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10:19 Uhr, 19.07.2011

Kaffee: Korrektur voraus

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Der Dow Jones Index stieg seit den 80er Jahren von 1000 Punkten auf zeitweise über 14.000 Punkte im Jahr 2007 an. Langfristig ist mit einer weiteren Aufwärtsbewegung zu rechnen. Rohstoffe im Gegensatz dazu bewegen sich langfristig um ihre Durchschnittspreise auf und ab. Der strukturelle Bullenmarkt, in dem sich die Rohstoffe derzeit befinden, dürfte noch bis zum Jahr 2021 andauern. Denn statistische Untersuchungen haben ergeben, dass die durchschnittliche Dauer von Bullenmärkten bei Rohstoffen zwanzig Jahre beträgt und geht man davon aus, dass der jetzige Bullenmarkt im Jahr 2001 begann, so dürfte dessen Ende im Jahr 2021 liegen.

Dieser strukturelle Bullenmarkt, der zu einer tendenziellen Verteuerung aller Rohstoffe führt, wird von kurz- bis mittelfristigen Zyklen bei Einzelrohstoffen ergänzt. Die längsten Zyklen haben Energierohstoffe und Metalle, da die Erschließung neuer Vorkommen oft mehrere Jahre dauert. Meist etwas kürzer sind die Zyklen bei einigen tropischen Rohstoffen wie Orangen oder Kaffee. Zitrusbäume und Kaffeesträucher benötigen nach der Anpflanzung mehrere Jahre, um Erträge zu liefern. Ein etwas kürzerer Zyklus ist der Proteinzyklus an den Fleischmärkten, bei dem sich hohe Futtermittelpreise mit steigenden Fleischpreisen abwechseln. Am kürzesten sind die Zyklen bei Getreide, da hier im einjährigen Rhythmus Anbauflächen ausgeweitet oder verringert werden können und somit auch eine beliebige Anpassung der Angebotsmengen in einem gewissen Rahmen möglich ist.

Die Agrarmärkte wurden in den vergangenen beiden Jahren von einem weiteren Zyklus beeinflusst: La Niña. Das Wetterphänomen, das kälter als normale Wasseroberflächentemperaturen für der Westküste Lateinamerikas beschreibt, trat im Jahr 2010 in der stärksten Ausprägung seit mindestens dem Jahr 1800 (Quelle: Australisches Wetterbüro) auf und wurde in direkten Zusammenhang mit Dürren und heftigen Regenfällen in Australien, Lateinamerika und weiten Teilen Asiens gebracht. La Niña wechselt sich in unterschiedlich langen Zyklen ab mit El Niño und während normale Ausprägungen des Wetterphänomens kaum Auswirkungen haben, sind die Auswirkungen bei extremen Ausprägungen wie im Jahr 2010 umso stärker. „La Niña ist beendet“, schrieb das australische Wetterbüro in einer Studie im Mai. Damit ist mit einer generellen Besserung der globalen Ernten zu rechnen.

Das gilt auch für den Kaffee, dessen Preis seit dem Jahr 2002 um 640% auf zeitweise über 300 Cents pro Pound anstieg. Wir rechnen mit einer Fortsetzung der Korrektur, auch wenn die Preise seit dem 34-Jahreshoch im April bereits wieder auf rund 250 Cents gefallen sind. Die Ernte in Brasilien, die ein Drittel der weltweiten Ernte ausmacht, dauert zwar noch bis September, doch scheint derzeit keine große Gefahr von plötzlichen Frosteinbrüchen zu bestehen. Das Wetter ist trocken und mild und damit förderlich für die Bohnenpflücker, die per Hand die reifen Kaffeebohnen von den Sträuchern ernten. Obwohl laut Analysten der VM Group immer noch Spätschäden an den Kaffeeplantagen durch La Niña zu spüren sein werden, dürfte sich die Ertragskapazität der Felder in den kommenden Monaten immer weiter aufhellen. Die damit einhergehenden besseren Ernteaussichten dürften die Angst des Marktes vor einer möglichen Verknappung des Angebots entschärfen, was mit einer Fortsetzung der Korrektur einhergehen könnte. Der Kaffeemarkt dürfte sich also sukzessive entspannen.

Fazit

Der panikartige Anstieg am Kaffeemarkt, der angesichts einer Verknappung von Bohnen guter Qualität, niedriger Lagerbestände und automatisierten Handelssystemen den Preis für Arabica-Kaffee in New York im 3,089 Dollar pro Pound trieb, könnte vorüber sein. Der Markt könnte sich nun über die kommenden Wochen sukzessive entspannen, was mit fallenden Preisen ausgehend von einem immer noch hohen Niveau um 2,50 Dollar pro Pound einhergehen könnte. Anleger, die auf einen fallenden Kaffeepreis setzen wollen, profitieren außerdem von Rollverlusten, da die Terminkurve bei Kaffee steigend (Contango) ist und bei steigenden Terminpreisen Rollgewinne in Short-Positionen auftreten. Anleger können mit dem gehebelten Zertifikat mit der WKN „CK1GAL“ der Commerzbank auf einen weiter fallenden Kaffeepreis setzen. Das bisherige Jahreshoch bei 3,089 Dollar pro Pound sollte bei diesem Produkt jedoch nicht mehr überschritten werden. Denn bei Erreichen des Knock-Out-Levels des Zertifikats bei 3,117 Dollar wird das Zertifikat nur noch mit einem geringen Restwert zurückbezahlt.

Autor: Jochen Stanzl, Chefredakteur Rohstoff-Report

Der Rohstoff-Report ist eine Publikation der BörseGo AG

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