Kommentar
11:56 Uhr, 05.07.2016

Ist nach dem Brexit vor dem Ende des Vereinigten Königreichs?

Das Referendum ist vorbei und die Brexit-Befürworter kommen aus ihrem Siegesrausch nicht mehr heraus. Doch was für ein Sieg ist das, wenn er zum Zerfall eines Landes führt?

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Das Ergebnis des Referendums war für viele überraschend. Am Abend der Abstimmung implizierten Wettquoten eine 90 %-ige Wahrscheinlichkeit für den Verbleib Großbritanniens in der EU. Bereits im Vorfeld feierte der Markt dieses Ergebnis. So kann man sich irren...

Für das Pro-Brexit Lager war der Erfolg der Kampagne ein wahrer Höhenrausch. Wieso, das wird noch lange Zeit offenbleiben, denn der Wahlkampf an sich war ziemlich inhaltsleer. Das Brexit-Lager polterte unter anderem mit dem „Argument“ des griechischen Bail-outs gegen die EU. Dass die Eurozone und die EU dann doch nicht vollkommen deckungsgleich sind schien niemandem in den Sinn zu kommen oder zu stören.

Nach einem Wahlkampf, der an Populismus kaum zu überbieten war, müssen sich nun die Sieger mit der Realität auseinandersetzen – und diese sieht ziemlich düster aus. Dem Volk wurde durch den Brexit ein großer Befreiungsschlag versprochen. In Wahrheit dürfte nach dem Brexit ein Scherbenhaufen übrigbleiben, der Großbritannien (GB) in die Bedeutungslosigkeit führt.

EU-Vertreter haben bereits deutlich gemacht, dass Großbritannien nicht mit einer Sonderrolle rechnen kann. Die Brexit-Befürworter hatten sich das anders ausgemalt. Sie wollten letztlich ein Art EU-Mitgliedschaft light, bei der sie alle Vorteile genießen können, ohne selbst etwas beizutragen. Das wird es nicht geben.

Im Zentrum der Debatte wird vor allem der gemeinsame Binnenmarkt stehen. Großbritannien möchte den Zugang zu diesem behalten, ohne sich an die aktuell für alle geltenden Regeln halten zu müssen. Träumen kann man ja...

Bis überhaupt konkret über Themen wie, der gemeinsamen Binnenmarkt verhandelt wird, vergehen noch Monate. Bis dahin muss Großbritannien erst einmal eine politische Krise überwinden. Die Regierung wird in dieser Zeit kaum eine aktive Politik betreiben können und gibt es erst einen neuen Regierungschef, wird das politische System durch die Verhandlungen mit der EU lahmgelegt.

Innenpolitisch ist Großbritannien womöglich bis Ende des Jahrzehnts gelähmt. Der Druck der EU wird groß sein, aber auch der innenpolitische Druck wird zunehmen. Das Land muss nicht nur um seine wirtschaftliche Zukunft bangen, sondern auch um seine Zukunft als Vereinigtes Königreich.

Als wäre die Unsicherheit über die Beziehungen zur EU nicht schon groß genug, kommt noch eine weitere Unsicherheit hinzu. Schottland wird bis zum Ende der Verhandlungen mit der EU nicht lockerlassen und ein Referendum um seine Unabhängigkeit ankündigen. Erreicht GB keinen guten Deal mit der EU, dann dürfte sich eine Mehrheit der Schotten für die Unabhängigkeit entscheiden.

In Nordirland sieht es nicht anders aus. Ohne einen gemeinsamen Markt mit Irland ist die Region wirtschaftlich am Ende. Eine Unabhängigkeit Nordirlands wird es vermutlich nicht geben. Dafür steht die Wiedervereinigung von Irland und Nordirland im Raum.

Durch die mögliche Unabhängigkeit Schottlands und einee Wiedervereinigung Irlands würde die Bevölkerung Großbritanniens um gut 7 Mio. schrumpfen. Der Bevölkerungsschwund ist dabei wohl weniger wichtig als der Rückgang der Wirtschaftsleistung. Diese würde sich schlagartig um 11 % reduzieren.

Die beiden Grafiken zeigen diese Entwicklung. Neben Nordirland und Schottland ist auch London separat ausgewiesen. Hier hatte sich die Mehrheit für einen Verbleib in der EU ausgesprochen. Nachdem London 22 % der Wirtschaftsleistung ausmacht und die City of London besonders hart vom Brexit betroffen sein wird, kann man sich vorstellen, dass es zu einem Einbruch der Wirtschaftsleistung im Raum London kommen wird.

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Nun wird es in den kommenden Monaten nicht gleich zu einem Zerfall Großbritanniens kommen. Ebenso wird keine Massenabwanderung aus London stattfinden. Genau das könnte jedoch das Ergebnis nach dem tatsächlichen Austritt sein. Bis dahin ist die Unsicherheit groß und Unsicherheit bedeutet, dass Unternehmen tendenziell keine Arbeitsplätze schaffen und sich bei Investitionen zurückhalten.

Unter diesen Umständen wäre es äußerst ungewöhnlich, wenn eine Rezession ausbliebe. Nach dem eigentlichen Austritt muss man ferner davon ausgehen, dass die Wirtschaftsleistung vor allem in London deutlich sinkt.

Derzeit ist Großbritannien die fünftgrößte Wirtschaft der Welt. Am Ende des Brexit könnte das Land hinter Frankreich und Brasilien zurückfallen. Eine kleinere Wirtschaft schwächt die Position in der Welt, wenn es um das Aushandeln von bilateralen Vereinbarungen geht.

Bereits jetzt hat GB eine Verschuldung von 90 % der Wirtschaftsleistung. Das Budgetdefizit lag zuletzt bei über 4 % der Wirtschaftsleistung. Eine Rezession und langfristig geringeres Wachstum würde die Schuldenlast schnell über 100 % steigen lassen. Das alles hilft dem Land nicht gerade gestärkt aus der Situation hervorzugehen.

Der große Sieg der Brexit-Befürworter dürfte sich am Ende als dramatische Niederlage entpuppen. Im Ernstfall kann man am Ende des Prozesses auch kaum noch vom „Vereinigten“ Königreich sprechen.

Lars Gottwik
Partner & COO JFD Brokers
JFD Brokers – Just FAIR and DIRECT

www.jfdbrokers.com

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