Analyse
14:34 Uhr, 28.07.2015

Japan: Hat die Regierung die Kontrolle verloren?

Japan könnte die größte Trading-Chance der nächsten Monate werden. Warum, erfahren Sie in diesem Artikel.

Erwähnte Instrumente

  • USD/JPY
    ISIN: XC0009659910Kopiert
    Kursstand: 123,7100 ¥ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • USD/JPY - WKN: 965991 - ISIN: XC0009659910 - Kurs: 123,7100 ¥ (FOREX)

Wer eine Aktie handelt, setzt auf die Fähigkeit des Managements, aus den Vermögenswerten des Unternehmens in der Zukunft Mehrwert zu generieren.

Wer Rohstoffe handelt, kann einzelne Makro-Themen gezielt ansteuern, seien es geopolitische Risiken, Streiks, China-Wachstum oder einfach das Wetter.

Wer Währungen handelt setzt auf Zinsdifferenzen. Wie Gold sind Währungen aber auch eine Wette auf die Persistenz des Vertrauens. Ohne Vertrauen keine Währungsstabilität. Ohne Stabilität keine Währung.

Was uns zu Japans Regierung bringt. Sie feiert ihre Strategie der drei Pfeile als Erfolg. Die Märkte scheinen das nicht ganz zu glauben. Maximal geht man davon aus, dass es ein Erfolg werden könnte, wenn die japanische Notenbank noch mehr machen wird. Also noch mehr Geld drucken wird.

Und dann gibt es die andere Variante der Interpretation: Die japanische Regierung hat die Kontrolle etwas verloren. Der IWF riet Japans Regierung vergangene Woche, noch mehr zu sparen, die Neuverschuldung zu verringern und zur Wiedererlangung verlorenen Vertrauens externe, nicht-japanische Berater und Kontrollorgane zuzulassen.

Die Diskrepanz zwischen den Prognosen der japanischen Regierung und der Realität ist gewachsen. Japans Regierung erwartet BIP-Wachstum im zweiten Quartal, JPMorgan, Barclays oder die Deutsche Bank gehen von einer Schrumpfung aus. Einige Schätzungen gehen von -2,5% aus. Das wäre ein herber Schlag.

Wenn die Regierung unter Shinzo Abe so weiter mache werde Japans Schuldenlast auf 300% des BIPs anwachsen, das sei nicht nachhaltig, weswegen die Regierung dringend noch stärker sparen müsse. Die "Kreditrisiken sind begrenzt", da ein Großteil der Schulden im Inland gehalten wird, "wir können nicht annehmen, dass das Bestand hat", sagt Kalpana Kochhar Japan-Beauftragter vom IWF.

Die von der japanischen Notenbank ergriffenen geldpolitischen Schritte hält George Soros für "ziemlich gefährlich" - wohlgemerkt sagte er das Anfang April, als die jetzigen Maßnahmen noch gar nicht bekannt waren. Damals sagte er gegenüber dem amerikanischen Finanzsender CNBC:

"Was die Japaner tun ist ziemlich gefährlich, weil ihnen das nach 25 Jahren einfällt, in denen sie einfach ihre Schulden immer weiter aufgetürmt haben, ohne die Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen. Also wenn das, was sie tun, etwas in Gang setzt, dann kann es sein dass sie es nicht mehr aufhalten können. Wenn der Yen beginnt zu fallen, was er bereits tat, und wenn die Menschen in Japan zu der Überzeugung gelangen, dass es denkbar ist, dass dieser Rückgang anhalten wird, dann werden sie ihr Geld ins Ausland bringen wollen, und das kann sich zu einer Lawine entwickeln."

Marc Faber sagte im Interview mit GodmodeTrader, dass das Drucken von Geld keinen Wohlstand schaffen könne. "Wenn das funktionieren würde, dann würde das doch jeder machen", sagt der Autor des "Gloom, Boom, Doom Report" im Interview, das Sie in voller Länge hier abrufen können.

Der durch seine erfolgreiche Spekulation gegen den amerikanischen Immobiliensektor bekannt gewordene Hedgefondsmanager Kyle Bass bezeichnet die Bewegungen, die bislang im Yen gelaufen seien, als vernachlässigbar. "Nein, das ist erst der Anfang. Das ist nicht die richtige Bewegung. Die richtig große Bewegung kommt wenn es sich verselbständigt und die Behörden die Kontrolle verlieren", sagt Bass im Interview in dem amerikanischen Buch "The New House of Money". Er kann sich vorstellen, dass USD/JPY in einem solchen Szenario auf 500 steigen wird, schon wenn USD/JPY auf 350 steigen würde hätte sich die japanische Regierung ihrer Schulden vollständig entledigt, sagt Bass. Bass sammelte bereits Hunderte Millionen USD für ein Hedgefonds-Produkt von wohlhabenden Kunden ein, um diese Idee im Erfolgsfalle mit einem maximalen Hebel gewinnbringend für seine Kunden umzusetzen. Der geschätzte Gewinn: Viele Milliarden USD. Bass rechnet mit einem Zinssatz in Japan von 20% und einem entsprechenden Einbruch des japanischen JGB-Staatsanleihenmarktes.

Technisch könnte USD/JPY seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Der JPY könnte also noch weiter abwerten. Unter 1 brach USD/JPY über den Jahreswiderstand aus. 2 brachte ein Mehrjahreshoch bei 124,68 JPY. 3 diente als Rücksetzer, 4 könnte nun, da die gleitende Durchschnittslinie auf 20 Tage überschritten und gestestet wurde, einen Ausbruch nach oben bringen.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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