IWH sieht erste Anzeichen für ein Ende des Abschwungs
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - In der ersten Jahreshälfte 2024 vermehren sich nach Einschätzung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) die Anzeichen für eine konjunkturelle Besserung in Deutschland. Nach der Prognose des Instituts dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 um 0,3 Prozent expandieren und im Jahr 2025 um 1,5 Prozent. Im März hatten die IWH-Konjunkturforscher ein Plus von 0,2 Prozent für 2024 und ebenfalls 1,5 Prozent für 2025 erwartet. Im Sommerhalbjahr werde die Produktion aber wohl nur verhalten ausgeweitet. Ab Herbst dürfte die Belebung mit höheren Realeinkommen und leicht steigenden Exporten Fahrt aufnehmen.
In Deutschland habe die Produktion im ersten Quartal 2024 dank etwas stärkerer Exporte und eines vorübergehenden Anstiegs der Bauproduktion wieder etwas expandiert. Der private Konsum sei dagegen geschrumpft. Zu vermuten sei, dass die einmaligen Inflations-ausgleichszahlungen zum großen Teil zunächst gespart worden seien. In den kommenden Quartalen würden auch real weiter steigende Lohneinkommen zu einer Ausweitung des privaten Konsums führen. Bremsend wirke dagegen, dass die Erwerbstätigenzahl wegen der schwachen Konjunktur in den nächsten Monaten leicht sinken dürfte.
"Alles in allem wird die Produktion im Sommerhalbjahr wohl nur verhalten ausgeweitet. Daran ändert auch die Fußball-Europameisterschaft nichts", sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Denn den Einnahmen durch Fußballfans aus dem In- und Ausland ständen Verdrängungs- und Substitutionseffekte an anderer Stelle gegenüber, sodass unter dem Strich kein ökonomischer Impuls bleibe. Darauf, dass die deutsche Wirtschaft dennoch auf Erholungskurs sei, deute etwa die jüngst deutlich gestiegene Erwartungskomponente des Ifo-Geschäftsklimas hin. Dabei spiele auch eine Rolle, dass die Exporte weiter moderat steigen dürften.
Inflation sinkt gegen Jahresende
"Die Belebung wird wohl ab dem Herbst Fahrt aufnehmen", sagte Holtemöller. Die Verbraucherpreisinflation dürfte im Jahr 2024 bei 2,3 Prozent liegen und erst gegen Jahresende spürbar sinken, weil die kräftigen Lohnsteigerungen den Sommer über zum Teil überwälzt würden. 2025 werde sie bei 1,9 Prozent liegen. Die Arbeitslosenquote beträgt laut der Prognose sowohl im Jahr 2024 als auch im kommen-den Jahr 6,1 Prozent, nach 5,7 Prozent im Vorjahr. Die Zahl der Arbeitslosen soll dieses Jahr 2,816 Millionen und nächstes 2,851 Millionen betragen. Das Finanzierungsdefizit des Staates dürfte sich 2024 auf 1,4 Prozent in Relation zum BIP und 2025 auf 1,3 Prozent belaufen.
"Ein Risiko für die internationale und insbesondere die deutsche Konjunktur ist die Möglichkeit einer rasch zunehmenden Fragmentierung der Weltwirtschaft", warnte Holtemöller. So werde derzeit vielfach erwartet, dass die EU-Kommission im Sommer Strafzölle auf subventionierte chinesische Produkte erhebe, und dass China mit eigenen Zollerhöhungen antworten werde. Besonders in Mitleidenschaft gezogen würden etwa Unternehmen der Automobilbranche, und zwar auch über europäische Zölle auf in China von deutschen Unternehmen für den europäischen Markt produzierte Fahr-zeuge.
Unter solchen Bedingungen wären die Chancen für eine Expansion der deutschen Exporte schlecht. Und es sei "zweifelhaft, ob sich eine gesamtwirtschaftliche Erholung in Deutschland ohne außenwirtschaftliche Impulse einstellen könnte".
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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