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12:43 Uhr, 13.12.2012

Japan/China: Territorialkonflikt droht wieder zu eskalieren

Tokio/Peking (BoerseGo.de) – Der Territorialkonflikt zwischen Japan und China um die Senkaku-Inseln droht wieder zu eskalieren. Am heutigen Donnerstag stiegen japanische Kampfjets über den umstrittenen Inseln im Ostchinesischen Meer auf, nachdem ein chinesisches Flugzeug den japanischen Luftraum in dem Gebiet verletzt hatte.

Die gesichtete chinesische Flugzeug war aber kein Militärflugzeug. Ein Foto welches von der japanischen Küstenwache veröffentlicht wurde, zeigte ein Propellerflugzeug mit dem Schriftzug „State Oceanic Administration“ auf der Seite. Die „State Oceanic Administration“ ist eine jener chinesischen maritimen Organisationen die jüngst aus Protest Patrouillenschiffe zu den umstrittenen Gewässern gesandt haben.

Der Zwischenfall verschlechtert die Beziehungen beider Länder, drei Tage vor den Wahlen in Japan, erneut. Zuvor hatten sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Japan aufgrund des Konflikts um die Inselgruppe bereits deutlich eingetrübt. Japanische Unternehmen leiden seit Monaten unter einer zurückgehenden Nachfrage nach japanischen Produkten in China. Besonders japanische Autohersteller mussten deutliche Absatzeinbußen hinnehmen.

Der japanischen Regierung zufolge sind acht japanische F-15-Kampfflugzeuge der Japan Air Self-Defense Force über der Inselgruppe aufgestiegen, nachdem japanische Patrouillenboote ein einzelnes chinesisches Flugzeug 15 Kilometer südlich von Uotsuri Jima (Teil der Senkaku-Inseln) gesichtet wurde. Ein Sprecher des japanischen Verteidigungsministeriums teilte mit, dass es das erste Mal überhaupt gewesen sei, dass ein chinesisches Flugzeug in den japanischen Luftraum eingedrungen ist.

Der japanische Premierminister Yoshihiko Noda teilte mit, dass Tokio seine Überwachung in der umstrittenen Region weiter verstärken werde und dass eine Beschwerde bei der chinesischen Regierung eingereicht wurde. „Es ist äußerst bedauerlich“, sagte Noda gegenüber Reportern, laut Kyodo News. „Wir werden entschieden auf diese Verletzung der Souveränität reagieren“, ergänzte der Premier.

Der Vorfall setzt Noda weiter unter Druck. Dessen regierende Demokratische Partei Japans wird Prognosen zufolge eine bedeutende Niederlage bei den Wahlen am Sonntag hinnehmen müssen. Shinzo Abe, der Führer der konservativen früheren Regierungspartei wird in Folge wahrscheinlich an die Macht zurückkehren. Abe hatte Noda zuvor bereits für seine zurückhaltende Handhabung des Territorialkonflikts kritisiert. Abe hat sich in dem Konflikt mit China für einen konfrontativen Ansatz ausgesprochen und will das Gewicht eher Richtung "physische Kraft" statt Diplomatie verlagern.

Die beiden Nationen führen seit September einen bitteren Streit um die Inselgruppe. Hintergrund des Konflikts ist der Kauf der japanischen Senkaku Inseln von japanischen Staatsbürgern durch die Regierung in Tokio. Die unbewohnte Inselgruppe, die in China Diaoyu genannt wird, wird von beiden Staaten für sich beansprucht. Sie liegt im Ostchinesischen Meer rund 200 Kilometer nordöstlich von der Küste Taiwans und 300 Kilometer westlich von Okinawa entfernt.

Während China behauptet die Inseln bereits im Jahr 1372 durch Seeleute entdeckt zu haben, gibt Japan an die Inseln im Jahr 1884 aufgespürt zu haben. Im Jahr 1895 wurden sie dem japanischen Kaiserreich einverleibt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Inseln unter US-Militärverwaltung gestellt und seit dem 15. Mai 1972 wieder von Japan verwaltet. Sowohl Taiwan als auch China beanspruchen seit 1970/71 diese Inselgruppe.

Die Inseln besitzen eine strategische Bedeutung aufgrund ihrer Lage und sind wirtschaftlich wegen reicher Fischgründe sowie Öl- und Gasvorkommen wichtig.

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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