IW: Deutschland muss mehr Geld in Bildung stecken
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Deutschland sollte nach Ansicht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mehr in Bildung stecken, denn jeder Euro schulischer Förderung würde den Staat auf längere Sicht finanziell entlasten. Das arbeitgebernahe Institut verwies auf einen neuen Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), nach dem Deutschland zu wenig in Bildung investiert und zu viele junge Erwachsene ohne Berufsabschluss hat. Demnach flossen in Deutschland im Jahr 2021 nur 4,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Bildungseinrichtungen von Grundschulen bis Hochschulen. Der OECD-Durchschnitt lag bei 4,9 Prozent. Auch pro Bildungsteilnehmer in Grund- und weiterführenden Schulen gibt Deutschland weniger aus als vergleichbare Nachbarländer wie Dänemark und Österreich.
"Die Politik muss die Bildung von Kindern mehr in den Fokus rücken. Mehr Investitionen zahlen sich langfristig aus - sozial und wirtschaftlich", sagte IW-Bildungsexperte Axel Plünnecke. "Letztlich sind es die Kinder, die zukünftig die Wirtschaft tragen, die Gesellschaft prägen und unseren Wohlstand sichern."
Laut IW sind die Finanzbedarfe zuletzt gestiegen. Gerade bei der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund fehlten Milliarden. Es verwies auf den der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund im Alter von 15 Jahren, der in den letzten zehn Jahren um 13 Prozentpunkte gestiegen ist und 2022 bei fast 39 Prozent lag.
Besonders kritisch sei die Lage an Schulen, in denen die Mehrheit der Schüler einen Migrationshintergrund habe, so das Institut. IW-Auswertungen von Pisa-Daten zeigten, dass mehr als jeder Dritte 15-jährige Jugendliche mit Migrationshintergrund 2022 auf eine Schule gehe, in der über 75 Prozent der Mitschüler einen Migrationshintergrund aufwiesen.
"Für diese Schulen ist es besonders schwierig, die notwendige Förderung zu leisten. Die Folge: Kinder mit Migrationshintergrund werden abgehängt und erreichen oft nicht die Ausbildungsreife", erklärte das IW. "Deshalb ist gezielte Förderung der Schlüssel gegen ungleiche Bildungschancen."
Das Startchancenprogramm des Bildungsministeriums sei ein guter Ansatz. Dieser sieht vor, dass über zehn Jahre jährlich 2 Milliarden Euro in etwa 10 Prozent der Schulen mit den größten sozialen Herausforderungen investiert werden. IW-Berechnungen zeigen, dass diese 20 Milliarden Euro langfristig 56,3 Milliarden Euro in die Staatskasse spülen - zum Beispiel durch zusätzliche Steuereinnahmen und niedrigere Transferleistungen. Der Nettoeffekt betrage damit langfristig beim Staat 36,3 Milliarden Euro.
"Und es wäre sogar noch mehr möglich: Würde das Programm mit 80 Milliarden Euro auf 40 Prozent der Schulen ausgeweitet, könnten über zwei Drittel aller benachteiligter Schüler davon profitieren - möglicher Nettoeffekt für die Staatsfinanzen: über 100 Milliarden Euro", wie das IW errechnete.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
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