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11:10 Uhr, 08.08.2024

IWH: Insolvenzzahlen erreichen im Juli Rekordwerte

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland ist im Juli laut einer Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) überraschend deutlich angestiegen. Besonders viele Insolvenzen gab es im verarbeitenden Gewerbe, wie das IWH mitteilte. Die aktuelle Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland liege laut IWH-Insolvenztrend im Juli bei 1.406. "Damit liegen die Zahlen so hoch wie seit etwa zehn Jahren nicht mehr und übersteigen somit auch den jüngsten Spitzenwert aus dem April 2024", erklärte das Institut.

Die Zahl der Insolvenzen stieg im Juli laut den Angaben um 20 Prozent gegenüber dem Vormonat und liegt 37 Prozent über dem Juli 2023. Der aktuelle Wert liegt demnach um 46 Prozent über dem Juli-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie. Der Anstieg im Juli sei etwas deutlicher ausgefallen als vom IWH Anfang des Monats prognostiziert. Dass es im Juli eine hohe Zahl von Arbeitstagen gegeben habe, erkläre diesen Anstieg nur teilweise.

Der deutliche Anstieg der Insolvenzzahlen betreffe alle Branchen. Er falle jedoch besonders deutlich im verarbeitenden Gewerbe aus. Nach 100 insolventen Industrieunternehmen im Juni, was auch dem Durchschnitt der letzten zwölf Monate entsprochen habe, habe die Zahl bei 145 im Juli gelegen. Das sei ein neuer Höchstwert seit Erfassung von Brancheninformationen im IWH-Insolvenztrend im Januar 2020. Deutlich stärker als üblich waren laut dem Institut die Länder Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen betroffen.

Die Analyse des IWH zeige, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, knapp 10.000 Arbeitsplätze betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten in den größten 10 Prozent der Unternehmen liege damit nahe an den Werten des Junis, des Vorjahresmonats und eines durchschnittlichen Julis der Jahre 2016 bis 2019. Die steigende Zahl an Insolvenzen bei konstanter Zahl betroffener Jobs sei auf das Fehlen von Großinsolvenzen im Juli zurückzuführen.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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