Kommentar
13:54 Uhr, 31.08.2011

Kaffee - Preise springen senkrecht nach oben

Ähnlich wie auch bei anderen Agrargütern haben Lieferengpässe und schlechte Ernten bei Kaffee zu einer Verdopplung des Preises seit dem Jahr 2010 geführt. Jedoch gibt es bei Kaffee auch einen klaren Aufwärtstrend beim Bedarf, was die Preise jetzt nach einer Korrektur wieder auf neue Hochs treiben könnte.

Die Fluktuationen im Kaffeeangebot sind häufig größer als die Veränderungen der Nachfrage, weshalb quasi alle Faktoren, die das Angebot verändern könnten, als besonders wichtig angesehen werden. Im Fokus steht jetzt Vietnam. Die dortige Kaffeeernte entspricht nicht den Erwartungen, so dass dem Weltmarkt in der laufenden Saison voraussichtlich 4,6 Millionen 60-Kilogramm-Säcke Kaffeebohnen fehlen werden, schätzt die Rabobank. Dieser Mangel muss durch die Lagerbestände ausgeglichen werden, die relativ zum Verbrauch auf den niedrigsten Stand aller Zeiten zurückgehen werden. Kaffee verteuerte sich in den vergangenen sechzehn Handelstagen um 23,54% von 231 auf 285 Cents pro Pound.

Von einer Knappheit, worauf sich die Hoffnungen der Spekulanten jetzt stützen, kann aber keine Rede sein. Howard Schultz, CEO der Kaffeehaus-Kette Starbucks sagte unlängst, dass sein Unternehmen keine Probleme gehabt habe, große Mengen Kaffee einzukaufen. Auch die Fast-Food-Kette Dunkin' Donuts äußerte sich ähnlich. Selbst ein Kommissar der US-Terminbörsenaufsicht CFTC kritisierte die Rally und führte sie auf überzogene Ängste der Märkte zurück. "Spekulanten haben die Kaffeepreise an den Rohstoffmärkten in einer Art und Weise beeinflusst, die nicht mehr den Fundamentaldaten zwischen Angebot und Nachfrage entsprechen", hieß es seitens des CFTC-Kommissars.

Die technische Analyse stellt sich hier eher auf die Seite der optimistischen Händler an der Börse. "Weiter steigende Kurse auf 362,20 und 442,00 US-Cent sind zu favorisieren", schrieb André Tiedje, technischer Analyst bei Godmode-Trader.de in einer Analyse vom 2. August. Die optimistische Prognose stützt der Analyst auf einer bestimmten Gattung der technischen Analyse, der Elliottwellentheorie. Mit dieser konnte Tiedje bereits das Tief des DAX im Frühjahr 2009 bei rund 3600 Punkten und andere wichtige Wendepunkte an den Märkten sondieren. Ob Tiedje auch bei Kaffee richtig liegt, bleibt abzuwarten.

Ein Long-Investment in Kaffee ist nach der Rally der vergangenen Wochen nicht ohne Risiko. Ein Rücksetzer der Kurse kann nun jederzeit eintreten. Dieser könnte aber eine attraktive Möglichkeit zum Einstieg eröffnen.

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Über den Experten

Heiko Geiger
Heiko Geiger
Zertifikate-Experte Bank Vontobel Europe AG

Heiko Geiger verfügt über langjährige Börsenerfahrung und kennt sowohl Banken als auch Börsen von innen wie von außen. Schon über 15 Jahre beschäftigt er sich mit Anlagezertifikaten und Hebelprodukten. Seit 2008 ist er bei der Bank Vontobel Europe tätig und leitet dort das Public Distribution Geschäft für die europäischen Märkte.

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