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08:56 Uhr, 19.03.2025

Irische Zentralbank hat besondere Sorgen um Trumps Zollpolitik

Von Paul Hannon

DOW JONES--Die Konjunktur in Irland würde nach Einschätzung der Zentralbank des Landes einen erheblichen Rückschlag erleiden und könnte sogar in die Rezession rutschen, sollte US-Präsident Trump das Land mit höheren Zöllen belegen oder die Steuervorschriften ändern.

In ihrem vierteljährlichen Bericht senkte die Central Bank of Ireland ihre Wachstumsprognosen. Sie erwartet in den Jahren 2025 und 2026 nun ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 4 Prozent, nachdem sie zuvor eine Expansion von 4,2 Prozent in diesem und von 4,5 Prozent im nächsten Jahr prognostiziert hatte. Zur Begründung nannte sie die Folgen der Unsicherheit über Trumps mögliche Politik auf Investitionen und Exporte.

Immer noch lägen solche Wachstumsraten, wenn sie sich realisieren, deutlich über denen anderer, wohlhabender Länder. Die irische Zentralbank warnte jedoch, dass die Entscheidungen aus dem Weißen Haus darüber entscheiden werden, ob diese Ziele überhaupt erreicht werden können, weil sie nämlich Konsequenzen für die vielen, in Irland tätigen US-Unternehmen haben, die so genannten multinationalen Konzerne.

Höhere Zölle auf Einfuhren aus der Europäischen Union würden das irische Wirtschaftswachstum weiter verlangsamen, wobei das Ausmaß von der Höhe der Zollerhöhung abhängig ist sowie davon, für welche Produkte die Abgaben gälten, sagte Zentralbankdirektor Robert Kelly.

"Es wird erheblich sein", urteilte Kelly über eine mögliche Zollerhöhung um 25 Prozentpunkte. Die Möglichkeit, dass es dann zu einer Rezession kommen könnte, wollte er nicht ausschließen.

Irische Produktionsbetriebe von US-Pharmaunternehmen sind ein Schlüssel zu den Aussichten für die irische Wirtschaft. Ausgerechnet sie stehen auch im Mittelpunkt von Trumps Unmut mit den bisherigen Wirtschaftsbeziehungen beider Länder. "Diese wunderschöne Insel mit fünf Millionen Einwohnern hat die gesamte US-Pharmaindustrie in ihren Fängen", sagte er bei einem Treffen mit dem irischen Premierminister vergangene Woche. "Wir haben ein massives Defizit mit Irland. Wir wollen das ausgleichen."

Der Export von Arzneimitteln boomte gegen Ende 2024, begünstigt durch die hohe Nachfrage nach Adipositas-Medikamenten in den USA. Dieser Boom setzte sich auch im Januar fort, die Ausfuhren von Arzneimitteln fielen um 68 Prozent höher aus als ein Jahr zuvor, wie aus den am Dienstag veröffentlichten Zahlen hervorgeht.

Höhere Zölle auf Arzneimittel könnten daher unmittelbare und schädliche Folgen für das irische Wachstum haben. Nach Ansicht der Zentralbank wird jedoch viel davon abhängen, inwieweit sich als Reaktion auf die dann höheren Preise auch die Nachfrage nach Arzneimitteln abkühlt. Wenn sie als unentbehrlich angesehen werden und Alternativen von US-Herstellern nicht ohne weiteres verfügbar sind, dürften die Auswirkungen nicht allzu groß sein. Laut Zentralbank dürfte es nämlich einige Zeit dauern, bis US-Unternehmen bei hohen Zöllen ihre Produktion zurück in die USA verlagern, zumal sie hohe Investitionen in Arbeitskräfte und Produktionsanlagen gesteckt haben.

Unmittelbar macht Zentralbankdirektor Kelly mehr Sorgen, wie US-Tech-Firmen reagieren könnten. Ihre Patente und anderes geistiges Eigentum, auf denen ihre Gewinne fußen, ließe sich leichter verlagern als die Produktion von Arzneimitteln. Da Irland hier von einer kleinen Anzahl von Unternehmen abhängig ist, könnte es zu einem Einbruch der Steuereinnahmen für die irische Regierung kommen.

Im Falle eines solchen "fiskalischen Schocks", so Kelly, müsste die Regierung wahrscheinlich schnell mit Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen in anderen Bereichen reagieren.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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