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08:21 Uhr, 14.12.2012

Japan: Tankan-Konjunkturbericht trübt sich ein

Tokio (BoerseGo.de) - Die Stimmung in der japanischen Wirtschaft hat sich im vierten Quartal verschlechtert. Der von der japanischen Notenbank Bank of Japan (BoJ) erhobene Tankan-Report für das Geschäftsklima unter den großen Unternehmen fiel im vierten Quartal auf minus 12 Punkte, wie das Research and Statistics Department der BoJ am heutigen Freitag in Tokio mitteilte.

Es ist der zweite Rückgang in Folge und gleichzeitig die fünfte negative Lesung in Folge, wie die BoJ weiter mitteilte. Außerdem ist es der niedrigste Wert seit März 2010. Eine negative Lesung bedeutet, dass die Pessimisten gegenüber den Optimisten in der Überzahl sind. Volkswirte hatten mit einem negativen Wert von minus 9 gerechnet.

Begründet wurde der Rückgang mit der sich abkühlenden Konjunktur in China und Europa die auf die japanischen Exporte drückt. Auch ausgelaufenen Subventionen der Regierung für umweltfreundliche Autos bedrückten. Weiterhin belasteten die negativen Auswirkungen in Folge des Territorialkonflikts mit China. Beobachter sehen mit den neuen Tankan-Daten die Bank of Japan unter Druck beim anstehenden Treffen in der kommenden Woche entsprechend zu reagieren.

Im dritten Quartal wurde ein Stand von minus drei Einheiten für das Geschäftsklima unter großen Unternehmen registriert. Im zweiten Quartal 2012 wurde ein Stand von minus einem Punkt notiert. Im ersten Quartal 2012 lag der Indikator ebenso wie im vierten Quartal 2011 aber nur bei minus 4,0 Punkten. Im Ausblick auf das erste Quartal wird mit einem negativen Wert von minus 10 Einheiten gerechnet.

Der Tankan-Report für Dienstleistungen ist im vierten Quartal auf 4 Einheiten gesunken und hat damit die Erwartungen von 4 Einheiten getroffen. Im dritten Quartal wurde noch ein Niveau von plus 8,0 Einheiten und damit ein Vierjahreshoch notiert, nach ebenfalls 8,0 Einheiten im zweiten Quartal und 5,0 Zählern im ersten Quartal. Für das März-Quartal wird ein Plus von 3,0 Punkten erwartet, während Ökonomen von 5 Einheiten ausgingen.

Bei mittelständischen Herstellern fiel der Index auf minus 12 Einheiten von minus 6 Einheiten zuvor, während der Ausblick auf das erste Quartal auf minus 20 Einheiten einbrach. Bei mittelständischen Dienstleistern sank der Index von plus 2 Einheiten im dritten Quartal auf minus 1 Einheit, während die Prognose auf minus 7 Einheiten absackte nach minus 3 Einheiten zuvor.

Bei kleinen Herstellern fiel der Indikator im vierten Quartal von minus 14 auf minus 18 Einheiten, während die Aussichten für das erste Quartal auf minus 26 Einheiten einbrachen, nach minus 16 Einheiten im dritten Quartal. Bei kleinen Dienstleistern sank der Index von minus 9 auf minus 11 Einheiten. Der Ausblick fiel von minus 16 auf minus 19 Zähler.

Der Tankan-Bericht hatte aber auch eine positive Seite. Eine überraschende Aufwärtskorrektur der Investitionspläne der Unternehmen zeigte einen Lichtblick für die japanische Wirtschaft. Die großen Hersteller und Dienstleister planen ihre Investitionen im Geschäftsjahr per 31. März 2013 um 6,8 Prozent zu erhöhen, wie aus dem Tankan-Bericht hervorgeht. Das ist deutlich mehr als die 4,9-prozentige Steigerung die zuvor von Ökonomen gesehen wurde. Bei der September-Umfrage des Berichts wurde nur ein Wachstum um 6,4 Prozent erwartet.

Das Research and Statistics Department der Bank of Japan ermittelt einmal im Quartal den kurzfristigen Wirtschaftsausblick Tanki Keizai Kansoku (Tankan). Der Bericht der japanischen Notenbank ist eine Mischung aus Konjunkturanalyse und einem Stimmungsbericht. In ihm werden Daten zu Lagerbeständen, Zwischengewinnen oder zu erwartenden Verlusten sowie zu Investitions- und Personalplänen der Unternehmen zusammengefasst. Der Tankan-Bericht ist einer der wichtigsten vorlaufenden Konjunkturindikatoren Japans.

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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