Analyse
12:21 Uhr, 15.03.2007

K: Erdöl wird wieder knapp

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Externe Quelle: HVB

Erdöl wird wieder knapp

Im Dezember 2006 lag die weltweite Erdölförderung um 733.000 Barrel pro Tag (bpd) unter dem Niveau des Vorjahres. Der Verbrauch ist jedoch um 800.000 bpd gestiegen. Erdöl wird also wieder knapp, was in den nächsten Wochen zu einem Lagerabbau führen wird.

Die Bedeutung der OPEC nimmt kontinuierlich zu. Die Erdölförderung in Mexiko ist 2006 sogar noch stärker zurückgegangen als die Förderung in der Nordsee. Neue Projekte in Afrika und am kaspischen Meer haben kaum ausgereicht um diesen Rückgang zu kompensieren. Zwei Drittel des Förderzuwachses der Nicht-OPEC Staaten stammen aus Russland.

Die Erdölproduktionszahlen sind auch insofern enttäuschend, als sich die Anzahl der Bohrstellen nach Erdöl und –gas in den letzten acht Jahren verdreifacht hat. Auch für 2007 stehen schwierige Zeiten bevor. Die Förderung aus dem mexikanischen Cantarell Erdölfeld wird 2007 um weitere 262.000 bpd zurückgehen. Die Produktion aus dem Kashagan Erdölfeld, eines der wichtigsten Projekte der letzten 30 Jahre wird sich um weitere drei Jahre verzögern.

Wir erwarten zunächst einen weiteren Anstieg bei Brent bis auf 65 USD pro Barrel. Die Sorgen vor der Hurrikansaison 2007 machen im dritten Quartal dann auch Preise von bis zu 70 USD möglich.

In den kommenden Wochen ist mit einem Abbau der international hohen Erdöllagerbestände zu rechnen, was den Erdölpreis in Richtung 70 USD führen wird. Das US-Energieministerium hat die Zahlen für die monatliche Erdölproduktion für Dezember und damit auch für das Gesamtjahr 2006 veröffentlicht. Gegenüber dem Vorjahr ist die Produktion um 733.000 bpd (Barrel pro Tag) niedriger als im Vorjahr. Die Nachfrage liegt jedoch nach Angaben der Internationalen Energieagentur um 800.000 bpd über dem Vorjahr. Dies ist eine klare Verknappung des Angebots am Erdölmarkt, die in den folgenden Wochen zu einem Abbau der weltweit noch hohen Lagerbestände führen wird. Ursache für den Rückgang der weltweiten Erdölförderung ist zunächst vor allem die Förderkürzung der OPEC von 1,2 Mio. bpd ab Mitte November 2006. Im Dezember lag die Förderung der OPEC somit 985.000 Barrel pro Tag unter dem Niveau des Vorjahres. Bekannt ist ebenfalls der Förderrückgang in der Nordsee, der im Jahr 2000 eingeleitet wurde und im Jahr 2006 weitere 363.000 Barrel pro Tag betrug. Neu ist jedoch der im November 2005 bekannt gegebene zu erwartende Förderrückgang des Cantarell Erdölfeldes in Mexiko, des zweitgrößten Erdölfelds der Welt. 2006 lag der Förderrückgang Mexikos mit 410.000 Barrel pro Tag sogar über dem der Nordsee! Für 2007 wurden weitere 262.000 Barrel pro Tag angekündigt. Dies ist eine schwere Hypothek für alle anderen Förderländer außerhalb der OPEC. Insgesamt gelang dieser Gruppe nur ein leichter Förderanstieg von 252.000 bpd., der sich zu zwei Drittel auf Russland zurückführen lässt. Die Bedeutung der OPEC ist durch die neue Situation im Jahr 2006 nochmals deutlich angestiegen. Sollte der Ölpreis wie von uns erwartet die Marke von 70 USD erreichen, dürfte ca. in der zweiten Jahreshälfte 2007 schnell der Ruf nach Rücknahme der Förderkürzung der OPEC auftauchen. Die Befürworter der "Peak oil" Theorie befürchten jedoch, dass es nicht mehr möglich ist, die Förderung wieder im vollen Umfang zu erhöhen. Für sie lag der Höhepunkt der weltweiten Erdölförderung irgendwo in der zweiten Jahreshälfte 2005.

Kapazitätsengpässe in der weltweiten Erdölförderung. Angesichts der von der Ölindustrie unternommenen Anstrengungen sind diese Produktionszahlen sehr enttäuschend. Schließlich hat sich nach Angaben des Ölbohrausrüsters Baker Hughes die Anzahl der Bohrstellen nach Erdöl und –gas in den letzten acht Jahren von 1156 auf 3254 fast verdreifacht.

Häufig dienen neue Erdölprojekte aber lediglich dem Ausgleich einer rückläufigen Förderung in den bestehenden Quellen. Darüber hinaus sind die älteren Erdölfelder wesentlich größer, als die heute gefundenen Felder. Von 4000 bekannten Erdölquellen können nur drei mehr als 1,5 Mio. Barrel pro Tag fördern. Im Februar wurden erneut Verzögerungen bei zwei der wichtigsten Erdöl- und –gasprojekte der vergangenen 30 Jahre bekannt. Das Kashagan Ölfeld in Kasachstan, dass im Jahr 2000 entdeckt wurde, wird wohl erst drei Jahre später als geplant seine Produktion aufnehmen können. Der ursprünglich für 2007 geplante Produktionsstart verschiebt sich auf 2010 und die geplanten Erschließungskosten werden rund doppelt so hoch sein, als ursprünglich geplant. Darüber hinaus zieht sich Exxon aus seinem 15 Mrd. USD schweren Erdgasprojekt in Katar aufgrund der eskalierenden Kosten zurück. Diese Verzögerungen sind noch nicht in den gegenwärtigen Planungen für das zukünftige Erdölangebot enthalten. Der Produktionszuwachs der Nicht-OPEC Staaten wird tendenziell überschätzt.

Rückgang der Lagerbestände über die kommenden Monate zeichnet sich ab. Seit 2004 kam es in den USA zu einem fortgesetzten Lageraufbau an Erdöl und seinen Produkten Benzin und Heizöl. Besonders nach den Erfahrungen während der Hurrikansaison 2005, die teilweise zu Versorgungsengpässen geführt hatte, wurden hohe Lagerbestände aufgebaut. Von Dezember 2005 bis September 2006 stiegen die Lagerbestände um knapp 73 Mio. Barrel auf knapp 1,1 Mrd. Barrel (ohne den strategischen Bestand von ca. 688 Mio. Barrel). Die Spekulation auf eine hohe Lagerrendite erwies sich jedoch als komplette Fehlspekulation: Die Hurrikansaison verlief mild wie lange nicht mehr, nach Verstreichen des Iranultimatums kam es nicht zu einer Eskalation und Unterbrechung der Erdölversorgung und zu guter Letzt war auch noch der Winter einer der wärmsten seit Aufzeichnung der Wetterdaten.

In den folgenden Wochen erwarten wir einen deutlichen Rückgang der Lagerbestände in den USA. Die USA sind von der Förderkürzung der OPEC besonders stark betroffen, da sie nach dem Beitritt Angolas (allerdings noch ohne eigene Förderquote) ca. 44% ihrer Rohölimporte von den OPEC Staaten beziehen.

Die Verbraucher haben den Preisschock bei Rohöl überwunden. Im Februar 2007 ist die Nachfrage nach Rohölprodukten in den USA um 5,3% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das ist das höchste Wachstum seit September 2004! Die Verbraucher scheinen sich also vom Preisschock des letzten Jahres erholt zu haben und fragen wieder mehr Benzin und Heizöl nach. Dies wird auch durch die Margenentwicklung bei den Raffinerien bestätigt. Umgerechnet auf ein Barrel (ein Fass mit 159 Litern) ist Benzin inzwischen wieder um 16 USD teurer als ein Fass Rohöl. Während der Ölpreis seit Jahresanfang praktisch unverändert notiert (zwischenzeitliche Verluste von 17% konnten wieder aufgeholt werden), ist Heizöl um 10% und Benzin sogar um 16% gestiegen! Damit kostet Benzin aktuell knapp 80 USD pro Barrel und damit schon wieder soviel wie im August letzten Jahres, als Rohöl noch über 70 USD notierte. Die attraktive Marge bei Rohölprodukten wird zu einer verstärkten Rohölnachfrage der Raffinerien führen und den Rückgang der Lagerbestände nochmals beschleunigen.

Die 70 USD Marke bei Brent könnte dieses Jahr wieder erreicht werden. Der Rohölpreis (Brent) kostet inzwischen wieder über 60 USD. Bemerkenswert ist auch die hohe Stabilität während der Turbulenzen an den Aktienmärkten in den vergangenen zwei Wochen und der an den Märkten höher eingeschätzten Wahrscheinlichkeit für eine US Rezession. Rohöl ist neben Staatsanleihen damit einer der wenigen Märkte, der nicht von den Aktienmärkten mit nach unten gezogen wurde. In den kommenden Wochen dürfte der erwartete Lagerabbau bei Rohöl sowie seinen Produkten Benzin und Heizöl noch zu einem Kursanstieg bis auf zunächst 65 USD führen. Das dritte Quartal dürfte dann von den Vorbereitungen für die Hurrikansaison 2007 geprägt sein, die kaum so mild ausfallen dürfte wie im Vorjahr. 2006 gab es schließlich nur fünf Stürme, die die Stärke eines Hurrikans erreichten und keinen einzigen der Stärke 4 oder 5, die im Jahr 2005 einen Sachschaden von über 100 Mrd. USD verursachten. Im dritten Quartal 2007 sind daher auch wieder 70 USD pro Barrel möglich.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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