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13:36 Uhr, 22.03.2024

IW: Fußball-EM dürfte Deutschland kein Konjunkturfeuerwerk bescheren

BERLIN (Dow Jones) - In Deutschland ist aufgrund der heimischen Fußball-Europameisterschaft in diesem Sommer nicht mit einem Konjunkturfeuerwerk zu rechnen. Das ist die Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Erfahrung der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 zeigen laut IW-Konjunkturexperte Michael Grömling, dass Konsumausgaben nicht steigen, sondern sich verschieben. Denkbar sei allerdings, dass ein sportliches Großereignis wie die EM die psychologische Stimmung in Deutschland aufhellen und das Image des Gastgeberlandes verbessern könnte.

"Sportliche Großereignisse sind kein Konjunkturfeuerwerk. Viele Verbraucher werden die EM zwar zum Anlass nehmen, um sich einen neuen Fernseher zu kaufen, zum Public Viewing einzuladen oder beim Mitfiebern ein Bier mehr zu trinken. Doch dafür sparen sie an anderer Stelle: Bratwurst statt Restaurant, Fernsehabend statt Kinobesuch. Die Konsumausgaben steigen folglich nicht unbedingt, sondern verschieben sich", wie das IW erklärte.

Auch europäische Touristen, die zu den Spielen anreisen, dürften den Konsum nicht deutlich steigern. IW erwartet, dass diese im Zweifel die anderen Touristen verdrängten. Ein Hotelzimmer könne eben nur einmal vergeben werden. "Für die zehn Städte, in denen die Spiele stattfinden, mag das Ereignis zwar einen kleinen wirtschaftlichen Impuls bringen, doch deswegen wird das BIP am Ende des Jahres nicht höher ausfallen", so das IW.

Zwar fließe in ein paar der Stadien noch etwas Geld in Form von Modernisierungsarbeiten. Aber dabei entstünden keine neuen Straßen oder sonstige Infrastruktur, wie es etwa bei der Weltmeisterschaft in Südafrika der Fall war. Einnahmen aus dem Verkauf von TV-Rechten gingen an den Fußballverband UEFA, der seinen Sitz in der Schweiz habe.

Insgesamt könnte eine erfolgreiche EM aber den Standort attraktiver machen. Imagepflege sei, gerade vor dem Hintergrund schwacher Direktinvestitionen, ein enormer Gewinn. "Gleichzeitig ist Konjunktur geprägt von Erwartungen und Stimmungen - die emotionale Rendite der EM ist nicht zu unterschätzen", so das IW.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/apo

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