.000. Zudem war der Stellenzuwachs der beiden Vormonate zusammen um 72.000 nach oben revidiert worden.
Bank of Japan lässt Geldpolitik unverändert
Am frühen Donnerstagmorgen macht die Bank of Japan (BoJ) ihre geldpolitischen Entscheidungen bekannt. Analysten rechnen damit, dass die BoJ ihren Leitzins unverändert lassen wird. Im Juli hatte sie ihn auf 0,25 Prozent angehoben. Die Inflation war im September auf 2,5 (August: 3,0) Prozent zurückgegangen, was der BoJ für sich genommen etwas mehr Zeit geben würde, ihre Politik zu normalisieren. So sagte es in dieser Woche auch BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda. Auf der anderen Seite hat der Yen seit Mitte September kräftig abgewertet - gegenüber dem US-Dollar um über 7 Prozent. Das stützt für sich genommen den Inflationsimport. Die Erwartungen hinsichtlich der Zinsentscheidung könnten auch noch vom Ausgang der Parlamentswahlen am Sonntag beeinflusst werden. Sollte die Regierungskoalition aus LDP und Komeito ihre Mehrheit im Oberhaus verlieren, spräche das ebenfalls für Verunsicherung und ein eher zögerliches Vorgehen der BoJ.
(Mitarbeit: Andreas Plecko)
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/sha/apo
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Beobachter der deutschen Wirtschaft sind herbstlich-melancholisch gestimmt. Zwar halten viele den Absturz der Einkaufsmanagerindizes (PMIs) in den vergangenen Monaten mit Blick auf das BIP für wenig aussagekräftig, aber dennoch erwarten sie im Durchschnitt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal gesunken ist. Und das bedeutet: Die technischen Anforderungen an eine Rezession, zwei BIP-Rückgange in Folge, sind erfüllt - wenn denn nicht das Statistische Bundesamt (Destatis) das Minus von 0,1 Prozent aus dem zweiten Quartal wegrevidiert. So etwas soll schon vorgekommen sein. Die Lage wäre aber dann immer noch besser als die Stimmung, die zusätzlich von den strukturellen Problemen der Industrie verdorben wird.
Folgende Höhepunkte hat die an Ereignissen nicht arme Woche zu bieten:
Deutsches BIP sinkt im dritten Quartal um 0,1 Prozent
Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass das BIP gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent zurückgegangen ist. Angesichts eines immer noch sehr robusten Arbeitsmarkts wird aber niemand ernsthaft von einer Rezession sprechen wollen. Negative Impulse kamen im dritten Quartal wohl von der Industrieproduktion und den Exporten (die Importe stiegen weitaus stärker als die Exporte), positive Impulse könnten vom privaten Konsum ausgegangen sein und vom Dienstleistungssektor. Angesichts starker Importe könnten auch die Lagerveränderungen einen positiven Wachstumsbeitrag geliefert haben. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Mittwoch (10.00 Uhr).
Euroraum-BIP steigt im dritten Quartal um 0,2 Prozent
Die Wirtschaft des Euroraums ist weiterhin weit von einer Rezession entfernt. Zwar schwächelt das wirtschaftliche Schwergewicht Deutschland, doch wird das von mehr oder weniger hohen Wachstumsraten in den anderen drei großen Volkswirtschaft mehr als ausgeglichen. Zu nennen sind vor allem Spanien und Frankreich, aber auch Italien. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent gestiegen ist. Aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) wäre das ein Argument, bei Zinssenkungen in gemessenem Tempo vorzugehen. Das gilt auch für die Prognose, dass sich der Inflationsdruck im Oktober wieder leicht erhöht hat.
Euroraum-Inflation steigt im Oktober leicht
Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 1,9 (September: 1,7) Prozent gestiegen sind. Wichtigste Faktoren dürften dabei der Anstieg des Ölpreises im Monatsverlauf sowie ein Basiseffekt bei den Energiepreisen gewesen sein. Vor Eurostat (Donnerstag, 11.00 Uhr) veröffentlichen aber noch drei der großen nationalen Statistikbehörden ihre Preisdaten - die spanische (Mittwoch, 9.00 Uhr), die deutsche (Mittwoch, 14.00 Uhr) und die französische (Donnerstag, 8.45 Uhr). Von Belang für die EZB ist außerdem der Arbeitsmarktbericht für September (Donnerstag, 11.00 Uhr). Inflationsdaten kommen auch aus den USA.
US-PCE-Kerninflation sinkt im September
Der Inflationsdruck in den USA dürfte im September leicht nachgelassen haben. Analysten erwarten, dass der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben ohen Energie- und Nahrungsmittelpreise (Kern-PCE-Deflator) mit einer Jahresrate von 2,6 (August: 2,7) Prozent gestiegen ist. Der Kern-PCE-Deflator, die von der Notenbank bevorzugte Inflationsmessgröße, war im August mit der höchsten Jahresrate seit Mai gestiegen. Das Bureau of Economic Analyses (Bea) veröffentlicht die Daten am Donnerstag (13.30 Uhr). Einen Tag zuvor kommt der Bericht zum US-BIP im dritten Quartal.
US-BIP steigt im dritten Quartal um 3,0 Prozent
Das Wirtschaftswachstum in den USA dürfte im dritten Quartal konstant geblieben sein. Volkswirte erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 3,0 (Vorquartal: 3,0) Prozent gestiegen ist. Die Daten werden am Mittwoch (13.30 Uhr) veröffentlicht. Die Woche endet mit dem US-Arbeitsmarktbericht für Oktober.
US-Stellenwachstum lässt im Oktober nach
Ökonomen erwarten dem Factset-Konsens zufolge für Oktober ein Stellenwachstum von 140.000 (Vormonat: 254.000) und eine Arbeitslosenquote von 4,2 (4,1) Prozent. Für die Stundenlöhne wird ein Zuwachs um 0,6 (0,4) Prozent im Monats- und ein Plus von 4,0 (4,0) im Jahresvergleich vorhergesagt. Die US-Notenbank senkte den Leitzins zuletzt um 50 Basispunkte, um die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten. Weitere Zinssenkungen werden für die nächsten Monate erwartet. Damit will die Fed einen Abschwung am US-Arbeitsmarkt verhindern und eine "weiche Landung" der US-Wirtschaft bewerkstelligen. Der Bericht kommt am Freitag (13.30 Uhr).
Bereits am Montag (15.00 Uhr) veröffentlicht das Arbeitsministerium die Ergebnisse des Job Openings and Labor Turnover Survey (Jolts) für September. Sie geben Aufschluss über die Entwicklung von Entlassungen, freiwilligen Kündigungen und offenen Stellen im August geben werden. Solche Details sind umso willkommener, als die Zahl der zusätzlichen Stellen in den USA im September weitaus deutlicher als erwartet gestiegen ist - um 254.000 statt der erwarteten 150.000. Zudem war der Stellenzuwachs der beiden Vormonate zusammen um 72.000 nach oben revidiert worden.
Bank of Japan lässt Geldpolitik unverändert
Am frühen Donnerstagmorgen macht die Bank of Japan (BoJ) ihre geldpolitischen Entscheidungen bekannt. Analysten rechnen damit, dass die BoJ ihren Leitzins unverändert lassen wird. Im Juli hatte sie ihn auf 0,25 Prozent angehoben. Die Inflation war im September auf 2,5 (August: 3,0) Prozent zurückgegangen, was der BoJ für sich genommen etwas mehr Zeit geben würde, ihre Politik zu normalisieren. So sagte es in dieser Woche auch BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda. Auf der anderen Seite hat der Yen seit Mitte September kräftig abgewertet - gegenüber dem US-Dollar um über 7 Prozent. Das stützt für sich genommen den Inflationsimport. Die Erwartungen hinsichtlich der Zinsentscheidung könnten auch noch vom Ausgang der Parlamentswahlen am Sonntag beeinflusst werden. Sollte die Regierungskoalition aus LDP und Komeito ihre Mehrheit im Oberhaus verlieren, spräche das ebenfalls für Verunsicherung und ein eher zögerliches Vorgehen der BoJ.
(Mitarbeit: Andreas Plecko)
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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