IW: Großes Potenzial beim Mieterstrom für Millionen Haushalte
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Millionen Mieterhaushalte könnten vom Mieterstrom profitieren, indem sie auf den Dächern der Gebäude Solarstrom produzierten. Das ergab eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Nach neuen IW-Berechnungen könnten von den insgesamt 19 Millionen Mieterhaushalten in Mehrfamilienhäusern bis zu 14,3 Millionen in 1,9 Millionen Gebäuden von Mieterstrom profitieren. Selbst wenn man Gebäude mit Eigentümergemeinschaften herausrechnen würde, liege das Potenzial bei etwa 934.000 Gebäuden. Im Mai wurden bundesweit knapp 9.000 Mieterstromanlagen betrieben. Das Potenzial für die Stromerzeugung über Photovoltaik (PV) liegt laut IW bei 43 Terawattstunden (TWh).
"Angesichts der gesamten PV-Stromerzeugung von 61 TWh im Jahr 2023, wird das gesamte Potenzial des Mieterstroms und seine große Bedeutung für eine erfolgreiche Energiewende bewusst", heißt es in dem IW-Kurzbericht.
Um das Potenzial von Mieterstrom zu nutzen sei eine bundesweit einheitliche Abwicklung der Prozesse zwischen Mieterstromanbietern, Netzbetreibern und Messstellenbetreibern "essenziell".
Das IW mahnte, dass die Planung von Mieterstrom kein maßgeschneidertes Projekt sein dürfe, sondern sollte standardisiert und bundesweit einheitlich umsetzbar sein. Das Institut forderte, dass auch die Vergütungslogik grundsätzlich umgekehrt werden sollte. Denn eine Volleinspeisung werde im Moment höher entlohnt als die Überschussteileinspeisung. "Dadurch werden in Mieterstromprojekten kleinere Anlagen als möglich gebaut und wertvoller Platz auf Dachflächen verschenkt", so das IW.
Ein großes Potenzial stelle in diesem Zusammenhang die Regulatorik dar, die für alle Parteien in einem Gebäude klarere Verhältnisse schaffen sollte. Die größte Herausforderung sei im Mehrfamilienhaus-Segment der Entscheidungsprozess. Wichtig sei, dass Wohnungseigentümergemeinschaften den Strom aus der PV-Anlage auf dem eigenen Dach direkt an die Bewohner im Gebäude weitergeben können. Großes Risiko resultiere hier unter anderem bei geringen Mitmachquoten im Haus.
"Das Modell der Gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung sollte hier der Standard werden, da der bürokratische Aufwand durch den Wegfall der Lieferantenpflicht sinkt", forderte das IW.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/mgo
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