Kommentar
13:44 Uhr, 22.11.2019

Ist die Zeit der fallenden Zinsen bald vorbei?

Ein Blick auf die langfristige Zinsentwicklung in den USA und Deutschland zeigt, dass der Abwärtstrend bei den Zinsen durchaus noch weitergehen kann.

Erwähnte Instrumente

  • Euro-Bund Future - WKN: 965264 - ISIN: DE0009652644 - Kurs: 171,14 % (EUREX)

Weltweit sinken die Zinsen nicht erst seit einigen Jahren, sondern seit Jahrzehnten. Sowohl in den USA als auch in Deutschland ist bei den längerfristigen Zinsen bereits seit dem Jahr 1981 ein mehr oder weniger kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen. Dafür sind vor allem gesunkene Inflations- und Wachstumserwartungen verantwortlich, aber auch die Geldpolitik der Notenbanken, die bei jeder wirtschaftlichen Abschwächung die Leitzinsen weiter reduzierten.

Der folgende Chart zeigt die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren. Im Jahr 1981 warfen die Anleihen nominal noch mehr als 15 % ab, aktuell sind es weniger als 2 %.

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Sinkende Zinsen machen in gängigen Bewertungsmodellen künftige Zahlungsströme und Gewinne wertvoller, weil diese weniger stark abgezinst werden müssen. Dadurch steigt der Wert von Rendite bringenden Investments wie Aktien oder Immobilien, weil die künftigen Dividenden bzw. Mieteinnahmen einen höheren Gegenwartswert haben. Die sinkenden Zinsen in den vergangenen Jahrzehnten haben deshalb zu dramatisch stark steigenden Kursen bei Aktien und Anleihen sowie zu explodierenden Immobilienpreisen geführt.

In den letzten Jahren gab es allerdings erste Anzeichen für eine Bodenbildung bei den Zinsen, wie vor allem dem oben stehenden Chart der zehnjährigen US-Staatsanleihen zu entnehmen ist. Hier hat sich bei ungefähr 1,5 % ein dreifacher Boden ausgebildet, der auch längerfristig das Ende des Abwärtstrends signalisieren könnte.

Noch ganz anders sieht die Situation bei den deutschen Bundesanleihen aus, wie der folgende Chart zeigt. Hier ist der Abwärtstrend, der nach der Dow-Theorie einfach als Abfolge sinkender Tiefs und sinkender Hochs definiert wird, noch eindeutig intakt.

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Anleger zumindest in der Eurozone sollten sich also nicht voreilig auf eine Wende bei den Zinsen einstellen, auch dann nicht, wenn es, wie in den letzten Wochen und Monaten, vorerst zu einer zyklischen Erholung kommt.

Fraglich ist allerdings durchaus, wie weit die längerfristigen Zinsen noch unter null sinken können. Negative Anleiherenditen bedeuten für die Käufer der Anleihen garantierte Verluste, wenn sie die Papiere bis zur Fälligkeit halten. Bei deutlich negativen Zinsen würden Anleger deshalb vermehrt auf Bargeld ausweichen, statt neue Anleihen zu zeichnen.

Kurzfristig liegt im Bund-Future, der sich invers zu den Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen entwickelt, ein Abwärtstrend vor. In den vergangenen Wochen sind die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen also gestiegen. Eine längerfristige Trendwende muss das aber noch nicht bedeuten.

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  • Spielwiese
    Spielwiese

    Hallo Herr Baron,

    danke für den Artikel. Ich befürchte auch, dass wir keine schnelle Abkehr von der aktuellen Geldpolitik sehen werden.

    Ein Hinweis sei gestattet: niedrige Zinsen erhöhen den Barwert künftiger Cash flows und damit asset Preise, völlig korrekt. Aber wie das so ist, hat die Medaille auch eine Kehrseite. Und das sind die Pensionsrückstellungen, denn der Barwert der Verpflichtungen steigt genau so an. Schauen sie mal in die Bilanzen, gerade bei großen und alten deutschen Konzernen, vor allem ehemaligen Staatskonzernen. Sind die Zusagen underfunded, sind Niedrigzinsen eine Zeitbombe.

    sonnige Grüße

    10:50 Uhr, 25.11.2019
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    In Japan sind die Zinsen schon seit 30 Jahren auf Tiefststand. Da haben wir im Euroland noch etwas Zeit bis dahin und werden Japan vielleicht sogar übertreffen.

    22:14 Uhr, 22.11.2019
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Ich weis jetzt nicht was Dresden mit dem Zinsniveau in Euroland zu tun hat. Jedenfalls ist es mir in Dresden zu dunkel. Darum werde ich dort nicht vorbeischauen.

    16:28 Uhr, 22.11.2019
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Herr Baron, ich glaube auch nicht an eine Trendwende bei den Zinsen. Steigende Zinsen wären Gift für die europäischen Südländer. Dazu zähle ich auch Frankreich. Wer ist EZB-Präsidentin? Richtig, die. Frau Lagarde. Und welche Nationalität hat diese Frau.? Ich glaube, die Antwort dieser Frage beinhaltet, dass die Zinsen niedrig bleiben werden!

    14:26 Uhr, 22.11.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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