IW: Ökonomische Schockstarre Deutschlands dürfte sich fortsetzen
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BERLIN (Dow Jones) - Die ökonomische Schockstarre in Deutschland dürfte sich der jüngsten Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge fortsetzen. Die Geschäftslage habe sich im Jahresverlauf 2023 wieder deutlich verschlechtert. Die Geschäftserwartungen haben sich der Herbst-Umfrage zufolge im Jahresverlauf wieder eingetrübt und seien nun auf das Niveau vom Herbst 2022 zurückgeprallt. Die Investitionsschwäche dürfte sich fortsetzen.
Der Anteil der Betriebe, die für 2024 von einer höheren Produktion als 2023 ausgehen, beträgt laut Umfrage 23 Prozent, der Anteil der Pessimisten dagegen 35 Prozent. Das entspreche dem Erwartungsbild vom Herbst 2022, das stark von den Energiepreisschocks, hoher Inflation und der Befürchtung einer Energiemangellage bestimmt war, so das IW. Keine Wirtschaftsregion werde sich im kommenden Jahr im Aufschwung befinden.
Im Dienstleistungssektor ist die Bewertung der aktuellen Lage fast ausgeglichen. In der Industrie und vor allem in der Bauwirtschaft besteht laut IW allerdings ein tiefer Graben zwischen Firmen mit einem Plus und einem Minus im Vorjahresvergleich.
"Die im Gefolge der russischen Invasion in der Ukraine stark angestiegenen Energiepreise, die damit einhergehende allgemeine Verteuerung, die geopolitischen Verunsicherungen und die deutlich nachlassende Dynamik der Weltwirtschaft erklären den ökonomischen Stillstand hierzulande", sagte der Autor der Studie, Michael Grömling.
Krise in Industrie und Bauwirtschaft dürfte sich fortsetzen
Besonders düster gestalten sich die Konjunkturerwartungen in der Industrie und Bauwirtschaft. Laut Umfrage erwarten 38 Prozent der Industrieunternehmen für kommendes Jahr eine niedrigere Produktion, dagegen nur 25 Prozent ein Plus. Außerdem gingen 54 Prozent der Bauunternehmen von einem Produktionsrückgang 2024 aus. Nur 13 Prozent können sich eine höhere Produktion als 2023 vorstellen. Die Bau- und Industriekrise dürfte sich in Deutschland daher fortsetzen, so das IW.
Aufgrund des "rezessiven Umfelds" werde auch 2024 die seit Jahren bestehende Investitionsschwäche in Deutschland nicht überwunden werden, so das IW. Zwar planen 27 Prozent der Unternehmen höhere Investitionen als 2023, aber der Anteil der Betriebe mit geringeren Investitionsbudgets liege bei 36 Prozent. Vor allem in der Bauwirtschaft sei ein erheblicher Investitionsrückgang zu befürchten.
Ende des Beschäftigungsaufbaus
Die Langwierigkeit der wirtschaftlichen Schockstarre und die nicht nachlassenden Verunsicherungen werden laut IW zu negativen Folgen auf dem deutschen Arbeitsmarkt führen.
Nur noch 20 Prozent der Unternehmen rechnen laut Umfrage mit einem Beschäftigungsaufbau, während 35 Prozent mit einer rückläufigen Anzahl an Mitarbeitern im Jahr 2024 planen. Immerhin 45 Prozent halten ihre Belegschaft konstant.
"Der über lange Zeit erfolgte Beschäftigungsaufbau in Deutschland dürfte vorerst sein Ende gefunden haben", so Grömling.
Für die Umfrage im November 2023 wertete das IW insgesamt 2.216 Meldungen aus.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/uxd
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