Analyse
12:03 Uhr, 07.03.2007

K: EZB vor drei Zinserhöhung auf 4,25% zum Jahresende

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Externe Quelle: DekaBank

EZB vor drei Zinserhöhung auf 4,25% zum Jahresende

1. EZB-Kompass: Der bei 50 Punkten neutrale EZB-Kompass blieb im Februar mit 65,1 Punkten nach 66,4 Punkten im Januar auf sehr hohem Niveau. Sowohl die monetäre Säule (92,7 nach 94,3 Punkten) als auch die wirtschaftliche Säule (55,9 nach 57,1 Punkten) waren etwas rückläufig, bleiben jedoch auf einem hohen Niveau. Für die nächsten sechs Monate erwarten wir bei beiden Säulen eine Seitwärtstendenz. Besonders zu beachten werden in den nächsten Monaten neben den Tarifabschlüssen die Lohnstückkosten sein. Wir prognostizieren einen Anstieg der Lohnstückkosten von aktuell 0,4 % yoy auf 1,6 % im Sommer. Aufgrund der stabilen Konjunkturentwicklung und dem anhaltenden Inflationsdruck haben wir unsere Leitzinsprognose revidiert. Zusätzlich zu den von uns bislang prognostizieren Zinserhöhungen am Donnerstag auf 3,75 % und im Juni auf 4,0 % erwarten wir nun eine Zinserhöhung im Dezember auf 4,25 %.

2. Kommunikationsprognose: Im Fokus der Pressekonferenz wird voraussichtlich die aktuelle Entwicklung an den Finanzmärkten sowie der weitere Kurs der Geldpolitik sein. Wir erwarten nicht, dass Präsident Trichet zu einem der beiden Themen Stellung nehmen wird. Kurzfristige Finanzmarktthemen wurden bislang – ähnlich dem Kursanstieg des Euro vor der EZB-Sitzung im Dezember 2006 ignoriert. An Sitzungsterminen, bei denen die Leitzinsen in der Vergangenheit verändert worden waren, wurde die weitere Geldpolitik bislang nicht thematisiert. Wir erwarten daher diese Woche keine besonders erhellende Pressekonferenz.

3. Konjunkturausblick: Die guten Konjunkturdaten der letzten Wochen und Monate haben dazu geführt, dass wir unsere Wachstumsprognosen für Deutschland und Euroland für 2007 und 2008 hoch revidiert haben. Nach der mehrwertsteuerbedingten Belastung im ersten Quartal erwarten wir im weiteren Jahresverlauf einen sukzessiven Anstieg der Wachstumsraten auf 0,6 % qoq im vierten Quartal. Diese über dem Potenzialwachstum liegende Dynamik trägt zu einer überdurchschnittlichen Kapazitätsauslastung und fallenden Arbeitslosenquoten bei. Wir gehen davon aus, dass die starke Konjunkturenwicklung bis in das Jahr 2008 hineinträgt und erst im 4. Quartal 2008 wieder das Potenzialwachstum unterschreiten könnte. Die Inflationsraten bleiben in der ersten Jahreshälfte 2007 auf dem aktuellen Niveau von 1,8 %. In der zweiten Jahreshälfte fallen dagegen die günstigen Basiseffekte weg, die von dem Ölpreisrückgang des letzten Herbst herrühren. Die Inflationsraten sollten im 4. Quartal 2007 daher wieder bei 2,3 % liegen. Kräftigere Lohnabschlüsse in diesem Jahr erhöhen die Lohnstückkosten in Euroland und führen zusammen mit einer konjunkturell höheren Preissetzungsmacht der Unternehmen dazu, dass das Inflationsziel der EZB mit konjunkturneutralen Leitzinsen nicht mehr erreicht werden kann.

4. Leitzinsprognose: Die EZB wird daher ihre Leitzinsen am Donnerstag und im Juni um jeweils 25 Bp auf 4,0 % erhöhen. Eine Revision der im Juni anstehenden vierteljährlichen Staffprojektionen der EZB halten wir für die Begründung der Zinserhöhung nicht für notwendig, da das bisherige Konjunkturbild der EZB ausreichend optimistisch ist. Das für Juni prognostizierte Leitzinsniveau von 4,0 % schätzen wir bereits als ganz leicht restriktiv ein. Die EZB wird daher danach eine Zinserhöhungspause einlegen, um zu überprüfen, ob die Tarifabschlüsse, die Inflationserwartungen und die Konjunktur weitere Zinserhöhungen notwendig machen. Dies wird unserer Einschätzung nach erst im 4. Quartal 2007 der Fall sein. In diesem Quartal erwarten wir ein durchschnittliches Wachstum in der Eurozone von 0,6 %, in den USA von annualisiert 3,2 % und einen durchschnittlichen HVPI von 2,3 %, was der EZB ausreichend „Munition“ für die Kommunikation einer weiteren Zinserhöhung auf 4,25 % im Dezember 2007 geben sollte. Im Zuge der von uns erwarteten Wachstumsabschwächung kann sie den Refisatz in der zweiten Jahreshälfte 2008 auf 4,0 % reduzieren.

5. Rentenmarktprognose. Am Geldmarkt sind auch aufgrund der Kursrückgänge an den Aktienmärkten und der daraus folgenden Flucht in sichere Anlagen derzeit nur Leitzinserhöhungen auf knapp 4,0 % eingepreist. Wir halten dies für deutlich zu wenig und erwarten eine Korrektur auf Dreimonatssicht. Der Rentenmarktausblick für die nächsten Wochen bleibt jedoch gemischt. Dies liegt hauptsächlich daran, dass in den USA nach einem sehr warmen Dezember ein leicht überdurchschnittlich warmer Januar folgte und sich ein äußerst kalter Februar anschloss. Da die Rückpralleffekte bereits für den Monat Januar von den Märkten unterschätzt wurden, gehen wir davon aus, dass die zusätzliche witterungsbedingte Belastung im Februar ebenfalls unterschätzt wird. Somit ist in den nächsten Wochen mit überraschend schwachen US-Konjunkturdaten zu rechnen, was Spekulationen auf bevorstehende Leitzinssenkungen durch die Fed und den Rentenmarktbullen neue Nahrung geben könnte. Bei normalen Witterungsbedingungen im März sollten die Konjunkturdaten im April wieder positiv überraschen. Eine Normalisierung der US-Konjunkturdaten, als auch der entsprechenden Marktüberraschungen dürfte sich erst wieder im Mai einstellen. Insgesamt bleiben wir bei unserer Prognose von Renditen von 4,1 % für zehnjährige Bundesanleihen auf Dreimonatssicht. Mit zunehmendem Restriktionsgrad der Geldpolitik sollten die 10J-Renditen auf 4,2 % auf Sechsmonatssicht und zur Jahreswende und auf 12-Monatssicht auf 4,3 % ansteigen. Bei Geldmarktsätzen von 4,4 % könnte sich dann eine leichte Inversion zwischen 10J-3Mo und 10J-2J einstellen. Hin3 sichtlich der ab der Jahresmitte 2008 fallenden Inflationsraten, einer etwas weniger starken Konjunktur und einer Leitzinssenkung dürfte das Rentenjahr 2008 wieder freundlicher werden und Gesamterträge oberhalb des Kupons ermöglichen. Für Ende 2008 erwarten wir eine im Bereich 10J-3Mo komplett flache Zinsstrukturkurve auf dem Niveau von 4,1 %.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader
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Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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