Kommentar
08:47 Uhr, 03.11.2017

Ja ist denn schon Jahresend-Rallye?

Der deutsche Aktienmarkt ist in Rekordlaune, auch weil der Fundamentalismus auf dem Vormarsch ist. Die Weltwirtschaft scheint endlich wieder an ihre Sturm und Drang-Zeit vor der Finanzkrise 2008 anknüpfen zu können. Und während eine Asien-Krise 2.0 ausbleibt, wächst die Euro-Wirtschaft so stark wie zuletzt 2011 und setzen die USA ihren Wachstumskurs fort. Auch die Notenbanken trüben das positive Aktienbild nicht. Die Bank of Japan betreibt weiter munter Liquiditätsausweitung und die Fed lässt ihren Leitzins zunächst unangetastet. Doch wie ist der neue US-Notenbankpräsident Jerome Powell einzuschätzen? Stellt er ein Aktien-Risiko dar?


Die Weltkonjunktur zeigt wieder Stärke

Die chinesische Wachstumseuphorie ist zwar Geschichte. Und die hohen offiziellen Wachstumsraten Chinas entspringen eher der Märchenwelt als der Realität. Tatsächlich ist ein schrumpfender Anteil neuer Kredite an der chinesischen Wirtschaftsleistung unverkennbar. Doch wie in westlichen Industrieländern setzt auch China die üppige Geldpolitik massiv zur Wirtschaftsstimulierung ein. So werden Reibungsverluste aus der Transformation Chinas vom Schwellen- zum Industrieland, der Immobilienblase und der Überschuldung von Unternehmen und Banken umfänglich geglättet und der Aufbau einer stabilen Binnenkonjunktur unterstützt.

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Die Wachstumsraten in der Eurozone zeigen sich nach Jahren der Enttäuschung höchst erfreulich. Hintergrund sind insbesondere starke Nachholeffekte, die von der ultralockeren EZB ausgelöst wurden. In Ermangelung einer ernsthaft betriebenen Reformpolitik - die erst zu selbsttragendem Wachstum führte - sollte die Nachhaltigkeit der Konjunkturrobustheit jedoch nicht überschätzt werden.

Die US-Wirtschaft setzt ihren von einer robusten Unternehmens- und Verbraucherstimmung getragenen, stetigen Wachstumskurs fort. Die jetzt als Entwurf vorgelegte Steuerreform würde der Konjunktur weiteren Auftrieb verleihen.

Von dieser realwirtschaftlichen Stabilisierung erhalten konjunkturzyklische Aktien weltweit Auftrieb. Nach ihrer seit 2011 zu beobachtenden Underperformance gegenüber Defensivaktien hat sich mittlerweile eine eindeutige relative Stärke etabliert.


GRAFIK DER WOCHE

Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Welt und Entwicklung zyklischer Aktien zu defensiven

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Die Fed ist der Freund der Aktienmärkte, nicht ihr Feind

Die stabile US-Konjunkturentwicklung rückt eine restriktive Zinspolitik der Fed naturgemäß in den Vordergrund. Und tatsächlich wird die US-Notenbank auf ihrer Sitzung am 13. Dezember im Einklang mit aktualisierten Wachstums- und Inflationsprognosen die dritte Zinserhöhung des Jahres vornehmen.

Jede Art von Zinspanik ist dennoch völlig unangebracht. Zunächst ist dieser Leitzinsanstieg eingepreist. Überhaupt sind vorsichtige Zinserhöhungen Beweise für eine freundliche Konjunktur. Hohe kritische Leitzinsniveaus wie nach der radikalen Erhöhungsphase zwischen 2004 und 2006 wird man aber verhindern, um den früheren geldpolitischen Fehler eines Stimmungseinbruchs in der amerikanischen Industrie zu vermeiden.

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Auch der Stimmung am Aktienmarkt sind anfängliche Zinserhöhungen als fundamentale Vertrauensbeweise nicht abträglich. Schädlich werden sie erst dann, wenn sie schmerzhafte Finanzierungsbedingungen erreichen, die über realwirtschaftliche Eintrübungen das Gewinnwachstum der Unternehmen schwächen und Zinsanlagen im Vergleich zu Aktien an Attraktivität gewinnen lassen. Der Aktien-Zinsschock bleibt jedoch aus. Ein vergleichsweise flacher Leitzinserhöhungspfad der Fed ist aktienstützend, nicht -feindlich.

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Das ruhige Inflationsumfeld setzt die Fed ohnehin nicht unter Zugzwang. Der Ölpreis verhält sich unverdächtig.

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Aber auch strukturell fehlt dem Preisauftrieb die Basis. Der größtenteils im Niedriglohnsektor stattfindende Beschäftigungsaufbau sowie die zunehmende Globalisierung und Digitalisierung behindern lohnseitigen Preisdruck deutlich.

Es ist zu erwarten, dass die US-Notenbank zukünftig ihre Zinspolitik an der Inflation ausrichtet. Das reale Zins- und Anleiheumfeld in den USA würde sich damit wie bisher um die Nulllinie bewegen. Das ist keine restriktive Zinspolitik. Zum Vergleich: Die Deutsche Bundesbank hat immer Wert darauf gelegt, dass ihr Leitzins oberhalb der Inflation lag.

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Jerome Powell als neuer Fed-Präsident - Alter Wein in neuen Schläuchen?

Mit Jerome Powell als Nachfolger Janet Yellens als US-Notenbankpräsident setzt die Trump-Regierung auf geldpolitische Kontinuität. Ähnlich wie Yellen gilt Powell als „Taube“. Jede nachteilige Irritation seitens der Fed auf die Kapitalmärkte wird verhindert. Und da Präsident Trump ebenso die drei aktuellen Vakanzen im Fed-Direktorium mit Tauben besetzen will, werden auch zukünftig Entscheidungen der Notenbank konjunktur- und aktienfreundlich ausfallen.

Kein Präsident hat Interesse an konjunkturschädlichen Falken bei der Fed. Daher hat sich Trump bei der Yellen-Nachfolge sehr bewusst gegen Professor John Taylor entschieden. Die Gefahr, dass ein verkopfter Wissenschaftler eine strikt modelltheoretische regelgebundene Zinspolitik verfolgt, die auf eine vergleichsweise straffe Geldpolitik hinausläuft, wollte die US-Regierung nicht eingehen. Man erinnerte sich wohl an Ben Bernanke - Vorgänger von Frau Yellen - der ebenfalls als Professor seine Zinstheorien in die Praxis umsetzte. Mit seinen robusten Erhöhungen des Notenbankzinses platzte 2008 schließlich die Immobilienblase. Mit Powell hat man sich für Pragmatismus und gegen Theorie entschieden.

Ein Unterschied zu Janet Yellen ist jedoch, dass Powell der Wieder-Deregulierung der Wall Street-Banken deutlich offener gegenüber steht. Ein ehemaliger Investmentbanker macht aus seinem Herzen eben keine Mördergrube. Der von Trump gewünschten Bankenderegulierung dürfte daher zukünftig wenig im Wege stehen. Eine Lockerung der sog. Volcker-Rule, wonach der Eigenhandel bislang untersagt wurde, würde zu einer Gewinnerholung der US-Banken führen.

Über Deregulierung wird nicht zuletzt deren globale finanzwirtschaftliche Bedeutung gestärkt. Je deregulierter, ertragreicher und damit mächtiger US-Banken sind, umso mehr sind sie der regulierten, ertragsschwachen und angeschlagenen europäische Konkurrenz überlegen. Mit dieser erneuten Destabilisierung der amerikanischen Bankenwelt können die Wall Street-Banken zwar erneut Innovationen und Trends im globalisierten Finanzsektor in ihrem Interesse durchsetzen. Aber die Gefahr von Fehlallokationen ist auch nicht von der Hand zu weisen.

Tatsächlich haben US-Banken seit Mai des Jahres - als Gerüchte über eine deregulierungsfreundliche Neubesetzung des Chefposten der Fed aufkamen - ihre Outperformance gegenüber Banken der Eurozone wieder aufgenommen.

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Marktstimmung - Nicht die Crash-Herbeisehner, sondern der Markt hat Recht

Die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens haben an Drohpotenzial für die Finanzmärkte verloren. Nach der Absetzung der Regionalregierung Kataloniens läuft die Machtübernahme durch Madrid bislang reibungslos. Und bei den für den 21. Dezember angekündigten Neuwahlen kommen laut ersten Umfragen die Unabhängigkeits-Anhänger auf keine Mehrheit. Die wirtschaftlichen Schmerzen der Euro-Krise hat man in Katalonien nicht vergessen. Eine Zugabe bei weiterer Verfolgung der Separation will niemand. Lieber spanisch und reich als unabhängig und arm.

Insofern setzt sich der Rückgang politischer Risiken in der Eurozone fort und haben sich die Aktienkursschwankungen laut Euro Stoxx 50 Volatility Index spürbar zurückgebildet.

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Politisch, fundamental und geldpolitisch sind die Aktienmärkte insgesamt in guter Verfassung und zeigen eine frühe Jahresend-Rallye.

Die erstmalige Zinserhöhung der Bank of England nach 10 Jahren sollte nicht als Menetekel verstanden werden. Auch durch die vorangegangene Abwertung des britischen Pfunds hatte die Inflation auf oberhalb von zwei Prozent zugelegt. Allerdings hat die Notenbank deutlich gemacht, dass weitere Zinserhöhungen nicht unmittelbar bevorstehen und dass man auch Kollateralschäden des Brexit im Auge behalten muss.

Allerdings wachsen auch an den Aktienmärkten die Bäume nicht in den Himmel. Phasen der Konsolidierung sind einzukalkulieren, die für wieder zunehmende Schwankungen sorgen können. Allerdings ist ein Crash nicht absehbar. Mit Blick auf immer noch unterinvestierte Vermögensverwalter und die anlagetechnische Großwetterlage sind bis Jahresende weitere Kursgewinne zu erwarten. Mit Ansparplänen ist man ohne zu großes Aktien-Risiko dabei.


Charttechnik DAX - Was kommt nach dem Befreiungsschlag?

Charttechnisch verläuft beim DAX auf dem Weg nach oben der wichtige Widerstand am bisherigen Allzeithoch bei 13.489 Punkten. Im Falle von Kursrücksetzern auf hohem Niveau verlaufen erste Unterstützungen zunächst bei 13.431 und 13.342 Punkten. Darunter treten die Haltelinien bei 13.255, 13.187 sowie 13.133 in den Vordergrund. Werden diese unterschritten, muss mit Kursverlusten bis zur Unterstützungen bei 13.064 Punkten gerechnet werden.


Der Wochenausblick für die KW 45 - Solide Konjunkturdaten

In China setzen die Im- und Exportzahlen ihren volatilen Seitwärtstrend fort, vermitteln insgesamt jedoch ein unverdächtiges Wirtschaftsbild.

In den USA signalisieren die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe eine zumindest quantitativ robuste Situation am Arbeitsmarkt. Das von der University of Michigan veröffentlichte Verbrauchervertrauen fällt stabil aus.

In der Eurozone sendet das vom Finanzdatenanbieter Sentix ermittelte Investorenvertrauen erneut zuversichtliche Signale für die Aktienmärkte.

In Deutschland fällt der Dreiklang aus Industrieaufträgen, Industrieproduktion und Exporten nach dem starken Vormonat etwas schwächer aus.


HALVERS KOLUMNE

Droht Wall Street die Trumpsche Moralkeule?

Mein Eindruck ist, dass vielen deutschen Anlegern bei US-Aktien zuerst wenig freundlich US-Präsident Trump in den Sinn kommt: Denk ich an Trump in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht. In der Tat, statt verantwortungsvoller Führer der freien westlichen Welt zu sein, setzt er außenpolitisch auf amerikanischen Egoismus und Isolationismus. Und auch innenpolitisch zeigt sich der Präsident nicht als Ausbund an Regierungsfähigkeit.


Der Vertrauensverlust in die US-Politik stört Amerika selbst weniger als die Rest-Welt. Wall Street scheint auf dem politischen Auge blind zu sein. Warum sollte ansonsten der US-Aktienmarkt das Polit-Chaos mit so vielen Rekordständen belohnen? Aber wenn die Sehkraft wieder zunimmt? Kommt dann die Erkenntnis, dass die Trumpsche Aktienhausse auf Sand gebaut ist? Stehen also Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq vor einem Kurseinbruch oder sogar einem Crash?


Mit der zweiten Reihe regiert man besser

In puncto Regierung sollte man jedoch den Washingtoner Polit-Apparat nicht unterschätzen. Trumps Ministerriege und die vielen Stabsstellen sind so etwas wie die ersten Offiziere der USS America. Sie sind durchaus in der Lage, selbst einen Captain „Donald“ Ahab vom Kurs einer sinnlosen Verfolgung von Moby Dick abzubringen.

Diese smart guys setzen auf ökonomische Vernunft. Sie wollen eine Unternehmenssteuersenkung und eine geringe pauschale Einmalsteuer auf nach Amerika zurückgeführte Auslandsgewinne von US-Konzernen.

Sicher kommt die Steuersenkung nicht über Nacht und für sie ist die Zustimmung der Demokraten im US-Senat erforderlich. Doch auch sie wollen nicht als Konjunktur-Verräter gebrandmarkt werden. National unbestrittener Konsens ist es nämlich, dass die USA ein wettbewerbsunfreundliches Unternehmens-Hochsteuerland sind. Die Chancen für eine Steuerreform stehen nicht schlecht.

Digitalisierung findet in Amerika einen fruchtbaren Nährboden

Steuersenkungsbedingte Rückführungen von im Ausland viele Billionen schwer gehaltenem Kapital der US-Konzerne treten dann einen amerikanischen Investitionsboom los und verbesserten den US-Arbeitsmarkt auch qualitativ. Nicht zuletzt böten die USA noch attraktivere Rahmenbedingungen für ausländische Investoren.

Amerika würde sich vor allem noch mehr als Standort für die Digitalisierung, also die industrielle Revolution 4.0 empfehlen. Mit Unternehmen wie z.B. Amazon, Alphabet als Mutter von Google, Apple oder Facebook steht Amerika hierbei vielfach in der Pole Position. Mit dieser Waffe wollen die USA die klassischen Industrieländer wie Deutschland und Japan erfolgreich angreifen. So wird Amerikas Anteil an der Wertschöpfung von z.B. Autos immer weiter steigen. Während Amerika bereits die Digitalisierungssprache beherrscht, wird bei uns noch über Sprachkurse diskutiert.

Steuerlich und digitalisierungsbedingt sind steigende Gewinne der US-Aktiengesellschaften zu erwarten, die damit ihre aktuell sportliche Bewertung entspannen. Die Stimmung in der amerikanischen Industrie als Frühindikator ist bereits vielversprechend.

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Die Angst der Fed vor der Zerschlagung der hässlichen Fliege

Die US-Notenbank Fed wird nicht zum Aktien-Terminator. Der global harte Wettbewerb, damit fehlender Lohnkostendruck und angesichts der Alternativfördermethode Fracking ausbleibende Ölpreisschocks der Opec sprechen nicht für robuste Inflation und damit harte Zinssteigerungen.

Man darf nicht vergessen, dass die USA bis Oberkante Unterlippe verschuldet sind. Gegenüber der Verschuldung von heute ist jene vor Ausbruch der Schuldenkrise 2008 ein Kindergeburtstag. Deren reibungslose Finanzierung geht heutzutage erst Recht nur durch anhaltende Zinssubventionierung der Notenbank. Und für die Neuverschuldung wegen der Steuerreform wird ebenso gelten: Sponsored by Fed.

Überhaupt, die seit 2008 günstigen Kreditzinsen haben auch die US-Konsumenten wieder in eine schlimme Schuldensucht bei Hypotheken, Kreditkarten, Autos, Studentendarlehen und Wertpapierkrediten getrieben.

Diese völlig übertriebene Kreditsucht ist wie eine hässliche Fliege, die auf einer wertvollen Vase sitzt. Mit scharfen Zinserhöhungen müsste die Fed diesen Ungezieferbefall stabilitätspolitisch eigentlich beseitigen, d.h. die Fliege zerschlagen. Das hat sie übrigens schon einmal zwischen 2004 und 2006 gemacht. Leider hat sie damit 2008/2009 eine Schuldenkrise ausgelöst, die zuerst die Konjunktur und dann den Aktienmarkt ruinierte. Zwar war die Fliege dahin, aber die Vase leider auch.

Einen weiteren Zinsschock kann sich die Fed nicht erlauben. Sie ist gezwungenermaßen tierlieb geworden. Ihre Sympathie für Insekten zeigt sie ebenso in einem nur sanften Liquiditätsentzug. Im Übrigen lässt sich die Fed Hintertürchen für den Einstieg in den Ausstieg aus dem Einstieg in die geldpolitische Restriktion offen.

Mit dieser verhalten restriktiven Zinspolitik bremst die US-Notenbank zudem die Aufwertung des Dollars. Eine durchaus dem amerikanischen Außenhandel verpflichtete Fed betreibt keine Exportpolitik pro Eurozone oder Japan. Selbst für die US-Notenbanker gilt: America First. Die Aktien der amerikanischen Global Player wird es freuen.

Übrigens hat sich Trump mit dem Nachfolger von Frau Yellen an der Spitze der US-Notenbank keine wirtschaftsunfreundliche Laus in den Pelz gesetzt.

Die US-Volkswirtschaft bleibt ebenso gedopt wie Dow Jones & Co.


An Wall Street regiert Rendite, nicht die Heilsarmee

Rekordstände am US-Aktienmarkt sind kein grundsätzliches Kurshemmnis, wenn die Aktien-Story weiter stimmig ist. Ich erinnere mich an 1991, als der Dow Jones erstmalig über 3.000 Punkte stieg. Damals hieß es, der Leitindex könne mit Blick auf die übertrieben hohen Kurse nicht weiter steigen. Heute liegt er fast auf dem Achtfachen seines damaligen Niveaus.

Eine höhere Schwankungsbreite am US-Aktienmarkt ist zwar einzukalkulieren. Nachhaltige Kurseinbrüche oder sogar ein Crash sind aber nicht zu befürchten.

Allein wegen Trump als vermeintliche persona non grata sollten sich deutsche Anlegerinnen und Anleger nicht von US-Aktien abwenden. Moral- und Renditefragen sind strikt voneinander zu trennen. Für gute Sitten gibt es andere Institutionen. Man kauft im Tofu-Laden ja auch keine Leberwurst.

Trump ist nicht Amerika und Amerika ist nicht Trump. Wall Street läuft trotz Trump.


VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK

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KAPITALMARKT AUF EINEN BLICK

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Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/

1 Kommentar

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  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Herr Halver, wieder mal ein höchst umfangreicher und wie ich finde, bemerkenswert guter, sehr analytischer Artikel aus Ihrer Feder, aber schließlich ist man nicht unsonst Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. In Ihrer Eigenschaft als leitender und öffentlichkeitswirksamer "Oberbanker" ist es ja auch nicht Ihre Aufgabe, schlechte Stimmung zu verbreiten :--))). Diese eher undankbare Aufgabe übernehmen heute nicht ganz wenige Zeitgenossen, teilweise um aus der Angst der Menschen ein Geschäft zu machen und teilweise aus ehrlicher Überzeugung.

    Ihr Kommentar vermittlelt dem unbedarften Leser sehr gut die "Leichtigkeit des Seins" im Hinblick auf die Wirtschaft, die Politik und die Finanzmärkte und als Fazit aus Ihrem Kommentar lässt sich die beruhigende Ausage treffen, "Alles wird gut".

    Im Gegensatz zu vielen Lesern, welche Ihren Beitrag zum Wochenschluß wie einen angenehm beruhigenden, wohl schmeckenden Longdrink geniessen, um dann fröhlich in eine vermeintlich nahezu sorgenfreie Zukunft zu blicken, wissen Sie jedoch sehr gut, dass es um unser Wirtschafts- und Finanzsystem, zurückhaltend formuliert, nicht zum Besten bestellt ist.

    Die von Ihnen zum Artikelende beschriebene, geradezu geniale Wertentwicklung des Dow Jones seit 1991, ist ja durchaus der Versuch, Sand in die Augen der Finanzmarktteilnehmer zu streuen, denn diese Wertentwicklung ist nur in dem von Ihnen verwendeten Betrachtungszeitraum existent. Auf der Zeitachse von 2000 bis heute, sieht die Sache ganz anders aus, mit einem Wertzuwachs von 300% schlägt Gold den Dow Jones um Längen und zwar trotz der manipulativen Goldpreisdrückungen von interessierter Seite. Die Wahrheit liegt also wie immer im Leben, im Auge des Betrachters.

    Wie geht es nun in den nächsten paar Jahren weiter, lieber Herr Halver? Werden die kriminellen Gelddrucker und deren Wasserträger am Ende den Segen der Geschichtsschreiber erhalten? Wird es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte möglich, mit der Bernanke-Technologie der hypermodernen Druckerpresse, dauerhaften Wohlstand durch Monsterschulden zu schaffen? Ich vermute, Sie kennen die Antwort und wahrscheinlich fühlen auch Sie sich mit dieser Antwort nicht ganz wohl in Ihrer Haut, insbesondere dann nicht, wenn Sie Kinder oder Enkel haben sollten.

    Fazit:

    Der aktuelle Kreditzyklus bewegt sich IMO auf das Finale zu und wir werden vermutlich in nicht allzuferner Zukunft den großen Kehraus an den Finanzmärkten erleben, jedenfalls wenn sich das Gedankengebäude des Ökonomen Ludwig von Mises auch weiterhin als richtig erweisen sollte, was es bisher, durchaus im Gegensatz zu den Modellen der FED, in sehr befriedigener Weise getan hat. Die großen Verlierer beim Großreinemachen, werden wieder alle zinstragenden Anlageklassen sein.

    19:40 Uhr, 03.11. 2017