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10:51 Uhr, 17.10.2025

KONJUNKTUR IM BLICK/Die Daten kommen spät - aber sie kommen

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Schwächeres Wachstum bei steigender Inflation - diesem unschönen Szenario sieht sich die US-Notenbank gegenüber, die Ende des Monats vor einer neuen Zinsentscheidung steht. Marktteilnehmer rechnen fest damit, dass die Fed am 29. Oktober eine weitere Zinssenkung (auf 3,75 bis 4,00 Prozent) beschließend wird. Zuvor kommen zwar noch ein paar Aktivitäts- und Preisdaten, die diese Erwartung beeinflussen könnten - allerdings sind es weniger als normalerweise: Die zeitweise Schließung von Regierungsbehörden verhindert die Veröffentlichung wichtiger Daten. Ein paar immerhin kommen, und sie seien deshalb auch explizit aufgeführt. Auf Platz Eins: Die Verbraucherpreise - spät kommen sie, aber sie kommen.

US-Inflationsdruck nimmt im September zu

Der Inflationsdruck in den USA dürfte im September zugenommen haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent gestiegen sind und um 3,1 (August: 2,9) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen haben. Aus Sicht der Fed geht die Reise damit in die falsche Richtung, der Konflikt zwischen ihren beiden Zielen Preisstabilität und Vollbeschäftigung verschärft sich. Erst jüngst hat Fed-Chairman Jerome Powell auf die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt aufmerksam gemacht und damit die Erwartung gestützt, dass die Notenbank Ende dieses Monats ihren Leitzins erneut senken wird.

Die Veröffentlichung dieser Daten war eigentlich für Monatsanfang geplant. Dass sie nun erst am Ende (Freitag, 14.30 Uhr) kommen, tut ihrer Qualität (hoffentlich) keinen Abbruch. Weitere US-Daten sind die Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden und nicht-verarbeitenden Gewerbes (Freitag, 15.45 Uhr) und das von der Uni Michigan erhobene Verbrauchervertrauen nebst Inflationserwartungen (Freitag, 16.00 Uhr). Auch nicht ganz unwichtig: Die Ratingagentur Moody's aktualisiert das US-Emittentenrating (Aa1; Ausblick stabil), es wird am Freitagabend veröffentlicht. Dann steht allerdings ein anderes Land im Fokus.

Moody's benotet Frankreichs Kreditwürdigkeit

Die Ratingagentur Moody's veröffentlicht Frankreichs aktuelle Bonitätsnoten. Moody's war die erste der drei der großen Agenturen, die Frankreichs Kreditwürdigkeit auf Aa3 (entsprechend AA- bei Fitch und Standard & Poor's) herunterstufte - bereits im Dezember 2024. Zur Begründung hieß es damals, es sei sehr unwahrscheinlich, dass die nächste französische Regierung die Haushaltsdefizite über das Jahr 2025 hinaus nachhaltig reduzieren werde. Zehn Monate und drei Regierungen später hat sich an diesem Befund nichts geändert - im Gegenteil: Die Rentenreform, das ehrgeizigste Projekt von Präsident Emmanuel Macron, ist nun erstmal vom Tisch. Ob das eine abermalige Herabstufung oder einen negativen Ausblick rechtfertigt, bleibt abzuwarten.

Chinas BIP-Wachstum verlangsamt sich

Chinas Wirtschaftswachstum dürfte sich im dritten Quartal verlangsamt haben. Analysten rechnen laut Factset-Konsens damit, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf Jahressicht um 4,8 Prozent gestiegen ist, nachdem es im zweiten Jahresviertel um 5,2 Prozent zugelegt hatte. Das Wachstumsziel der Regierung lautet auf rund 5 Prozent. China leidet unter einer Immobilienkrise und Überkapazitäten in der Industrie, der Privatkonsum ist vergleichsweise schwach. Hoffnungszeichen kamen zuletzt aber überraschend vom Außenhandel. Die Daten werden am Montag (4.00 Uhr) veröffentlicht.

Weitere interessante Daten: Die europäischen Einkaufsmanagerindizes (Freitagvormittag), der belgische Geschäftsklimaindex (Freitag, 15.00 Uhr) - er kommt dieses Mal vor dem Ifo-Geschäftsklimaindex und wird deshalb etwas stärker als sonst beachtet - und die japanischen Verbraucherpreise (Freitag, 1.30 Uhr).

Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com

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