IWH: Deutschland weiter in der Stagnation
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat wie zuvor bereits mehrere andere Institute seine Prognosen für die deutsche Wirtschaftsentwicklung gesenkt. Nach der Herbstprognose des Instituts dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 stagnieren und im Jahr 2025 bei sich normalisierender Kapazitätsauslastung um 1,0 Prozent zulegen, wie das IWH mitteilte. Für 2026 veranschlagt das Institut dann ein BIP-Wachstum von 1,4 Prozent. Im Juni hatten die IWH-Konjunkturforscher nach eigenen Angaben noch ein Plus von 0,3 Prozent im Jahr 2024 und von 1,5 Prozent für 2025 erwartet.
Die Zahl der Erwerbstätigen bleibe in der zweiten Jahreshälfte 2024 in etwa konstant und nehme im Jahr 2025 wieder leicht zu. Die Zahl der Arbeitslosen sieht das IWH dieses Jahr bei 2,773 Millionen, nächstes bei 2,845 Millionen und übernächstes bei 2,851 Millionen und die Arbeitslosenquote bei 6,0 Prozent in diesem und 6,1 Prozent in den beiden Folgejahren. Die Verbraucherpreisinflation betrage im Jahresdurchschnitt 2,3 Prozent im Jahr 2024 und 2,4 Prozent im Jahr 2025, wenn dämpfende Effekte von den gefallenen Energiepreisen wegfielen. Für 2026 sieht das IWH hier 2,2 Prozent. Das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit in Relation zum BIP sinke von 2,6 Prozent im Jahr 2023 über 2,0 Prozent im laufenden Jahr auf 1,7 Prozent im Jahr 2025 und 1,6 Prozent 2026.
Das RWI betonte, das Verhältnis des Volumens aller Ausrüstungsinvestitionen zum BIP sei seit der Corona-Pandemie deutlich geringer als zuvor. "Ein wichtiger Grund dafür dürfte in langfristig eingetrübten Exportaussichten liegen, denn der deutsche Anteil an den weltweiten Warenexporten ist seit der Zeit vor Pandemieausbruch deutlich gesunken", sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. "Für die deutsche Wirtschaft ist es ein erheblicher Einschnitt, wenn die wirtschaftlichen Impulse nicht mehr von Erfolgen des Exportsektors kommen." Dass die Sparquote der privaten Haushalte erneut etwas gestiegen sei, gehe wohl vor allem auf Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft zurück.
Pessimismus der Unternehmen als Risiko
Allerdings stiegen die realen Arbeitnehmereinkommen aufgrund der recht hohen Lohn- und der weiter nachlassenden Preisdynamik. "Deshalb dürfte ein wieder aufwärts gerichteter privater Konsum im Winterhalbjahr zu einer leichten Erholung der Konjunktur beitragen", erwartete Holtemöller. Ein erhebliches Risiko für die deutsche Konjunktur liege allerdings in einem verbreiteten Pessimismus der Unternehmen bezüglich ihrer Ertragsaussichten. Hielten in nächster Zeit die negativen Überraschungen bezüglich der Wirtschaftslage an, würde sich die Stimmung nach Einschätzung der IWH-Konjunkturforscher wohl weiter verschlechtern.
"Davon wäre vor allem die private Investitionstätigkeit betroffen", sagte Holtemöller. Zu deren unterstellter allmählicher Stabilisierung in den kommenden Quartalen käme es dann wohl nicht. Darüber hinaus wären die deutschen Exportindustrien auch von einer Verschlechterung der Weltkonjunktur betroffen, wie sie etwa durch eine Abkühlung in den USA oder schlechte Nachrichten von den verschiedenen geopolitischen Krisenherden ausgelöst werden könnte.
"Zum Ende des Sommers 2024 deutet vieles darauf hin, dass sich das zuletzt moderate Tempo der Weltkonjunktur erst einmal fortsetzen wird", erklärten die Ökonomen. Zwar hätten Sorgen um die Konjunktur in den USA Anfang August zu heftigen Turbulenzen auf den Finanzmärkten geführt, kurz darauf hätten aber positive Neuigkeiten die Märkte wieder beruhigt. Im September dürften die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen senken. Die Finanzpolitik sei in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften zwar leicht restriktiv ausgerichtet, der Restriktionsgrad dürfte sich aber verringern.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
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