Analyse
17:21 Uhr, 22.12.2005

K: Finanzmarktausblick 2006

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Externe Quelle: DekaBank

Finanzmarktausblick 2006

1. Die Kapitalmärkte entwickelten sich 2005 besser als erwartet: Prognostizieren ist bekanntlich die Kunst, sich zu kratzen, bevor es juckt. Im abgelaufenen Jahr gelang dies der Prognosezunft recht gut, wenn natürlich nicht perfekt. Die Grundtendenz von steigenden Leitzinsen und robustem Weltwirtschaftswachstum bei akzeptabler Inflationsentwicklung wurde aber genauso richtig erkannt wie die Tatsache, dass 2005 eher ein Aktien- als ein Rentenjahr war. In ihrem Ausmaß unterschätzt wurden die Stärke der Rohstoff- und Aktienhausse und die starken Gewinne im Bereich der Emerging Markets, die nach den Staatsanleihen in harter Währung auch die in lokaler Währung, die Unternehmensanleihen und die dortigen Aktienmärkte erfasste. Insgesamt konnten alle Vermögensklassen, selbst die Rentenmärkte, eine bessere Performance aufweisen, als allgemein am Jahresanfang für möglich gehalten wurde. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch ein kräftiges Wachstum der Weltwirtschaft und durch die weiterhin reichlich vorhandene Liquidität, die durch die bis zuletzt expansiv wirkende Geldpolitik der Notenbanken weltweit geschaffen wurde.

2. Weltwirtschaft wächst auch 2006 kräftig weiter: Die Wachstumsaussichten sind auch für 2006 sehr gut und nehmen erst mit Blick auf 2007 moderat ab. Die Weltwirtschaft sollte nach 4,4 % 2005 mit 4,3 % 2006 und 3,9 % 2007 erneut überdurchschnittlich expandieren. Getragen wird das Wachstum zu einem starken Teil von den Schwellen- und Konvergenzländern. In den Industrieländern wird das Wachstum 2006 und 2007 mit 2,7 % bzw. 2,3 % geringer ausfallen. Zu den niedrigeren Wachstumsraten 2007 wird eine weniger expansive Wirtschaftspolitik beitragen. In den USA werden die Zinserhöhungen und eine restriktive Finanzpolitik Wirkung zeigen. In Euroland wird die Geldpolitik zwar expansiv bleiben, die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland zum Januar 2007 aber die Nachfrage dämpfen. Damit ist absehbar, dass der globale Konjunkturaufschwung 2006 seinen Zenit erreichen wird.

3. Inflationsgefahren bleiben bestehen: In den letzten Quartalen blieben die Inflationsraten hauptsächlich aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise sowie staatlicher Preis- und Steuererhöhungen über den Inflationsnormen der Zentralbanken. Unserer Einschätzung nach werden die Rohstoffpreise sowohl im Energiebereich als auch im Nicht-Energiebereich 2006 und 2007 weiter ansteigen. Aufgrund der im letzten Jahrzehnt unterdurchschnittlichen Investitionen in Förder- und Verarbeitungskapazitäten bleiben die Produktionsmöglichkeiten begrenzt. Das Rohstoffangebot kann daher weiterhin nicht angemessen auf die stark ansteigende Nachfrage reagieren, die auch in den nächsten Jahren von den kräftig wachsenden Ländern wie China und Indien ausgehen wird. Dies gilt übrigens auch für Gold, sodass wir trotz des starken Preisanstiegs in den letzten Quartalen auch 2006 weitere Gewinne (in US-Dollar) erwarten. Zentralbankverkäufe können zwar langfristig eine starke Goldhausse verhindern, für die nächsten Jahre sind die Verkäufe der Zentralbanken aufgrund vertraglicher Regelungen jedoch begrenzt. Die zunehmende Globalisierung hat dagegen bei Fertigwaren für preisliche Entlastung gesorgt. So führte beispielsweise die stärkere Integration Chinas dazu, dass die Preise von Kleidungswaren in fast allen Ländern gesunken sind. Die Inflationsentwicklung ist folglich immer weniger von der wirtschaftlichen Lage in den einzelnen Ländern abhängig und immer mehr von der Entwicklung auf den Weltmärkten. Dennoch ist binnenwirtschaftlicher Preisdruck durchaus möglich. Er tritt vor allem dann auf, wenn die Produktionskapazitäten stärker ausgelastet werden, Preisüberwälzungsspielräume zunehmen und die Arbeitnehmer Nachholbedarf verspüren und stärker an einer verbesserten Gewinnsituation teilhaben wollen. Genau dies trifft auf die jetzige zyklische Situation zu, vor allem auch deshalb, weil der bisherige starke Energiepreisanstieg die Realeinkommensentwicklung begrenzt hat. Das heißt nicht, dass die Inflationsraten steigen müssen, sondern nur dass die Gefahren jetzt überdurchschnittlich hoch sind.

4. EZB und Fed vor weiteren Zinserhöhungen: Angesichts der zyklischen Inflationsgefahren und der vor allem im Euroraum reichlich vorhandenen Liquidität werden EZB und Fed ihre Leitzinsen weiter erhöhen. In Euroland wird dies 2006 zu zwei und in den USA zu drei weiteren Zinserhöhungen führen. Während die europäische Geldpolitik damit immer noch expansiv wirkt, sollte die US-Geldpolitik die Konjunktur leicht bremsen. Zusätzliche Bremswirkung wird häufig noch von Seiten der Hauspreisentwicklung ausgemacht. Die Hauspreise sind in vielen Ländern in den letzten Jahren extrem stark angestiegen, sodass einige Beobachter die Gefahr einer Preisblase und damit einhergehend die Wahrscheinlichkeit von deutlichen Preisrückgängen für hoch erachten. Diese würden dann über negative Vermögenseffekte den Konsum belasten und kräftige Zinssenkungen notwendig machen. Unseren Analysen zu Folge kann der Hauspreisanstieg in den meisten Ländern mit steigende Realeinkommen, dem allgemeinen Preisanstieg und den gesunkenen Zinsen fundamental gut erklärt werden. Deutliche Überbewertungen sind folglich nur in UK und in einzelnen regionalen Teilmärkten in den USA feststellbar. Landesweit kann in den USA allenfalls von einer leichten Überbewertung gesprochen werden. Allerdings ist es richtig, dass der in einigen Ländern sehr starke private Konsum auch aus der Aufnahme zusätzlicher Hypothekenkredite auf bestehendes Immobilienvermögen finanziert wurde. Dies war vor allem bei steigenden Hauspreisen sehr einfach. Sollten die Hauspreise folglich nur noch stagnieren, wird diese Quelle günstiger Finanzierungen in Zukunft nicht mehr so sprudeln wie bislang. Dies ist ein Grund für eine mittelfristige Moderierung der Konsumtätigkeiten – nicht jedoch für einen Konjunktureinbruch.

5. Moderater Renditeanstieg am Kapitalmarkt zu erwarten: Vor dem Hintergrund einer robusten Konjunktur, noch nicht nachlassender Inflationsgefahren und Leitzinserhöhungen dürften die Renditen an den Rentenmärkten in den USA und in Euroland in der ersten Jahreshälfte zunächst noch ansteigen. Die wirtschaftliche Stabilität dürfte sich zudem in steigenden Aktienkursen niederschlagen. Wir erwarten auf Jahressicht Indexanstiege des DAX auf 6.100, des Eurostoxx 50 auf 3.950, des S&P auf 1.420 und des Topix auf 1.840 Punkte. Die Aussichten für den Aktienmarkt sind damit deutlich besser als für den Rentenmarkt. Dies sollte mittelfristig tendenziell zu einer Angleichung der Renditen führen, was auch durch einen leichten Anstieg der Kapitalmarktzinsen erreicht wird. Neben den hohen Renditen am Aktienmarkt dürfte die weltweit weniger expansive Geldpolitik zu geringeren Zuwachsraten der globalen Liquidität und zu leicht höheren Renditen beitragen. 6. Aktien schlagen Staatsanleihen und Investment Grade Unternehmensanleihen: Während Aktien von einer weiter günstigen Bewertung im Vergleich zu Staatsanleihen profitieren sollten, ist die Situation an den Spreadmärkten etwas schwieriger. Die starke Suche nach Zusatzrenditen im festverzinslichen Anlagesegment hat dazu geführt, dass die Renditedifferenzen extrem stark zusammengelaufen sind. Daher ist bei Unternehmensanleihen im Investment Grade Bereich und bei den Anleihen von Emerging Markets eher mit einem Gesamtertrag zu rechnen, der 2006 geringer als der von Staatsanleihen in Industrieländern ausfällt, auch wenn wir mit Blick auf 2007 wieder optimistisch für diese Anlageklassen sind. Allein High Yield-Anleihen könnten aufgrund der noch höheren Zinsdifferenz Staatsanleihen von Industrieländern schlagen. Eine detaillierte Darstellung der Rendite- und Ertragsprognosen für die Rentenmärkte der Industrieländer findet sich im Anhang. Innerhalb der großen Staatsanleihenmärkte erscheint aufgrund einer positiven Erwartung für den Yen der japanische Rentenmarkt attraktiver, auf währungsgesicherter Basis gilt dies auch für den britischen Rentenmarkt. Allgemein würden wir vor allem im ersten Halbjahr eher kürzere Laufzeiten wählen.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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